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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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zum Laden des Waffenschmieds ging, um seine Einkäufe zu machen. Binnen Kurzem hatte er ein Dutzend Armbrüste und einen Vorrat von zweihundert Pfeilen erstanden, dazu sechs Langbögen und genug Schilde für die Hälfte der neuen Wachmannschaften.
    »Ich werde in der kommenden Stunde einen Karren vorbeischicken und alles abholen lassen«, sagte er zu dem Waffenschmied, während er ihm die vereinbarte Kaufsumme zahlte. Als Cabal sich zum Gehen wandte, stolperte er fast über eine schmutzige Elendsgestalt, die direkt hinter ihm gestanden hatte. Durch das seit Langem nicht gewaschene, strähnige braune Haar, das ihm ins Gesicht fiel, blinzelte der Bettler Cabal an. Seine Augen blickten trübe und waren von dunklen Ringen umgeben. Ein verlauster Bart bedeckte den Großteil seines Gesichts. Der Bettler stellte sich Cabal in den Weg und streckte ihm die offene Hand hin.
    »Habt Ihr einen Sou übrig, Herr?«
    »Ich habe nichts übrig.«
    Er trat zur Seite, aber der Mann folgte ihm, offensichtlich hatte er Cabals Geschäft mit dem Waffenschmied mit angehört. »Kommt schon, Herr, habt ein Herz für die, die weniger glücklich sind als Ihr. Ich bin jetzt schon fast drei Monate ohne Arbeit. Sicherlich könnt Ihr ein wenig von Eurem Geld für einen zurückgekehrten Kreuzritter erübrigen. Gott wird freundlich auf Euch hinunterlächeln, wenn Ihr mich glücklich macht – sagen wir, mit einem halben Sou? Nur um meinen Bauch zu füllen für die Nacht.«
    Wohl eher, um ihn mit Ale zu füllen, dachte Cabal, dem der Übelkeit erregende Geruch aus dem Mund des Bettlers in die Nase stieg. »Zwei Stände weiter ist ein Mann, der heute zwanzig Lanzenträger anheuern will. Wenn Ihr behauptet, ein heimgekehrter Soldat zu sein, warum geht Ihr nicht hin und bittet ihn um Arbeit, statt um Geld zu betteln?«
    Cabal drängte sich an dem Mann vorbei und wollte seinen Weg fortsetzen, blieb aber stehen, als er ihn hinter sich fluchen hörte. »Jesus! Ich traue meinen Augen nicht! Kann das denn sein?«
    Cabals Magen zog sich plötzlich zusammen, als er den unmissverständlichen Ton des Wiedererkennens in der Stimme des Mannes vernahm; kalter Schweiß brach ihm im Nacken aus.
    »Blackheart, seid Ihr’s?«
    Rannulf. Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste Cabal, dass der zerlumpte Bettler niemand anderer als sein Kamerad aus Palästina sein konnte. Genau der Soldat, der in jener schicksalhaften Nacht im September des letzten Jahres in Garretts Zelt dabei gewesen war. Der einzige Mensch, der die Macht in Händen hielt, Cabal zu vernichten – ob Rannulf es nun wusste oder nicht.
    Cabal hoffte, dass seine Miene kalten Gleichmut zeigte, als er sich umwandte und ihn ansah. »Ich denke, Ihr irrt Euch, Freund. Vielleicht hat zu viel Ale Eure Augen getrübt.«
    »Nein«, beharrte Rannulf und schüttelte den Kopf. »Nein, Ihr seid es. Erkennt Ihr mich denn nicht, Blackheart? Ich bin es, Rannulf! Herrgott, ich weiß doch, dass Ihr Euch an mich erinnert!«
    »Tut mir leid, nein. Ich bin sicher, wir haben uns noch nie gesehen.« Bestrebt, ihn loszuwerden, hoffte Cabal, dass ein wenig Geld Rannulf bewegen könnte zu gehen. Er öffnete den Geldbeutel und nahm ein paar Münzen heraus, die reichten, dass sich der Söldner für den Rest des Tages bis zur Besinnungslosigkeit betrinken konnte. »Hier. Nehmt das und geht. Das ist mehr, als Ihr erbetteln wolltet.«
    Rannulf nahm die angebotenen Münzen, aber das schien nur den Glanz von Gier in seine rot geränderten Augen zu bringen. »Warum leugnet Ihr, mich zu kennen? Ihr wisst, wer ich bin, Blackheart, genauso wie ich weiß, wer Ihr seid.«
    »Geht mir aus dem Weg, Trunkenbold, bevor ich mich entschließe, Euch aus dem Weg zu räumen.«
    Der Söldner runzelte die Stirn. »Ihr sagt, Ihr kennt mich nicht? Warum seht Ihr Euch dann plötzlich veranlasst, mir fünf Sous zu geben, um mich loszuwerden?«
    »Wollt Ihr mehr?«
    Die Frage blieb Cabal im Halse stecken, denn sie verriet den Druck der wachsenden Panik, die sich um ihn schloss. Er war in einem Gespräch gefangen, aus dem er nicht mehr entkommen konnte, auch wenn er alles dafür gegeben hätte. Er wusste das, und Rannulf wusste es auch. Der Söldner grinste, ein fast zahnloses spöttisches Grinsen.
    »Ihr scheint gut für Euch gesorgt zu haben, Blackheart. Die Hälfte der Männer unseres Regiments sind heimgekehrt, um zu hungern und ein armseliges Leben in einem Land zu fristen, das ausgepresst wurde, um das Lösegeld für einen König aufzubringen. Aber seht Euch

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