Der dunkle Kreuzzug
Kontrollen am Konferenztisch. »Dienstakte für Amoros anzeigen, vormalige Kommandantin der … Carleton , richtig?«
Sie nickte.
Text tauchte in Luft auf, dazu ein Holo, das eine etwas jüngere Diane Amoros zeigte. Die Akte war sehr umfangreich, und Anderson nickte zustimmend. »Ein guter Offizier. Eine Schande, dass Sie den Dienst Seiner Majestät verlassen haben.«
»Wie der Admiral meint.«
»Ja«, gab er zurück. »Genau so meint das der Admiral!« Er kam um den Tisch herum und baute sich vor Diane Amoros auf. Alan Howe lehnte sich gegen ein Sideboard und beobachtete das Geschehen. »Ich möchte mein extremes Missfallen über diese Situation zum Ausdruck bringen, Captain. Sie und Ihr … Ihr Passagier haben dem Imperator einigen Ärger bereitet.«
Bradford trat bei dieser Bemerkung von einem Bein aufs andere.
»Wenn Sie das sagen.«
»Ja, das sage ich!« Anderson war richtig aufgebracht. Howe hatte ihn schon früher so erlebt. Amoros verzog keine Miene und stand in Rührt-Euch-Stellung da. »Ihnen ist doch klar«, fuhr der Admiral fort, »dass es mein gutes Recht wäre, Sie alle als Spione standrechtlich zu erschießen.«
»Das glaube ich Ihnen«, antwortete sie. »Aber Sie hätten die Epaminondas in Stücke schießen können, was Ihnen eine standrechtliche Erschießung der Crew erspart hätte.« Sie faltete die Hände vor der Brust und lächelte. »Nein, Admiral, Sie werden uns nicht hinrichten. Sie wollen Informationen bekommen. Deshalb sind wir hier.«
»Warum?«
»Wir haben auf Sie gewartet, Admiral. So wie er es gesagt hat.«
»Sie haben erst alle feindlichen Schiffe zerstört und dann gewartet, bis wir hier auftauchen? Sie konnten unmöglich wissen, wann wir eintreffen würden.«
»Wir wussten, wann Sie eintreffen würden«, entgegnete Amoros. »Im Wesentlichen haben wir es so gemacht, wie Sie es soeben
schilderten. Er ging davon aus, dass Sie die Epaminondas nicht vernichten würden.«
» Er ist damit aber ein verdammt großes Risiko eingegangen.«
»Mag sein.« Sie sah zu Alan Howe. » Er war sich sehr sicher, es würde so ausgehen, dass wir auf die Emperor Ian kommen.«
»In die Arrestzelle.«
»Für den Augenblick.«
»Was soll denn das heißen? Erzählen Sie mir jetzt nicht auch noch, dass Sie ausbrechen wollen – das ist lachhaft. Selbst wenn Sie das überleben würden, wohin wollten Sie dann fliehen?«
»Nein, wir würden nicht einmal an einen Ausbruchsversuch denken.«
»Sondern?«
» Er geht davon aus, dass Sie ihn aus dem Arrest holen, zusammen mit den Fühlenden, die Sie in die Zellen gesteckt haben. Früher oder später werden Sie die brauchen – und ihn werden Sie ebenfalls brauchen.«
»Wofür?«
»Um den Feind zu besiegen, Admiral. Sie können nicht gewinnen ohne ihn … ohne sie … ohne uns.«
»Wir brauchen Sie nicht.«
»Ich bin rhetorisch nicht so versiert, Sir, aber mir ist klar, dass Sie uns brauchen. Dieser Krieg dauert schon fast mein ganzes Leben, und Sie führen ihn Ihr halbes Leben lang – aber von einem Sieg sind wir noch weit entfernt. Tatsache ist, dass Sie gar nicht siegen können . Der Feind hat zu viele Schiffe, zu viel Macht, und er verachtet die menschliche Rasse und ihre Verbündeten viel zu sehr, als dass er jemals Frieden schließen würde. Entweder wir überleben, oder die anderen überleben. So einfach ist das«, sagte sie tonlos.
»Captain Amoros, Sie haben in der Navy Seiner Majestät gedient. Sie sollten es eigentlich besser wissen. Sie sind keine Zivilistin, die irgendeiner blauäugigen Theorie darüber nachhängt, wie sich dieser Krieg gewinnen lässt …«
»Es ist keine blauäugige Theorie«, unterbrach sie ihn. »Sehen Sie doch.« Sie machte einen Schritt nach vorn. Sofort ging der Marine auf sie zu, während der Hüter den Rücken durchdrückte.
Sie blieb stehen und hielt die Arme vom Körper weg. »Sehen Sie sich doch nur an, was ich befehlige, Admiral. Die Epaminondas wurde 2405 außer Dienst gestellt, vor siebzehn Jahren. Sie ist eines unserer besten Schiffe. Wie waren wir wohl in der Lage, mit einer solchen Feuerkraft von ARIEL bis hier jedes Ziel auszulöschen?«
»Ich nehme an, dass der Widerstand nicht allzu heftig war.«
»Warum haben Sie Fühlende an Bord Ihrer Schiffe, Admiral?« Sie deutete auf Howe. »Die Vuhl haben einen Stabilisator – wir auch .«
»Und das heißt?«
»Das heißt, wir können das, was die können.« Sie warf Howe einen Blick zu. »Wir haben aufgehört, uns nur zu verteidigen, Admiral. Wir
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