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Der dunkle Kuss der Sterne

Der dunkle Kuss der Sterne

Titel: Der dunkle Kuss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Maske ist nur aus Glas , dachte ich. Ich zögerte nur noch eine Sekunde, dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, trat auf ihn zu und schlang die Arme um seinen Hals. Irritiert wollte er zurückweichen, aber hinter ihm war der Abgrund. »Canda, was …«
    »Wer auch immer diese Ydrinn ist – du liebst sie nicht. Du liebst mich!«
    Alles Finstere, Ablehnende verschwand aus seiner Miene, und er war nur noch der junge Mann, den ich völlig überrumpelt hatte. Natürlich gewann er sofort die Fassung wieder zurück. Er griff hinter seinen Nacken und umfasste meine Handgelenke. Sanft, aber entschieden löste er die Umarmung. Irgendetwas irritierte mich an ihm, aber ich schob den Gedanken beiseite.
    »Ich habe nicht gelogen«, erwiderte er barsch. Seine Berührung ließ mein Herz schneller schlagen, und auch heute strich er unbewusst mit dem Daumen sacht über meine Haut. Beinahe hätte ich gelächelt. »Warum hältst du mich dann immer noch fest?«
    Jetzt erst ließ er mich los, als hätte er sich an der Berührung verbrannt.
    »Ich weiß, dass deine Worte etwas anderes sagen als dein Herz«, sagte ich leise. »Die Zeiten, in denen du mich täuschen konntest, sind vorbei. Um ein Haar hätte ich nämlich die wichtigste Lektion vergessen: auf mein Gefühl zu hören und nicht auf das, was du mir erzählst. Deine Küsse haben dich verraten – und dein Blick.« Ich lächelte ihm zu. »Ein drittes Mal stehle ich dir keinen Kuss. Diesmal bist du an der Reihe!«
    Noch nie hatte ich ihn so fassungslos erlebt. Er schluckte schwer und schien mit sich zu ringen. Und er wäre wohl nicht Amad gewesen, wenn er es nicht geschafft hätte, mich schon in der nächsten Sekunde wieder wütend zu machen. »Ich habe nicht gelogen«, beharrte er.
    Das Blut schoss mir in die Wangen, ich holte empört Luft, aber bevor ich ihm an den Kopf werfen konnte, was ich von seiner Feigheit hielt, lag ich in seinen Armen, atemlos von einem wilden, verzweifelten Kuss, der mich völlig entwaffnete. »Es ist die Wahrheit!« Sein Flüstern war ein heißer Strom an meinen Lippen und brachte meine Haut zum Flirren. »Die Frau, die ich mehr liebe als mein Leben, heißt Ydrinn. In der Sprache der Geister heißt das ›Löwenherz‹. Und das bist du wirklich, Canda!«
    Ich hätte jeden Eid geschworen, dass er mich nie wieder überraschen würde, aber jetzt war ich es, die sprachlos war. Er hat von mir gesprochen? Ich wollte etwas sagen, aber er legte die Hände um mein Gesicht und küsste mich mit wilder Zärtlichkeit, meine Lider, meine Mundwinkel, und ich vergaß die Worte und umschlang ihn, als wollte ich ihn nie wieder verlieren. Am Rand meines Bewusstseins schrien meine Geschwister vor Entsetzen, flohen so weit in einen Winkel ihrer Wirklichkeit, bis sie nicht realer waren als eine Erinnerung.
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?«, murmelte ich zwischen zwei Küssen.
    »Weil wir wie Sonne und Mond sind. Auch das ist die Wahrheit. Wir können nicht zusammen sein. Wir dürfen es nicht. Niemals!«
    Es klang so traurig, dass ich Angst bekam. Als Antwort zog ich ihn nur fester an mich. Als wir das nächste Mal auftauchten, saßen wir halb, halb lagen wir im Frostgras, aber nie war mir weniger kalt gewesen. Hier, hinter dem Ende meiner Welt, war ich trotz allem einfach nur glücklich. Amad strich mir zärtlich eine Locke hinter das Ohr. »Ich meine es ernst: Es darf nicht sein. Wir müssen es vergessen!«
    Es war erstaunlich, wie scharf der Stich der Eifersucht war. »Wenn es keine Geliebte gibt, wem bist du dann verpflichtet? Wem gehört der Ring?«
    Er schluckte schwer. »Einer … Kriegerin, die ihr Leben verlor, weil sie meinem Rat vertraute. Und was ist mit Tian? Liebst du ihn wirklich nicht mehr?«
    »Eifersüchtig?«
    Sein schmerzliches Lächeln machte ihn schön. »Mehr als du ahnst!«
    In einem Märchen hätte ich ihm erzählt, dass Tian mir nichts mehr bedeutete, vielleicht nie viel bedeutet hatte. Aber es wäre die größte Lüge von allen gewesen. So war das Leben nicht, das wusste ich nun.
    »Tian hat immer nur Kallas gemeint«, antwortete ich leise. »Nicht mich. Aber ja, ich habe ihn geliebt, wenn es auch … anders war, vertrauter, ohne Leidenschaft. Es tut so weh, ihn verloren zu haben, immer noch, und vielleicht wird der Schmerz nie ganz aufhören. Aber es ist, als hätte ich zwei Herzen. Eines ist zerbrochen. Aber das andere lebt und es schlägt … für einen Jäger.«
    Zu meiner Überraschung fiel ein Schatten auf seine Miene, Traurigkeit

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