Der dunkle Kreuzzug
das, was ich mache – was der Flammende Stern macht -, völlig unnötig wäre, weil die Menschheit beim ersten Auftauchen der Käfer bereit gewesen wäre für einen solchen Krieg. Aber das tat er nicht. Weil er es nicht konnte. Und am Ende stand er mit leeren Händen da: Er ging ins Exil, wurde verschmäht und starb als Bösewicht, nicht als Held. Für all seine Mühe bekam er keinen Dank, rein gar nichts.«
»Davon abgesehen«, sagte Jackie mit Blick auf das gyaryu . Sie konnte Gemurmel aus der Klinge in ihrem Geist hören.
»Die große Belohnung. Ich schätze, Sie sind auch noch erfreut darüber, dass diese ach so ehrlichen Zor Sie da reingezogen haben.« Mit wütender Miene sah er sie an. »Die haben Ihnen gegenüber ganz sicher mit offenen Karten gespielt.«
»Das glaube ich schon. Und ich glaube, Ihre Ansichten über Admiral Marais sind dermaßen weit von der Wahrheit entfernt, dass ich kaum etwas darauf zu antworten weiß.«
»Wäre Ch’en’ya hier, würde sie ›pah‹ sagen.«
»Sie wissen nichts über Marais.«
»Aber Sie wissen alles über ihn, möchte ich wetten.«
Sie wollte schon antworten, überlegte aber einen Moment und schwieg schließlich.
»Und was genau haben Sie vor? Wie sieht Ihr großartiger Plan aus, um die Vuhl zu besiegen?«, fragte sie stattdessen.
»In diesem Krieg geht es nicht ums Besiegen, sondern um die Auslöschung.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie haben ja keine Ahnung, was die eigentlich wollen. Die wollen uns züchten . Die haben auf der Suche nach uns ein halbes Dutzend Rassen ausgelöscht und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir zu mächtig sind, um ausgelöscht zu werden. Als sie Cicero infiltrierten, damals, als das Ganze seinen Anfang nahm …«
Owen sah zur Seite, als hätte ihn etwas abgelenkt. Jackie nahm eine anhaltende Unruhe aus dem gyaryu wahr.
»Als sie Cicero infiltrierten«, wiederholte er, »da schufen sie die Grundlage, um das gesamte Sol-Imperium zu übernehmen. Sie wollen uns nicht vernichten, sondern unterwerfen. Es gibt nur einen Weg, um das zu verhindern.«
»Und welche Rolle spielt se Ch’en’ya dabei?«
»Sie glaubt, was wir glauben.« Er berührte das Sternsymbol auf seiner Brust. »Die Kralle von esLi sieht die Notwendigkeit ein und stimmt mit dem Ziel überein. Und sie verfügt über eine Fülle an Informationen.«
Jackie merkte, wie sich ihr der Magen umdrehte. »Sie erzählte Ihnen von …«
»Wir kennen den kompletten Plan, von ARIEL bis JANISSARY«, entgegnete Owen lächelnd. »Flottenstärke, Zeitpläne, einfach alles. Sie brachte einen Computer mit, und damit verfügen wir über alle Informationen.«
»Sie wissen alles … damit Sie es vereiteln können?«
»Natürlich nicht. Warum sollten wir es vereiteln wollen? Wir treten nicht gegen die Imperiale Navy an, ganz im Gegenteil. Wir hoffen sogar, dass die Navy unserem Beispiel folgen wird. Es ist das, was sie schon in den letzten zwanzig Jahren hätte machen sollen. Es fehlte immer der Wille, das zu tun, was notwendig ist.«
»Es geht um den Willen ? Sie glauben … Sie glauben, diesen Krieg zu gewinnen, ist eine Frage des Charakters ?«
»Es ist eine Frage der Führungsstärke «, antwortete Owen. »Zum ersten Mal haben wir einen echten Führer.«
»Den Zerstörer.«
»So nennt ihn der Feind.«
»Und wie nennen Sie ihn?«
»Wir nennen ihn … den Propheten.«
Während sich die Emperor Ian dem Sprungpunkt näherte, blieb Admiral Anderson in seinem Bereitschaftsraum und sah sich
wieder und wieder das Video an. Nach Abschluss einer kompletten Erfassung des Systems auf seinen Befehl hin – und einem bestätigenden Kom-Strahl nach Oberon – machte sich sein Kommando auf den Weg nach GORGON, dem siebten Ziel des Gefechtsplans. Wenn der Störenfried – um wen auch immer es sich handeln mochte – weiterhin einen Sprung vor Andersons Flotte bleiben wollte, dann blieb dem Admiral keine andere Wahl, als ihm ein paar Sprünge zuvorzukommen. Ganz gleich, wer dieser arrogante Hurensohn auch war, er würde schon Gelegenheit bekommen, in der Arrestzelle der Emperor Ian eine Erklärung abzuliefern.
Dennoch war Anderson unwillkürlich beunruhigt, als er die Nachricht abspielte, die die Kom-Sonde aufgezeichnet hatte. Irgendwie war dieser Mann in den Besitz des gesamten Gefechtsplans gekommen. Er wusste, dass ARIEL Andersons erstes Ziel war, er kannte die richtige Kom-Frequenz und war zutreffend davon ausgegangen, dass sich eine Gelegenheit ergeben würde, seine Nachricht zu
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