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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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alles hören konnte, machte ihn krank vor Abscheu und bestärkte ihn in dem Wunsch, dieses Hässliche von ihr fernzuhalten.
    »Es ist spät«, flüsterte er und bemerkte selbst, dass seine Stimme heiser vor Gefühlen klang. Er hoffte, dass es die Dunkelheit Emmalyn leichter machte, diesen Ort zu ertragen. Er beugte sich vor und blies die Kerze aus. »Versucht jetzt zu schlafen, Mylady.«
    Ihre kleine Hand kam unter der Decke hervor und schloss sich um seine Finger, warm und zart. So süß. »Ich glaube, es würde mir helfen, wenn ich dich neben mir spüren könnte«, wisperte sie.
    Für einen Moment saß er nur schweigend da und spürte, wie sie mit sanften Fingerspitzen über seine Handknöchel strich. »Nachdem meine Mutter gestorben war und ich das erste Mal nach London geschickt wurde, um dort zu leben, habe ich mir selbst Geschichten erzählt, wenn ich nicht schlafen konnte«, hörte er sich in die Dunkelheit hineinsagen.
    »Was für Geschichten?«
    Er zuckte die Schultern, versuchte, sich zu erinnern, was vor all diesen Jahren seinen kindlichen Verstand beschäftigt hatte. »Alle möglichen, denke ich. Meistens kindliche Fantasien darüber, Drachen zu töten und wunderschönen Prinzessinnen den Hof zu machen. Dumme Geschichten eben; alles, um die Stunden bis zum Morgen durchzustehen.« Eine Erinnerung kehrte jetzt zu ihm zurück, und ehe er sich’s versah, berichtete er darüber. »Die Geschichte, die ich am liebsten mochte, war eine, von der meine Mutter behauptete, König Heinrich habe sie einmal während eines großen Festes erzählt, an dem sie teilgenommen hat. Es ging um einen tapferen Ritter namens Sir Lancelot.«
    »Arthurs Gefährte«, ergänzte Emmalyn eifrig.
    »Du kennst die Geschichte?«
    »Ein wenig, ja. Aber ich würde die Geschichte gerne von dir hören.«
    Sie kroch ein wenig tiefer in ihre dürftige Strohmatte, und Cabal begann das zu erzählen, was er aus dem Leben des berühmten weißen Ritters noch wusste. Er erzählte ihr, wie Lancelot als kleines Kind gerettet und von der geheimnisvollen Dame vom See aufgezogen wurde. Wie er zu dem Ritter wurde, dem Arthur am meisten vertraute – wie er Arthurs engster Freund und der mutigste Ritter des Königreiches wurde. Er erzählte ihr auch den beunruhigenden Teil der Geschichte, von der dunkelsten Stunde des Helden, als er das Vertrauen des Königs verriet und sich unsterblich in die Feenkönigin Guinevere verliebte.
    Als junger Mann, als Ehre und Pflicht Cabal alles bedeuteten, hatte er nie verstanden, dass ein paar gestohlene Augenblicke mit einer wunderschönen Frau einen Mann wie Lancelot dazu gebracht haben konnten, seinen Freund zu hintergehen. Dass die Liebe einen Mann verleiten konnte, seine Verantwortung gegenüber seinem König und seinem Land zu vergessen. Aber jetzt zu spüren, wie Emmalyns Finger sich mit den seinen verbanden, ihre leisen Seufzer zu hören, als der Schlaf die Hand nach ihr ausstreckte – mit einem Mal verstand er, warum Lancelot hatte fallen können.
    Cabal hatte keinen Freund verraten, um mit Emmalyn zusammen zu sein, aber jeder Moment, den er mit ihr verbrachte – jede Stunde, die ihn näher dahin brachte, ihr zu sagen, dass sie ihm immer mehr zu bedeuten begann – , verstrickte ihn tiefer in eine schier unlösbare Situation. Verwickelte ihn weiter in einen scheinbar unentwirrbaren Betrug.
    Er hätte ihr von Anfang an alle Umstände von Garretts Tod schildern müssen. Zumindest hätte er dafür sorgen müssen, dass sie davon erfuhr, bevor sie das Lager mit ihm geteilt hatte. Jetzt geriet die Situation langsam außer Kontrolle.
    Cabal vermutete, dass er sich in sie verliebt hatte, und war sich nicht sicher, ob er auch nur den Gedanken ertragen konnte, sie eines Tages zu verlieren. Aus irgendeinem Winkel seines Bewusstseins flüsterte ihm eine grausame Stimme zu, dass Emmalyn ihm niemals wahrhaft gehören würde. Gott wusste, dass er sie nicht verdiente – schon gar nicht, solange er es vorzog, die Wahrheit vor ihr zu verbergen.
    »Emmalyn?«, flüsterte er zögernd und wartete. Sie antwortete jedoch nicht. Ihr gleichmäßiger Atem verriet ihm, dass sie in einen friedvollen Schlummer gefallen war. Trost darin findend, dass sie Ruhe gefunden hatte, streckte sich Cabal auf dem kalten harten Boden aus und starrte hinauf zu den dunklen Dachbalken, bis das Morgengrau schließlich durch die Ritzen der Fensterläden sickerte.
    Sobald sie heute ihre Geschäfte abgeschlossen hätten und wieder in Fallonmour wären, würde

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