Der dunkle Ritter (German Edition)
eingeschlagen und mit einem Stück Schnur umwickelt. Er streckte ihr das Buch hin und lächelte freundlich. »Heute ist mein letzter Tag auf dem Markt, müsst Ihr wissen. Heute Abend werde ich all diese schweren Bücher wieder einpacken und sie mit mir zurück nach London nehmen. Ich glaube, ich würde meine Last gern verringern in dem Wissen, dass ich heute Morgen eine schöne Lady glücklich gemacht habe. Wollt Ihr dieses Buch für einen Marc und drei Sous nehmen, Mylady?«
»Ja!«, rief Emmalyn und ließ in ihrer Eile, ihm das Geld zu geben, die Münzen fallen. Sie bückte sich, um sie wieder einzusammeln, und legte sie dann in seine blasse faltige Hand. »Vielen, vielen Dank! Es ist überaus freundlich von Euch, mir das anzubieten.«
Leise lachend steckte er das Geld in seine Tasche und gab ihr das Buch. »Ich hoffe nur, Euer Freund hat Freude an Eurem Geschenk, so wie ich mich gefreut habe, Eure Bekanntschaft gemacht zu haben, Mylady.«
Emmalyn drückte das Buch an ihr Herz, es wollte vor Dankbarkeit und Freude fast zerspringen. »Er wird sich sehr freuen, da bin ich sicher. Und ich werde Eure Großzügigkeit nie vergessen.«
Mit einem beschwingten Winken zum Abschied verließ sie ihren neuen Freund und eilte zurück, die Straße hinauf, bestrebt, Cabal zu treffen und die Heimreise anzutreten. Sie konnte es kaum erwarten, ihm ihr Geschenk zu überreichen. Ihr Kopf war so voller Freude und von angenehmen Vorstellungen darüber erfüllt, wie er auf ein Buch reagieren würde, das ganz und gar den Helden seiner Kindheit gewidmet war, dass sie fast überhörte, dass jemand ihren Namen rief.
Aus der Nähe des Verkaufsstandes eines Seidenhändlers ertönte der Ruf erneut – eine helle weibliche Stimme, die sich über den Lärm der Menge erhob. »Emmalyn! Emmalyn, um Himmels willen, warte doch bitte!«
Emmalyn wusste, dass sie dem Zusammentreffen nicht entkommen konnte, und wandte sich zu der jungen Edelfrau um, um sie zu begrüßen. Aus dem Strom der einfach gekleideten Menschen, die die Straße bevölkerten, tauchte Lady Josette von Beaucourt auf, ein Bild von Reichtum und Geschmack – vom Scheitel ihrer mit einem Spitzentuch bedeckten braunen Haare bis zum Saum ihres weich fließenden Gewandes aus kostbarer waldgrüner Seide. Sie kam auf Emmalyn zu, umarmte sie und küsste sie zur Begrüßung auf beide Wangen.
»Ich war nicht sicher, ob ich dich treffen würde«, sagte Josette atemlos. »Hast du meinen Brief bekommen, Emmie?«
»Ja, das habe ich.« Emmalyn nickte und lächelte. Sie freute sich, ihre Schwester zu sehen, auch wenn sie gehofft hatte, Lincolnshire unbemerkt wieder verlassen zu können.
»Nun, ich nehme doch an, du hattest vor, mich zu besuchen, während du in der Stadt bist, und dass du nicht gekommen bist, um ohne ein Wort wieder zu verschwinden – obwohl es so aussieht, als hättest du genau das vorgehabt«, tadelte Josette sie leichthin und klang dabei um Jahre älter als ihre zweiundzwanzig Lenze. »Wann bist du angekommen?«
»Gestern«, sagte Emmalyn. »Aber ich fürchte, ich kann nicht allzu lange bleiben; genau genommen bin ich gerade dabei, meine Reisegesellschaft zu treffen. Wir wollen noch heute wieder nach Fallonmour aufbrechen.«
Josette verzog ihre Lippen zu einem perfekten Schmollmund. »So bald schon? Du musst unbedingt eine Weile bei Stephan und mir auf Beaucourt bleiben, Emmie! Königin Eleanor hält sich in der Grafschaft auf, und wir erwarten sie zu unserem Fest morgen Abend. Bitte, sag mir, dass du bleiben wirst! Es ist so lange her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
»Es tut mir leid, aber ich kann nicht«, lehnte Emmalyn ab und wünschte sich dabei sehr, sie könnte ein wenig Zeit mit ihrer Schwester verbringen. Doch sie wusste, dass zu ihren vordringlichsten Pflichten Fallonmour gehörte. Sanft drückte sie Josettes Hand. »Ich fürchte, ich bin schon zu lange fortgeblieben. Ich sollte schon längst auf dem Weg dorthin sein.«
»Dann werde ich dich zumindest ein Stück weit begleiten und mich von dir bei eurem Aufbruch verabschieden«, sagte Josette fröhlich. Ein Schnippen ihrer zarten Finger brachte zwei ihrer Dienerinnen an ihre Seite. »Außerdem will ich dir zeigen, was ich heute gekauft habe.«
Emmalyn nickte. Sie hakte sich bei ihrer Schwester unter, und sie gingen die Straße hinauf zu dem Kloster, wo Cabal vermutlich schon seit einiger Zeit auf sie wartete.
Hinter den beiden Schwestern folgten in respektvoller, aber nicht zu großer Entfernung
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