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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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er ihr alles sagen.

21
    Cabal weckte Emmalyn sehr früh und mit nachdrücklichem Drängen. Er hatte bereits die zwei Wachen losgeschickt, um den Kutscher und den Wachposten aufzuscheuchen, und bestand darauf, dass sie sich sofort auf den Weg zum Markt machten, um am frühen Nachmittag die Heimreise antreten zu können. Er schien sehr darauf bedacht zu sein, nach Fallonmour zurückzukehren – ein Gedanke, den Emmalyn teilte.
    Die in der Herberge verbrachte Nacht gehörte zu dem Schlimmsten, was sie je ertragen hatte, aber trotz der scheußlichen Unterkunft hatte Emmalyn nicht einmal daran gedacht, einen Besuch bei Josette zu machen, denn das hätte vermutlich zu einer Begegnung mit der Königin geführt. Es kam ihr seltsam vor, wie entschlossen sie noch vor Kurzem gewesen war, Cabal loszuwerden. Jetzt, als er ihr half, ihre Sachen zusammenzusuchen, und sie dabei unentwegt anlächelte, konnte Emmalyn sich ein Leben ohne ihn kaum noch vorstellen.
    Und sie wollte es sich auch nicht vorstellen, bis sie mit der harten Realität der Entscheidung des Königs konfrontiert würde.
    Emmalyn sehnte sich nach einem Bad, um den Staub der Reise und den modrigen Geruch der Nacht abzuwaschen, aber sie hielt es für ausgeschlossen, hier eine akzeptable Wanne mit Wasser auftreiben zu können. Stattdessen bedeckte sie Mund und Nase mit dem Saum ihres Ärmels und versuchte, die vielen schlafenden schmutzigen Gestalten zu übersehen, die auf dem Korridor und in der Gaststube lagen. Sie trat zusammen mit Cabal auf die Gasse hinaus, wo sie sich mit den anderen trafen.
    Die Straßen von Lincolnshire waren bereits voller Menschen, die hergekommen waren, um Geschäfte zu machen. Große Gruppen gut gekleideter Adliger drängten sich vor den Ständen der Seiden- und Gewürzhändler, betrachteten ausgiebig die kostbaren Stoffe und kosteten von den aus dem Orient stammenden Kräutern und Gewürzen. Die Kakophonie aus hitzigen Diskussionen und fröhlichem Lachen mischte sich mit den klagenden Rufen eingesperrten Viehs und erfüllte die Luft mit einem fast ohrenbetäubenden Lärm. Frische Früchte und Gemüse verströmten ihren Duft dort, wo sie angeboten wurden, aber nichts konnte den durchdringenden Geruch der gegerbten Tierhäute überdecken, der vom Laden des Gerbers am Rand der Stadt ausging.
    Emmalyn und ihre Begleiter folgten einem anderen Karren, der mit Wollballen beladen war, bis zu dem Areal, auf dem sich die Wollhändler versammelt hatten. Der Handel ging rasch vonstatten und Emmalyn war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Sie hatte für ihre Wolle weitaus mehr Silber bekommen, als sie erwartet hatte.
    »Die beste Qualität, die unser Käufer diese Woche gesehen hat«, berichtete sie Cabal, als sie zurückkehrte. Sie brachte ihren gut gefüllten Geldbeutel zum Klingen und glühte vor Stolz. Sie drückte ihren drei Wachsoldaten ein paar Münzen in die Hand und entließ sie mit der Anweisung, ihr Morgenmahl einzunehmen und Brot und Bier für die Heimreise zu besorgen.
    »Prahlt nicht zu sehr mit Eurem Reichtum, Mylady«, riet Cabal ihr, der seinen Blick wachsam über die Menschenmenge schweifen ließ. »Wedelt noch ein wenig länger mit Eurem Geldbeutel herum, und Ihr könnt Euch darauf verlassen, ihn ebenso schnell zu verlieren, wie Ihr ihn gefüllt habt. Diese Stadt quillt über vor Halsabschneidern und Vagabunden.«
    Er hatte vermutlich recht, und als Emmalyn sah, dass seine Miene immer finsterer wurde, je länger sie auf dem Markt waren, schloss sie sich seiner Meinung an, Lincolnshire möglichst bald den Rücken zu kehren. »Ich muss nur noch ein paar Dinge hier kaufen: Salz und Kerzenwachs und vielleicht einen Strang Seidengarn zum Sticken«, sagte sie, während sie hinter dem leeren Karren herritten. »Es dürfte wohl nicht länger als eine Stunde dauern, alles zu besorgen und die Waffen zu bekommen, die Ihr für die Garnison braucht. Dann können wir aufbrechen.«
    Diese Aussicht schien ihn ein wenig zu besänftigen. Mit aufmerksamen Blicken auf die vielen Menschen, die jetzt auch die engen Straßen füllten, sagte Cabal zu ihr: »Ich glaube, wir sind am Anfang der Straße bei einem Bogenmacher und einem Waffenschmied vorbeigekommen. Wartet hier am Karren bei dem Kutscher, Mylady, und ich werde besorgen, was wir brauchen.«
    »Es wird ohnehin schneller gehen, wenn wir uns trennen«, schlug Emmalyn vor und stieg ab, um Cabal zu folgen, während er einen Knecht dafür bezahlte, ihre Pferde zu striegeln und zu füttern, während er

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