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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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über mich lustig!«
    »Und du mach keinen Fehler, Canda Heißblut. Du bekommst sie nicht zurück. Niemals!«
    Trotz allem schmerzten diese Worte. »Ob du es glaubst oder nicht, das hat sogar eine Stadtprinzessin wie ich inzwischen verstanden. Und die Lektion war hart genug. Aber ich lasse nicht zu, dass ein Mann, mit dem ich so lange verbunden war, mich feige mitten in der Nacht verlässt.« Amad schüttelte den Kopf und wollte schon widersprechen, aber ich kam ihm zuvor. »Gerade du müsstest es doch verstehen. Ich dachte immer, ich sei frei, aber in Wirklichkeit entscheiden andere für mich, seit meiner Geburt. Vielleicht ist das hier die einzige Entscheidung, die ich jemals selbst treffen kann: Niemand – niemand! – zerstört mein Leben, ohne mir dafür in die Augen zu sehen und mir zu sagen, warum. Tian nicht. Und am allerwenigsten meine Schwester. Ich muss sie finden und erfahren, was geschehen ist! Und ich gehe – auch ohne dich.«
    Meine Stimme kippte, und jetzt war ich doch drauf und dran, zu weinen. Bevor Amad es sehen konnte, wich ich ihm aus und ging an ihm vorbei. Ich schritt mitten durch einen Wächterschatten, eine Wand aus Flüstern und Kälte. »Verschwindet endlich und lasst mich in Ruhe!« Mein Befehl schreckte sie auf. Harte Gesichtszüge schimmerten im Mondlicht. In dieser Nacht lernte ich, dass man mit diesen Wölfen in ihrer eigenen Sprache sprechen muss, ohne Angst, mit Entschlossenheit im Herzen, die Hand am Dolch. Denn sie gehorchten und folgten mir nicht.
    Ich wartete darauf, dass Amad mich zurückrief, aber er schwieg und ließ mich gehen.



»Du willst wohin ?« Dort fahren nicht einmal Fangboote.«
    »Aber Schiffe! Tian ist vor ein paar Stunden dort an Bord gegangen.« Ich musste durchatmen und das Bild des Kusses vertreiben, bevor mir wieder die Tränen kamen. Immer noch fror ich, als hätte der Schock jede Wärme aus meinem Körper gesaugt. Juniper legte den Arm um meine Schultern und rieb meinen Oberarm. Meine Hündin hatte mich gefunden, und Juniper, die der Grauen gefolgt war, hatte mich zu ihrem Lager in einer Baracke im Fanghafen geführt. In der Hütte roch es nach Brackwasser und altem Leinen, Feldbetten reihten sich an den Wänden auf. Schlafatem vermischte sich mit dem Wellenschlag von draußen zu einem gleichmäßigen Rauschen.
    »Es tut mir leid, dass dieser Tian in die Fänge der Menschenhändler geraten ist«, sagte Juniper so sanft, als würde sie ein Kind trösten.
    Wenn du wüsstest, in wessen Fängen er ist , dachte ich niedergeschlagen.
    »Und ich nehme dir nicht gerne die Hoffnung, zu gut weiß ich selbst, wie es ist, Menschen zu verlieren, die man liebt. Unser halbes Dorf ist verwaist, und die meisten können nicht einmal an Gräbern trauern, weil das Meer die Toten nicht wieder hergibt. Aber auch wenn es dir das Herz bricht, für deinen Liebsten ist es zu spät. Vom Schädelhafen aus gibt es für Leute wie ihn kein Zurück. Die einzigen Schiffe, die du auf der Straße der Asche findest, sind abgewrackte Sklavenschiffe. Sie haben keinen Kapitän, die Strömung bringt die Fracht in die Verbannung zu neuen Herren oder …« Juniper verstummte abrupt.
    … oder sie gehen unter und enden bei den Haien , ergänzte ich in Gedanken. Die Graue fing meine Angst auf, drängte sich an mich und leckte mir über die Hände.
    »Meine Güte, du zitterst ja schon wieder«, sagte Juniper besorgt. »Was ist nur mit dir passiert? Bist du wirklich nicht überfallen worden?«
    »Es ist nicht zu spät«, stieß ich hervor. »Ich brauche nur ein Boot, ein schnelles Motorboot, und du weißt bestimmt, wo ich eines bekommen kann. Ich habe den Smaragd – und ich kann noch Geld besorgen.«
    »Du meinst wohl, den Leuten Geld mit Wettspielchen abknöpfen, Dämonenbraut? Aber selbst wenn dir jemand ein Boot verkauft, wirst du damit nicht weit kommen. Erstens kannst du nicht damit fahren, Sandkind, und zweitens bräuchtest du für diese Strecke schon ein gepanzertes Schiff. Und dafür bekommst du keine Mannschaft.«
    »Keine Chance«, sagte auch Perem, als ich der Gruppe bei Sonnenaufgang mein Anliegen erklärte. Die Frauen, die mich vor Kurzem mit Umarmungen und überraschtem Lachen begrüßt hatten, schüttelten ebenfalls die Köpfe.
    »Lass es, Kind«, riet mir die rothaarige Uma. »Es wäre Selbstmord, auf der Straße aus Asche zu fahren. Und ins Land der Toten kommst du noch früh genug.«
    Hinter den Baracken machten sich die ersten Fischer bereit. Befehle gellten über das Wasser. Das

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