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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Spur. Sie ist sowieso nicht mein Typ.«
    »Donald, ich glaube, Sie haben’s faustdick hinter den Ohren. Sie haben’s auf irgend jemand abgesehen, stimmt’s?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Aber nicht auf Sie, Rosalind. Kommen Sie. Wir gehen zu den anderen.«
    Sie betrachtete mich forschend. »Dabei möchte ich wetten, daß Sie ein grundanständiger Kerl sind. Hier in diesem Laden bekommt man einen Blick dafür. Sie würden einem Mädel niemals absichtlich weh tun.«
    Darauf antwortete ich nichts. Langsam schlenderten wir zum Tisch zurück.
    »Oh, hallo, Rosalind«, sagte Marilyn beiläufig. »Das hier ist mein Freund Emory. Mr. Emory - Smith.«
    Sie wandte den Kopf und blinzelte Hale zu.
    »Wie geht’s, Mr. Smith?« begrüßte ihn Rosalind. Hale stand auf und verbeugte sich. Ich schob Rosalinds Stuhl zurück. Wir setzten uns. Einen
    Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann murmelte Marilyn: »Ich mag nicht mehr darüber sprechen. Reden wir lieber von was anderem.«
    »Was ist los?« fragte ich. »Hat mein Freund Sie gekränkt, Marilyn?«
    »Aber nein«, erwiderte Hale verletzt. »Was fällt Ihnen ein? Wir haben uns über den Mord unterhalten. Marilyn hörte den Schuß, mit dem der Anwalt getötet wurde. Erinnern Sie sich nicht mehr daran? Die Zeitungen brachten doch ausführliche Berichte über den Fall.«
    »Oh.«
    »Sie kam gegen drei Uhr morgens nach Hause«, fügte Hale hinzu.
    »Um halb drei«, verbesserte Marilyn.
    Hale runzelte die Stirn. »Dann muß ich mich verhört haben. Ich dachte, Sie hätten gesagt, zwischen halb drei und drei.«
    »Nein. Es war Punkt halb drei. Ich hab’ extra auf die Uhr gesehen, um ganz sicher zu sein.«
    »Auf Ihre Armbanduhr?« erkundigte sich Hale.
    »Ja.«
    Er griff über den Tisch hinweg nach ihrem Handgelenk und betrachtete die mit Diamanten besetzte goldene Armbanduhr. »Ein wundervolles Stück!« rief er bewundernd.
    »Nicht wahr?«
    »Sicher das Geschenk von einem sehr guten Freund. Es ist ebenso erlesen wie die Trägerin. Darf ich sie mir näher besehen?«
    Sie löste den Verschluß und überreichte Hale die Uhr. Er drehte sie behutsam zwischen den Fingern. »Einfach prachtvoll«, murmelte er. »Und so apart.«
    »Was ist mit diesem Laden eigentlich los?« fragte ich Rosalind. »Wird hier nicht getanzt?«
    »Nein. Aber es gibt eine Vorführung.«
    »Wann?«
    »Sie muß jeden Moment beginnen.«
    Marilyn lachte. »Joe starrt auf dein leeres Glas, Rosalind.«
    »Augenblick mal«, sagte Hale. »Ich trinke meins auch leer. Dann kann er gleich eine neue Runde bringen.« Er trank den Rest aus, schnippte mit den Fingern und rief: »Joe!«
    Der Kellner verschwendete diesmal keine Zeit. »Dasselbe?« erkundigte er sich lakonisch.
    Hale nickte. Er hielt noch immer Marilyns Armbanduhr in der Hand.
    Joe brachte die Drinks. Die Schummerbeleuchtung wurde noch düsterer, lediglich ein Scheinwerfer erstrahlte, der die erhöhte Tanzfläche abwechselnd in blaues, rotes und grünes Licht tauchte. »Jetzt beginnt die Vorstellung«, erklärte Marilyn. »Sie wird Ihnen gefallen.«
    Stühle wurden geräuschvoll zurechtgerückt, als ein Mädchen mit ägyptischem Profil auf der Bühne erschien. Ihre spärliche Bekleidung war mit Hieroglyphen verziert. Sie ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem Boden nieder und vollführte mit Armen und Händen rhythmische Wellenbewegungen. Der Applaus war mäßig. Dann trat ein Vortragskünstler auf, der mit heiserer Stimme ein paar uralte Witze ins Mikrophon brüllte. Danach produzierte sich eine Stripteasetänzerin, die sich neckisch aus ihrer Bekleidung schälte und zum Schluß in dem blauen Licht wie eine Wasserleiche aussah. Sie erntete stürmischen Beifall. Nummer vier war wieder die Dame mit dem ägyptischen Profil, diesmal in einem Baströckchen und mit künstlichen Blumen im Haar. Der Witzbold spielte auf einem Banjo, und sie wackelte dazu mit den Hüften in einer Art Hulahulatanz. Als es hell wurde, gab Hale Marilyn die Armbanduhr zurück, mit der er während der Vorführung herumgespielt hatte.
    »Ist das alles?« fragte ich Rosalind.
    »Nein«, antwortete Marilyn. »In zwei Minuten geht’s weiter. In der Pause können wir uns schnell noch was zum Trinken bestellen.«
    Joe wartete bereits hinter ihrem Stuhl.
    Hale lächelte beseligt und stierte verschwommen in die Gegend. »Fühl’ mich riesig wohl hier. Be-bestes kleines Mädel von der Welt. Be-beste Getränke von der W-welt. W-wenn ich w-wieder in New York bin, lade ich alle

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