Der dunkle Ritter (German Edition)
sie hinzu, als sie sich an Cabals Vorliebe für diese beiden Dinge erinnerte.
»Tut er das?«, fragte der Buchhändler. Seine wässrigen Augen leuchteten auf, wobei Emmalyn nicht zu entscheiden vermochte, ob die Ursache ihr beiläufiges Eingeständnis gewesen war, dass es sich bei diesem Freund um ihren Freund handelte, oder ob es die Aussicht auf ein mögliches Geschäft war. »Reisen und Abenteuer, Reisen und Abenteuer«, murmelte er vor sich hin und blickte nachdenklich auf seinen Bücherbestand.
Nachdem er einige Bücher zusammengesucht hatte, kehrte er zu Emmalyn zurück. Eines nach dem anderen legte er ihr vor, zählte ihre unterschiedlichen Vorzüge auf und nannte ihre Preise. Obwohl jedes auf seine Weise ausgesprochen schön war, fühlte sich Emmalyn bei keinem davon veranlasst, ihr Geld hervorzuholen.
»Was ist das dort drüben für ein Buch?« Sie zeigte auf einen ansehnlichen Band, der aufgedeckt worden war, als der Händler die anderen Bücher fortgenommen hatte. Das Buch hatte einen Ledereinband mit kunstvoll herausgearbeiteten Verzierungen, und kostbares Blattgold funkelte im Sonnenlicht.
»Ah«, seufzte der alte Mann. »Ihr habt in der Tat einen ausgezeichneten Geschmack, Mylady. Es ist ein Geschichtsbuch, die Abschrift eines Manuskripts, das vor fünfzig Jahren vom ersten König Heinrich in Auftrag gegeben wurde. Es ist das kostbarste – und das teuerste – Objekt in meiner Sammlung.«
»Darf ich es sehen?«
»Natürlich.«
Die Bewegungen des Buchhändlers verloren in dem Moment an Schwerfälligkeit, als er den reich verzierten Band in die Hand nahm und ihn Emmalyn überreichte. Voll Ehrfurcht vor dessen Schönheit und in atemlosem Staunen betrachtete sie den Lederdeckel, ehe sie das Buch aufschlug. »Es geht um die Könige Englands«, stellte sie nachdenklich fest. Behutsam blätterte sie die raschelnden Pergamentseiten um und hielt hin und wieder inne, um einige der farbigen Illustrationen und geschriebenen Passagen zu bewundern.
»Es ist in erster Linie ein historischer Bericht, aber Ihr werdet darin auch viele Abenteuergeschichten finden, Mylady.« Der Händler nahm das Buch, blätterte durch die Seiten, ließ es an einer Stelle aufgeschlagen und legte es vor Emmalyn hin. Dann zeigte er auf das Bild eines gut aussehenden goldhaarigen Mannes. »Der große König Arthur gehörte zu den tatkräftigsten Herrschern, die je gelebt haben. Nun, ich würde behaupten, die Geschichten aus seiner Zeit sind allein schon den Preis wert.«
»König Arthur, sagt Ihr?« Emmalyns Herz machte einen Sprung. Konnte es überhaupt ein perfekteres Geschenk für Cabal geben? »Ich muss dieses Buch haben. Bitte, wie viel kostet es?«
»Ich habe euch gewarnt, Mylady, es ist nicht billig. Ich fürchte, dass ein Buch dieser Qualität und Bedeutung kaum für weniger als einen Livre verkauft werden kann … «
Du meine Güte! Für so viel Silber hätte sie einen Schafbock samt mehreren Schafen aus bester Zucht auf dem Markt kaufen können! Trotzdem holte Emmalyn ihr Geld aus der Tasche und hoffte, dass es reichen würde. Sie zählte sich die Münzen in die Hand und war sich bewusst, dass der alte Mann genau mitzählte.
»Ich habe nur einen Marc und drei Sous«, sagte sie. Einen Moment lang überlegte sie sich, ob sie Cabal suchen sollte, um sich ihren Geldbeutel zu holen, aber wenn sie ihn mit dem Buch überraschen wollte, musste der Handel jetzt abgeschlossen werden. »Ich habe nicht einmal annähernd genug.«
Der Buchhändler starrte auf die Münzen und strich sich über das Kinn. Er sah so enttäuscht aus, wie Emmalyn sich fühlte, er schürzte die Lippen und seufzte schwer. Dann schloss er das Buch behutsam und schob es unter seinen Arm. Sie war fast in Versuchung, ihm das Buch zu entreißen, als er sich plötzlich abwandte und es zur anderen Seite seines Standes trug – und damit weit außerhalb ihrer Reichweite. Er hielt ihr den Rücken zugewandt, als er ein langes Stück Stoff zur Hand nahm und es um den kostbaren Band wickelte, vielleicht um es für einen anderen Kunden sicher zu verwahren, für einen, der zahlen konnte, was das Buch wert war.
Niedergeschlagen steckte Emmalyn ihr Geld wieder ein und wünschte, sie hätte dieses Buch nie gesehen. »Danke für Eure Zeit, Sir«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
»Einen Moment noch, Mylady«, rief der Buchhändler.
Sie schaute über die Schulter zurück und runzelte verwirrt die Stirn. Der Alte hielt das Buch in seinen zittrigen Händen, in Leinen
Weitere Kostenlose Bücher