Der dunkle Ritter (German Edition)
an! Feine Seidengewänder, Schuhe an den Füßen, ein Geldbeutel, dick genug, um einen Grafen damit zu erschlagen.«
Cabal räusperte sich. »Ich habe weder Zeit noch Interesse, hier herumzustehen und mit Euch zu streiten, Mann. Ihr habt Eure Münzen bekommen, jetzt nehmt sie und geht mir aus den Augen.«
»He, Blackheart, Ihr seht aus, als wäre gerade jemand über Euer Grab gegangen. Wovor habt Ihr solche Angst?« Der Söldner kicherte und rieb zwei seiner Silberstücke aneinander. »Um zur Sache zu kommen – was seid Ihr bereit mir zu geben, damit ich Schweigen bewahre?«
Die Drohung war mehr, als Cabal ertragen konnte. Er zog seinen Dolch und presste die todbringende Klinge an den Hals des Söldners. »Ich sagte, Ihr habt Euch geirrt«, zischte er. »Ihr kennt mich nicht. Zwingt mich nicht, Euch davon zu überzeugen.«
Er ließ Rannulf los und ließ ihn keuchend und schnaufend stehen. Zitternd vor Zorn und Verwirrung ging Cabal mit steifen Schritten davon. Gedanken um die möglichen Auswirkungen dieses Aufeinandertreffens wirbelten durch seinen Kopf. Er flehte den Himmel an, so inbrünstig wie nie zuvor, dass Rannulf seine Warnung ernst nehmen würde. Jetzt mehr denn je war es zwingend notwendig, dass er Emmalyn zurück nach Fallonmour brachte. Ehe sie die ganze hässliche Wahrheit erfuhr und ihm alles aus den Händen glitt.
Enttäuscht verließ Emmalyn den Laden des Goldschmieds. Sie hatte gehofft, unter den teuren Schmuckstücken und juwelenverzierten Gegenständen etwas Einzigartiges für Cabal zu finden, aber nichts war ihr besonders ins Auge gesprungen. Nichts war ihr gut genug vorgekommen. In Gedanken versunken, ging sie die Straße hinunter.
Von einem der Stände, an denen sie vorbeikam, rief sie ein Händler an. »Es ist ein viel zu schöner Tag, um so missmutig dreinzuschauen, Mylady. Vielleicht habe ich ja etwas zu verkaufen, das Euch aufmuntert.«
Emmalyn lächelte den alten Mann mit dem freundlichen Gesicht an und wollte schon den Kopf schütteln. Dann sah sie sein großes Angebot an ledergebundenen Büchern und wunderschön gearbeiteten Schreibtafeln. Da sie immer gern gelesen und gelernt hatte, ging sie, wenn auch mit leichtem Zögern, zum Stand des Buchverkäufers, um ihm die Freude zu machen und ein wenig zu stöbern.
»Was lest Ihr gern, Kind?«
»Alles«, entgegnete sie und bewunderte den aufwendig gearbeiteten Ledereinband, der eine mit Zeichnungen geschmückte Abschrift des Buches der Psalmen schützte. Daneben lag ein Buch über Kräuter, in dem ihre heilenden Kräfte beschrieben wurden. Auf vielen Seiten fanden sich Darstellungen verschiedener Pflanzen und Bäume. »Das sind wunderschöne Bücher, jedes von ihnen.«
»Ah, seht Ihr?« Er klatschte in sichtlicher Freude in die Hände. »Ich habe Euch doch gesagt, dass ich vielleicht etwas habe, das Euch aufmuntert. Welches der Bücher möchtet Ihr denn heute Morgen gerne mitnehmen, liebes Kind?«
Emmalyn lachte darüber, wie rasch sich das freundliche Funkeln in den Augen des alten Mannes zu kaufmännischer Tüchtigkeit gewandelt hatte. »Es ist eine große Versuchung, das versichere ich Euch. Aber ich suche heute nicht nach etwas für mich. Ich hatte gehofft, ein Geschenk zu finden für meinen … für einen Freund.«
»Was wäre ein besseres Geschenk als ein Buch?«, schwärmte der alte Mann. »Eine kluge Wahl, Mylady. Etwas für einen Freund, damit er sich wieder und wieder daran erfreuen kann.«
Emmalyn legte den Kopf schief und scherzte: »Sir, Ihr versucht, mir mit Eurem Charme das Geld aus der Tasche zu ziehen.«
Er kicherte fröhlich und erhob sich von seinem Stuhl. Seine Bewegungen waren schwerfällig, zögernd und ließen eine ausgeprägte Steifheit seiner Gelenke vermuten, und als er aus einem der Stapel einen schmalen Band auswählte und ihn Emmalyn reichte, zitterten die knorrigen Hände mit ihrer vor Alter durchscheinenden Haut. »Vielleicht mag der Freund Blumen, Mylady? Dies ist ein wunderbarer Band, der Lustgärten gewidmet ist. Ich erhielt ihn letzten Sommer, als ich auf dem Kontinent war. Ich habe viele Stunden damit verbracht, mir dieses Buch anzuschauen. Ehrlich gesagt würde ich es sehr vermissen; doch ich nehme an, es würde mir noch mehr gefallen, es Euch heute zu überlassen – für zehn Sous.«
Emmalyn schüttelte leicht den Kopf. »Nein danke. Ich glaube nicht, dass mein Freund großes Interesse an Blumen oder Gärten hat. Allerdings erzählt er gern Geschichten über Reisen und Abenteuer«, fügte
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