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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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den Zeitungsberichten geht hervor, daß die Polizei einen Zeugen für die genaue Tatzeit in der Mordsache Nostrander hat. Ich glaube, es war eine junge Frau, die im gleichen Haus wohnt.«
    »Stimmt. Sie hörte den Schuß.«
    »Es wäre mir lieb, wenn Sie mich mit ihr bekannt machen könnten. Aber es muß ganz zwanglos wirken, verstehen Sie? Sie darf nicht ahnen, daß wir auf Informationen aus sind.«
    Ich nickte. »Wir treffen uns heute abend um neun Uhr vor dem Jade O’Lantern. Ich hab’ die Sache schon eingefädelt.«
    »Großartig, Lam. Ihr Scharfblick ist wirklich erstaunlich. Kennen Sie die junge Frau näher?«
    »Nein. Also bis heute abend.« Ich steuerte auf die Tür zu. Unten auf der Straße warf ich einen Blick auf meine Uhr. In Kalifornien war es zwei Stunden früher. Elsie würde noch für eine Weile im Büro sein. Ich schickte ihr ein Telegramm mit folgendem Text:
    Howard Chandler Craig, ermordet vor fünf fahren. Zusammenhang mit hiesigem Fall möglich. Benötige sämtliche Details sowie Informationen über das Privatleben des Opfers.

13

    »Komisches Lokal«, äußerte Hale.
    Ich nickte und sah mich suchend um. Ein Kellner trat auf uns zu und führte uns zu einem freien Tisch. Wir setzten uns. »Ist Marilyn Winton da?« erkundigte sich Hale.
    »Ja. Sie ist das Mädchen in dem cremefarbenen Abendkleid.«
    »Phantastische Figur«, murmelte Hale bewundernd.
    »Hmhm.«
    »Glauben Sie - ich meine, wie wollen Sie es anstellen, daß sie von uns Notiz nimmt?«
    »Keine Bange. Sie kommt zu uns ‘rüber.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab’ so eine Ahnung.«
    Marilyn kannte die Spielregeln ganz genau. Sie spürte unsere Blicke, wandte sich instinktiv um, lächelte und schlenderte auf uns zu. »Hallo«, sagte sie zu mir.
    Ich stand auf. »Hallo. Marilyn, das ist ein Freund von mir, Mr. Hale.«
    »Oh, wie geht es Ihnen, Mr. Hale?« Sie reichte ihm die Hand.
    Hale erhob sich zu voller Höhe und lächelte zu ihr hinunter. Er sah so verzückt aus wie ein kleiner Junge vor dem Weihnachtsbaum.
    »Möchten Sie uns nicht Gesellschaft leisten?« fragte ich.
    »Gern, danke.«
    Sie saß noch nicht richtig, da erschien schon der Kellner, um unsere Bestellung entgegenzunehmen.
    »Whisky und Wasser«, murmelte Marilyn.
    »Für mich ein Cola mit Gin«, sagte ich.
    Hale schob nachdenklich die Lippen vor. »Also, ich hätte am liebsten einen wirklich guten Kognak.«
    »Den gibt’s hier nicht«, erklärte ich. »Wenn Sie schon mal in New Orleans sind, warum halten Sie sich dann nicht an die ortsüblichen Getränke? Gin mit Seven-Up, Gin mit Cola, Rum mit Cola und Bourbon mit Cola. Was wollen Sie also haben?«
    »Gin mit Cola?« wiederholte er so entsetzt, als hätte ich ihm eine Mischung aus Chlorkalk und Zyankali empfohlen. »Soll das heißen, daß man das Zeug zusammengießt?«
    »Bringen Sie ihm einen«, befahl ich dem Kellner.
    »Warum haben Sie mich das letztemal im Stich gelassen?« fragte Marilyn Winton.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ein kleiner Vogel hat es mir verraten. Außerdem hab’ ich Augen im Kopf.«
    »Allerdings - und was für welche!«
    Sie lachte. »Wie heißen Sie?«
    »Donald.«
    »Also, Donald, es ist nicht fair, ein Mädel erst neugierig zu machen und dann einfach zu verschwinden.«
    Hale mischte sich ein. »Ich wußte gar nicht, daß Sie sich schon mal mit Miss Winton unterhalten haben.«
    »Ich hab’ sie nur aus der Ferne bewundert. Ich wollte eigentlich mit ihr sprechen, aber irgendwie wurde dann nichts draus.«
    »Wer wagt, gewinnt, Donald«, sagte sie. »Lassen Sie sich nicht unterkriegen.«
    Der Kellner brachte unsere Drinks. Hale bezahlte sie und griff mit einer Miene äußersten Mißtrauens nach seinem Glas. Er probierte die Mischung, verzog erstaunt das Gesicht, nahm noch einen Schluck lind rief verblüfft: »Also, Lam, das ist gar nicht so übel!«
    »Na bitte, was hab’ ich Ihnen gesagt?«
    Er kostete wieder. »Das Zeug schmeckt sogar ausgezeichnet. Wesentlich angenehmer als der ewige Scotch mit Soda.«
    Indessen schlürfte Marilyn ihren kalten Tee. »Ich mag meinen Bourbon mit Wasser lieber. Wenn man so viel trinken muß wie ich, ist er am bekömmlichsten.«
    Hale betrachtete sie schockiert. »Müssen Sie denn so viel trinken?«
    »Na ja, im Laufe eines Abends kommt ganz schön was zusammen. Da kann man nichts machen. Das gehört nun mal dazu.«
    Er riß betroffen die Augen auf und starrte sie forschend an. Aber falls er nach den Spuren dieser bedauerlichen Ausschweifung suchte,

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