Der dunkle Ritter (German Edition)
sich in seine bezaubernde Guinevere verliebte und sie heiratete.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Cabal sich in dem Klang von Emmalyns Stimme verlor. Er hörte nicht länger die Worte, die sie vorlas, sondern betrachtete fasziniert die Bewegungen ihrer Lippen, als sie so wunderschöne Worte aus dem Durcheinander formte, das er auf den Seiten sah, die geöffnet vor ihr lagen. Er konnte nicht widerstehen, er musste die Hand ausstrecken und ihr zauberhaftes kleines Ohr berühren.
»Das kitzelt«, protestierte sie mit einem leichten Lachen. »Jetzt habe ich deinetwegen die Textstelle verloren.«
»Ich wäre nur zu erfreut, Euch dabei zu helfen, sie zu suchen, Mylady.«
Spielerisch rückte er näher zu ihr, zog ihre Hand auf seinen Schoß und versuchte, das Buch zur Seite zu schieben, aber Emmalyn hielt es fest. Sie warf ihm einen gespielt verzweifelten Blick zu. »Macht Euch keine Mühe, Sir. Hier ist die Stelle, an der ich aufgehört habe.«
Sie überhörte sein heiseres Murren und fuhr mit dem Vorlesen fort. Cabal gab noch eine kleine Weile vor, ihr zuzuhören, aber schon bald gewann sein Mutwillen wieder die Oberhand, und er begann, mit den feinen Härchen in Emmalyns Nacken zu spielen. Er blies leicht dagegen und beobachtete in reiner Freude, wie sich eine Gänsehaut an ihrem Nacken bildete. Jedes Mal, wenn sie zusammenzuckte, spannte sich sein Körper ein wenig fester an, wurde seine Selbstbeherrschung mehr und mehr auf den Punkt zu getrieben, an dem er sie verlieren würde.
»Mylady«, neckte er sie und fuhr mit der Fingerspitze ihren nackten Arm hinunter, »wenn Ihr darauf besteht, mir etwas über die Liebe vorzulesen, dann finde ich es nur gerecht, Euch darauf hinzuweisen, dass meine Gedanken im Moment nicht sehr ritterlich sind. Es wäre nicht viel dazu nötig, mich zu überreden, die Tür zu verriegeln, Euch in diesem Zimmer gefangen zu halten und Euch zu nehmen – für den Rest des Tages und bis in die Nacht hinein.«
Sie warf ihm ein kokettes Lächeln zu. »Das klingt verlockend, aber ich glaube nicht, dass meine Schwester oder die Königin das als angemessenes gesellschaftliches Benehmen bezeichnen würden. Vielleicht sollte ich versuchen, eine Geschichte zu finden, die weniger … anregend ist?« Kichernd blätterte sie in dem Buch weiter. »Ah, hier ist eine Schilderung über König Arthur auf der Jagd. Meint Ihr, dass das Reden über Wildschweine und Hunde für uns auch zu einem Problem werden könnte, Mylord?«
»Mylady, ich meine vielmehr, Ihr könntet mir etwas über das Reinigen von Kleidern vorlesen und ich würde Euch immer noch nehmen wollen.« Seine Bemerkung entlockte Emmalyn einen leisen Aufschrei, ehe sie mit ihm zusammen in Lachen ausbrach. »Lies weiter, wenn du willst«, sagte er zu ihr. »Ich werde mir Mühe geben, mich zu beherrschen.«
Er schloss die Augen und hörte aufmerksam zu, als Emmalyn die Geschichte über König Arthur und seine Ritter vorlas, die sich eines Tages auf die Suche nach einem König machten, der in einen Keiler verzaubert worden war. Der hinterlistige Twrch Trwyth hatte zwischen seinen stoppeligen Schweinsohren den Kamm und die Schere sitzen, die benötigt wurden, einen Feind des Königreichs zu töten. Es lag bei Arthur und seinen Männern, ihren Gegner zu überlisten und die Tat zu vollbringen. »Der König hatte zu dieser höchst bedeutenden Suche seinen Lieblingsjagdhund mitgenommen«, las Emmalyn vor, »und dieser treue Hund hieß … «
Als sie plötzlich verstummte, öffnete Cabal die Augen. »Bitte sag nicht, dass du gerade jetzt aufhörst, wenn die Geschichte spannend zu werden beginnt.«
Emmalyn lachte nicht über seinen kleinen Scherz. Ihre Stirn war zu einem Runzeln zusammengezogen, und es schien ihr schwerzufallen, seinen Blick zu erwidern. »Es ist spät«, sagte sie ruhig, als sie sich vom Bett erhob. »Können wir das ein anderes Mal zu Ende lesen? Wir werden noch oft Gelegenheit haben, zusammen zu lesen, wenn wir erst wieder in Fallonmour sind.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Nein«, entgegnete sie schnell. Zu schnell. Ihr Lächeln wirkte gezwungen. »Es ist alles in Ordnung. Es ist nur so, dass ich noch viel zu tun habe, bis die Königin eintrifft. Josette braucht vielleicht meine Hilfe, und ich muss mich wegen meines Kleides noch mit der Schneiderin treffen.«
Sie machte Ausflüchte, war schon aus dem Bett gesprungen und durch das Zimmer gegangen, war bereit, ihn gehen zu lassen. Verwirrt über ihren seltsamen Stimmungswechsel
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