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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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schoß ganz mechanisch immer neue Bälle ab, bis die zwei Freispiele zu Ende waren, und begann dann den Apparat mit Zehncent-stückchen zu füttern. Hale war nun richtig in Fahrt. Er gestikulierte eifrig mit den Händen, sah Marilyn tief in die Augen und riskierte ab und zu einen Blick auf ihre nackten Schultern und den tiefen Ausschnitt. Einem solchen Feuerwerk von Bewunderung vermochte Marilyn auf die Dauer nicht zu widerstehen. Nach einer Weile konzentrierte sie sich nur noch auf ihn.
    Einen Moment lang wartete ich noch und ging dann zum Tisdi zurück. Ich hörte gerade noch den Schluß von Hales Tirade: »... ungemein faszinierend.« Man brauchte kein Detektiv zu sein, um zu erraten, wem es galt.
    Marilyn lächelte ihm zu. »Ich bin wirklich froh, daß Sie so denken, weil ich ältere Männer viel anregender finde als Männer meines Alters. Junge Menschen bringen es irgendwie nicht fertig, mich auf die Dauer zu fesseln. Sie langweilen mich entsetzlich. Ich weiß nicht, woran das liegt, Emory. Wissen Sie es vielleicht? Das ist doch nicht normal, oder?«
    Er strahlte sie selbstvergessen an. »Aber, meine Liebe, natürlich ist das normal. Sie sind eben anspruchsvoller als der Durchschnitt. Sie haben zuviel Geist, als daß das banale Geschwätz der jungen Laffen Sie beeindrucken könnte. Trotz Ihrer Schönheit und Jugend sind Sie...«
    Ich hustete laut und trat ein paar Schritte vor.
    »Wir dachten schon, Sie wären verlorengegangen«, sagte Marilyn vorwurfsvoll.
    »Ich hab’ nur den Spielautomaten etwas gefüttert. Zigarette?«
    Sie nickte. »Taugt er was?«
    »So ziemlich. Ich hatte ein paar Freispiele, aber am Ende gewinnt doch der Apparat.«
    Emory Hale kam die Störung offenbar ungelegen. Er rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her und räusperte sich gewichtig. »Wie ich eben sagte, findet man bei solcher Jugend selten einen Geist, der so reife Ansichten über...«
    Sie unterbrach ihn mit einem Auflachen. »Oh, da ist der Kellner - er sieht zu uns herüber. Wahrscheinlich stört es ihn, daß ich vor einem leeren Glas sitze. Er ist ein komischer Kauz. Leere Gläser sind ihm ein Greuel. Aber, Donald, Sie haben ja noch gar nichts getrunken!«
    »Stimmt. Das muß sofort nachgeholt werden. Also, prost! Auf eine glückliche Zukunft.«
    »Aber ich kann Ihnen nicht zutrinken! Ich hab’ nichts mehr im Glas!«
    »Oh, Verzeihung. Hale, ich muß mich über Ihre Nachlässigkeit wirklich wundem.«
    Hale hatte nur Augen für seine Dame. »Sie haben wundervolles Haar«, murmelte er.
    Marilyn schenkte ihm ein schmelzendes Lächeln. »Danke. Joe, noch einen Whisky.«
    Der Kellner blickte von Hale zu mir: »Und was möchten Sie?«
    »Bringen Sie dem Herrn noch ein Cola mit Gin«, erwiderte ich. »Aber stark, damit die Gesellschaft nicht einschläft..«
    »Okay. Und Sie?«
    »Ich bin bechent. Danke.«
    »Aber Sie haben Anspruch auf noch einen Drink, ohne daß er Sie was extra kostet. Wenn ein Mädchen mit am Tisch sitzt...«
    »Ich weiß, das hab’ ich schon gehört. Flitzen Sie ab und bringen Sie endlich was zu trinken, sonst verdursten uns die beiden noch.«
    Marilyn lachte. Hale sah sich unruhig im Lokal um. Marilyn zog an ihrer Zigarette, stieß den Rauch aus und sagte beiläufig: »Das, was Sie suchen, befindet sich im Nebenraum, gleich hinter dem Mauerbogen.«
    Hale räusperte sich verlegen, schob seinen Stuhl zurück, erhob sich und erklärte würdevoll: »Entschuldigen Sie mich für einen Moment.«
    »Anscheinend verträgt er nicht sehr viel«, meinte ich.
    »Die meisten alten Knaben vertragen nicht viel; sie wollen’s nur nicht zugeben. Aber er ist ein netter Kerl, Donald, stimmt’s?« Sie blickte mich gespannt an.
    »Hm-hm.«
    »Das klingt nicht sehr begeistert.«
    »Was erwarten Sie denn von mir? Daß ich in Jubelrufe ausbreche, auf den Tisch springe und seine guten Eigenschaften lauthals verkünde?«
    »Seien Sie nicht albern. Ich hab’ Sie nur gefragt ob er ein netter Kerl ist.«
    »Na und? Ich habe Ihre Frage ja beantwortet.«
    Sie schlug die Augen nieder und lächelte. Es war ein intimes Lächeln, ein Lächeln, das ein geheimes Einverständnis andeutete und um mein Vertrauen warb. »Mißverstehen Sie mich nicht, Donald. Ich halte ihn für einen recht netten Mann, aber... Nun, Sie wissen ja selbst, wie das ist. Jugend liebt Jugend und ...«
    »Weiter«, sagte ich aufmunternd. »Sprechen Sie zu Ende. Und wer liebt das Alter?«
    »Niemand.«
    Ich grinste.
    »Na, stimmt das etwa nicht? Alte Frauen sind wild

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