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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Mégana bekamen den Klang eines Todesurteils. Ich hatte mir eingebildet, die Fäden in der Hand zu haben, in Wirklichkeit war ich die Marionette. Die Demütigung schmeckte bitter. »Hat es der Mégana Spaß gemacht, die Verständnisvolle zu spielen, die mich großzügig gehen ließ? Etwas Besseres als meine Flucht aus dem Haus der Verwaisten hätte ihr doch gar nicht passieren können. Und wenn meine Geisterschwester überhaupt nicht deine Geliebte ist, warum riskierst du dein Leben, um Tian und ihr zur Flucht zu verhelfen?«
    Amad holte durch die Nase scharf Luft. Sogar im Mondlicht konnte ich erkennen, wie sich seine Miene verschloss. »Du weißt schon mehr, als du wissen darfst, Canda«, erwiderte er kaum hörbar. »Zuviel für die Méganes.« Es war eine Warnung, das verstand ich sehr gut. Aber so einfach wollte ich es ihm nicht machen.
    »Schwester Glanz ist nicht deine Geliebte. Aber du hast einen Pakt mit den Méganes geschlossen und jemandem ein Versprechen gegeben, zurückzukehren.« Ich holte den Ring hervor. Die Silberintarsien leuchteten im Mondlicht auf. Sogar im Halbdunkel konnte man erkennen, wie blass Amad wurde. Er biss sich auf die Unterlippe. »Wer ist es, Amad? Wessen Leben ist das Pfand für dein Versprechen?«
    »Ich habe dir alles gesagt, was ich dir sagen kann, und mehr als das«, erwiderte er heiser. Seine Hände waren immer noch zu Fäusten geballt. »Lass die beiden gehen, Canda! Was erwartet Tian, wenn er zurückkehrt? Verzeihen? Ein Platz in der Stadt an der Seite der Hohen?« Er schüttelte den Kopf. »Oh nein, du kennst die Gesetze Ghans besser als ein Fremder wie ich. Und deine Schwester wird nicht darauf hoffen können, im Haus der Verwaisten lebendig begraben zu werden. Sie wird sterben, schreiend, und nichts wird sie retten.«
    Obwohl ich Schwester Glanz hasste, gab mir dieser Gedanke einen Stich. »Was kümmert es dich?«, rief ich. »Warum liegt dir so viel daran, sie zu retten?«
    Er hob den Arm mit der Tätowierung. »Ein Traumdeuter steht nun einmal auf der Seite der Geister. Den Méganes ist das Leben der Lichter nichts wert, mir schon. Und es geht nicht nur um eine deiner vier Gaben. Die anderen drei sind immer noch mit deiner Schwester verbunden. Wird sie getötet, dann sterben auch sie. Oder glaubst du, die Méganes werden deine Schwester schonen, nur damit die anderen am Leben bleiben?«
    Unwillkürlich zog ich die Hände an die Brust, als könnte ich die drei schützen. Schwester Zahl, dachte ich entsetzt. Bei der Vorstellung, ihr könnte etwas zustoßen, war mir zum Weinen zumute. Deshalb fürchten sie Amad. Weil er sie sieht und mich zurückbringen soll. Er ist dazu gezwungen, ihr Kopfjäger zu sein, obwohl er sie retten will.
    »Aber Schwester Glanz wollte mich töten – aber dann wären meine anderen Lichter doch mit mir gestorben. Und sie selbst doch auch?«
    Amad schüttelte den Kopf. »Ihr Leben ist nicht an dich gebunden. Wenn du stirbst, verlassen sie dich nur und … verlieren einander.«
    Dann hat sie darum gebeten, dass sie ihr verzeihen, von ihr verlassen zu werden .
    »Ich verstehe, wie verletzt du bist, Canda. Aber was ändert es an deinem Schicksal, wenn du sie gehen lässt?« Amads Stimme hatte wieder diese beschwörende Sanftheit, und diesmal brachte sie mich fast zum Weinen. »Du hast Tian doch längst verloren, nun rette wenigstens deine Lichter. Und …«, seine Stimme wurde leiser, bittend, »… rette dich selbst. Die Mégana hält ihre Versprechen, im Schlechten, aber auch im Guten. Wenn du ohne Tian zurückkehrst, kannst du in deiner Stadt leben und der Mégana mit deinen Gaben dienen. Du … musst nur alles vergessen, was du nun weißt, und nie wieder ein Wort darüber verlieren. Wenn die Méganes erfahren, dass du das Geheimnis der Lichter kennst, dann …«
    »… stirbst du.« Es war dieser Moment, als mir wirklich bewusst wurde, wie viel Amad für mich aufs Spiel setzte.
    Oh ja, ich kannte die Gesetze der Stadt. Wenn ich mit Schwester Glanz zurückkehrte und mit ihr meine Gaben starben, wäre ich in Ghan nichts mehr wert. Weder für die Mégana noch für meine Familie. Und warum sollten die Méganes jemanden wie mich dann noch am Leben lassen? Als Hohe, die wenigstens noch drei von vier Gaben besaß, war ich dagegen wertvoller als manch andere, die weniger Lichter hatten. Und war meine Stadt nicht immer noch mein Zuhause? Trotz allem?
    »Ja, ich habe gelogen«, sagte Amad leise. »Für die Lichter, aber … es geht längst nicht mehr nur um

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