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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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als Roberta wieder hereinkam.
    Sie lächelte mir zu. »Tut mir leid, daß wir gestört wurden. Wo waren wir denn stehengeblieben?«
    »Bei nichts Besonderem. Ihr Gast war ziemlich stürmisch, wie?«
    »Das kann man wohl sagen! Hören Sie zu, Sie sind doch Detektiv. Können Sie mir verraten, wie dieser Mann ins Haus gekommen ist, ohne vorher bei mir zu klingeln?«
    »Na, das ist doch einfach. Vermutlich hat er bei jemand anders geklingelt und gewartet, bis der Summer ertönte. Oder er hat sich selbst ‘reingelassen. Das Schloß an der Haustür taugt nicht viel. Es ist Serienarbeit, und mit ein bißchen Geschick kann man es mit jedem x-beliebigen Schlüssel aufschließen. Was mich dabei interessiert, ist, warum er den Wunsch gehabt haben könnte, so ohne Voranmeldung bei Ihnen aufzukreuzen?«
    Sie lachte nervös auf. »Manche Männer verfallen eben auf die blödsinnigsten Ideen. Wahrscheinlich wissen sie selbst nicht, warum. Also, ich glaube,ich hab Ihnen über Archibald Smith alles erzählt, was ich weiß.«
    Ich vertsand den Wink, erhob mich und sagte: »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Sind Sie... Wohnen Sie in der Stadt?«
    »Ja.«
    Ich ging langsam zur Tür. »Hoffentlich bin ich nicht schuld daran, daß Sie zu irgendeiner Verabredung zu spät...«
    »Aber nein, Sie haben mich überhaupt nicht aufgehalten. Auf Wiedersehen.«
    Sie blieb in der Tür stehen und sah mir nach. Ich eilte die Treppe hinunter, rannte auf die Straße und blickte mich nach allen Seiten um. Robertas Besucher war wie vom Erdboden verschluckt, und dabei war er höchstens zwei Minuten vor mir weggegangen. Ich nahm die Wagen unter die Lupe, die vor dem Haus und in der Nähe geparkt waren. Er saß in keinem von ihnen. Fast zehn Minuten lang wartete ich verzweifelt auf ein leeres Taxi, bis ich endlich eins erwischte. Der Taxichauffeur versicherte mir, ich hätte Glück gehabt, überhaupt eins zu bekommen. Taxis wären in diesem Stadtteil ein seltener Anblick.

6

    Mühsam stapfte ich die steile Holztreppe hinauf und schnappte prustend nach Luft, bevor ich die Tür zum Apartment aufschloß. Bertha fühlte sich hier offenbar wie zu Hause. Sie ruhte in einem bequemen Sessel, die Beine ausgestreckt, die Füße auf der Couch, und schnarchte.
    Ich knipste die Deckenbeleuchtung an. Bertha schlief weiter. Ihr Gesicht war verklärt von einem Lächeln himmlischer Seelenruhe.
    »Wann gehen wir essen?!« sagte ich laut.
    Sie erwachte mit einem Ruck, starrte blinzelnd und blöd die fremde Umgebung an und gähnte. Als sie mich erspähte, fiel der Groschen. Ihre harten, gierigen grauen Augen funkelten böse. »Wo, zum Teufel, hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt?«
    »Gearbeitet, was sonst?«
    »Na, es ist jedenfalls ein Wunder, daß du dich hier überhaupt noch mal blicken läßt.«
    »Wieso? Hast du dich gelangweilt?«
    »Gelangweilt!« Sie schnaubte. »Ich hab’ mich in meinem ganzen Leben noch nie so geärgert wie heute nachmittag.«
    »Aber was ist denn passiert?«
    »Also, ich ging in ein Restaurant und...«
    »Was, schon wieder?«
    »Ja. Ich wollte die Gelegenheit ausnutzen und mich ein bißchen umsehen. Wer weiß, wie lange ich noch hier bin, und ich hab’ so viel von den berühmten Lokalen in New Orleans gehört.«
    »Na schön. Weiter.«
    »Das Essen war phantastisch. Aber die Bedienung - einfach schauderhaft!«
    »War sie wirklich so schlecht?«
    »Im Gegenteil, sie war so verdammt gut, und die Ober waren so vornehm, daß es einen direkt anwiderte! >Ich empfehle Madame dies; ich empfehle Madame das.<« Sie schraubte ihre Stimme in die Höhe und versuchte den französischen Akzent des Obers nachzuahmen. »>Madame nimmt zum Fisch natürlich Weißwein und Rotwein zum Fleisch. Falls Madame mit den Weinsorten nicht Bescheid weiß, möchte Madame vielleicht mir die Auswahl überlassen.< Sie behandeln einen da, als wäre man gerade erst vom Baum heruntergeklettert und ginge noch auf allen vieren!«
    »Was hast du denn dem Kerl darauf geantwortet?« fragte ich grinsend.
    »Ich hab’ ihm gesagt, er soll sich zum Teufel scheren.«
    »Hat er sich das zu Herzen genommen?«
    »I wo. Er lungerte dauernd um den Tisch herum, tutete mir die Ohren voll und wollte mir vorschreiben, was ich essen sollte. Aber das Beste kommt erst. Als ich zu meinem Steak Tomatencatchup verlangte, weißt du, was der Kerl mir da geantwortet hat? Er dürfte zu dem Steak kein Tomatencatchup servieren. Als ich ihn fragte, warum nicht, sagte er: >Um die Gefühle des Küchenchefs

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