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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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gelungenen Geschäftsabschlusses guter Stimmung war und sich in Geberlaune befand – und sich für ihren teuren Einkauf und den Luxus ihrer Schwester schuldig fühlte – , griff Emmalyn in den Geldbeutel und legte einen halben Sou in die Hand des Bettlers.
    »Besten Dank, Mylady. Das ist mehr als großzügig.« Er grinste sie an, während seine Finger sich um ihre Münze schlossen. »Falls es Euch gefällt, werde ich Euch heute Abend in der Kapelle in mein Gebet einschließen. Sagt Ihr mir, Madam, wie der Name von Gottes gutem Engel lautet, der mich heute vor dem Hunger bewahrt hat?«
    »Emmalyn«, sagte sie. Sie fühlte sich unbehaglich und wollte nur noch fort von diesem Mann. »Lady Emmalyn von Fallonmour.«
    Das leichte Hochziehen seiner Augenbrauen war durch den zotteligen und ungekämmten Wust seiner Haare nur schwer zu erkennen, dennoch blieb seine überraschte Reaktion nicht unbemerkt. In den Augen des Bettlers glomm ein seltsamer Funke, als er den Kopf neigte und sich in die Menge zurückzog. »Meinen Dank«, sagte er und sah Emmalyn mit einem beunruhigenden Lächeln an. »Gott mit Euch … Lady Fallonmour.«

22
    Am Tag nach dem Marktbesuch hatte Cabal keine Gelegenheit gefunden, Emmalyn allein anzutreffen, ganz zu schweigen davon, einen Moment ungestört mit ihr reden zu können. Seit sie in Beaucourt Castle a ngekommen waren, hatte Lady Josette es geschafft, ihre Schwester sofort mit Beschlag zu belegen und sie nicht mehr aus den Augen zu lassen. Den Tag über hielt sich Emmalyn in den Gemächern der Frauen auf, und bei der Abendmahlzeit war sie von einem Kreis edler Gäste und Diener umgeben. Inzwischen war Cabal sich selbst überlassen, um einerseits über die beunruhigende Frage nachzugrübeln, was Emmalyn der Königin sagen würde, wenn diese heute Abend eintraf, und andererseits der bedrückenden Sorge über Rannulfs Auftauchen gestern auf dem Markt Herr zu werden.
    Nicht zum ersten Mal bedauerte Cabal es, dass er diese Bedrohung nicht einfach mitten auf dem Marktplatz aus dem Weg geräumt hatte. Es wäre ganz leicht gewesen. Der Wegelagerer hatte ihn auf einer öffentlichen Straße angesprochen. Es gab viele Zeugen für das umfangreiche Geschäft, das Cabal am Stand des Waffenschmieds abgeschlossen hatte; wer hätte bestreiten können, dass auch dieser Bettler den Handel beobachtet und dann Geld für sich gefordert hatte? Wer würde bezweifeln, dass er sowohl für Cabals Leben als auch für dessen Geldbeutel eine Gefahr dargestellt hatte?
    Cabal hatte ihm den Dolch an die Kehle gedrückt; es wäre überhaupt kein Problem gewesen, die rasiermesserscharfe Klinge über Rannulfs Kehle zu ziehen und zu behaupten, es sei ein Akt der Selbstverteidigung gewesen, und dass er nur das hart verdiente Geld seiner Lady vor einem zu allem entschlossenen Dieb beschützt habe. Wer hätte ihm dann wohl noch Fragen gestellt? Wen hätte es letztlich überhaupt gekümmert?
    Blackheart, so hatte Rannulf ihn genannt. Wie ein Hohn kam Cabal dieser Name jetzt vor! Blackheart hätte Rannulf allein schon dafür aufgeschlitzt, dass er es gewagt hatte, ihn an einem öffentlichen Ort anzusprechen. Blackheart hätte sofort die Bedrohung erkannt, die Rannulf bedeutete, und sie beseitigt – ohne zu zögern, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Blackheart hätte jetzt keinen Grund, Zeit damit zu vergeuden, seinen Fehler zu verfluchen und sich Sorgen darüber zu machen, welche Konsequenzen sein Nichthandeln eines Tages in seiner Beziehung zu Emmalyn haben könnte.
    Nicht zu ihr gehen zu können machte ihn verrückt vor Ungeduld. Er musste sie sehen, sie berühren, sich vergewissern dass er ihr etwas bedeutete. Vielleicht musste er sich selbst versichern, dass er nicht mehr der Mensch war, den Rannulf in Palästina gekannt hatte. Seine Zeit auf Fallonmour hatte ihn verändert. Mit Emmalyn zusammen war er ein besserer Mensch. Mit ihr zusammen hatte er wieder ein Gefühl der Hoffnung.
    Er beschloss, dass er nicht länger darauf warten wollte, sie zu sehen, und betrat die Burg mit der Absicht, zu ihr zu gehen. Er kam an der großen Halle vorbei, in der große Geschäftigkeit herrschte, wich den vorbeihastenden Mägden aus, die mit Eimern und Besen hin und her eilten. Auf der Treppe, die zu den Gastzimmern führte, begegneten ihm einige Diener, die reine Leintücher und frisch gestopfte Kissen brachten. Die Gänge im ersten und im zweiten Stock hallten vom aufgeregten Plappern der Mägde und Bediensteten wider, und alle

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