Der dunkle Ritter (German Edition)
vorgerecktes Kinn warnte ihn. Vermutlich brütete sie etwas aus. Vielleicht hatte sie die Räder der Konspiration schon in Gang gesetzt. Die Lady hatte gezeigt, dass sie ihr Heim verteidigen würde, aber würde sie sich ihm tatsächlich widersetzen? Würde sie dem König trotzen?
»Wenn Ihr jetzt keine weiteren Forderungen mehr an mich habt, Mylord, wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr Euer Bad beendetet, ohne meine Hilfe noch weiterhin in Anspruch zu nehmen.«
Sie stieß sich von der Wanne ab und erhob sich. Bevor sie jedoch noch den ersten Schritt zu ihrem Rückzug getan hatte, hatte Cabal sie am Arm gepackt und die Hand um ihr Handgelenk geschlossen. Sie schnappte nach Luft. Überraschung und Wut kämpften in ihren Augen miteinander, während sie sich seinem Griff zu entwinden versuchte und ihn fest und unnachgiebig fand. So nah sie ihm war, konnte Cabal doch seinen Blick nicht davon abhalten, über sie zu gleiten, von ihrem verwirrend schönen Gesicht zu dem feuchten Gewand, das an ihren Brüsten klebte; von dem Heben und Senken ihres Busens zum sanften Schwung ihrer Hüften und den Umrissen ihrer schlanken Schenkel.
Ein machtvoller Hunger erwachte in ihm zum Leben, als sie ihm in die Augen blickte, die kleinen Fäuste geballt, die Lippen in stummem Protest leicht geöffnet. Alles, was jetzt notwendig wäre, wäre ein leichter Ruck und sie säße bei ihm in der Wanne, mit über seinem Schoß gespreizten Beinen. Herrgott, aber dieses Bild war so lebendig, dass er sie dort jetzt fast spüren konnte. Sein Griff um ihren Arm wurde fester, jeder Muskel spannte sich an, als seine Fantasie auf einem zunehmend unerlaubten Weg weitereilte.
Ohne jede Frage hätte er sie jetzt losgelassen, hätte sie nicht so überzeugt ausgesehen, dass er genau das tun würde. Aber sie forderte ihn heraus, ging bis an die Grenzen, um zu sehen, wie weit er sie gehen lassen würde, ehe er sie in die Schranken verwies. Sie anzufassen war jedoch ein Fehler gewesen, selbst wenn er dadurch nur ihr Aufbegehren ein wenig hatte unterdrücken wollen. Sie anzufassen würde ihn dazu verführen, mehr von ihr haben zu wollen. Ein Mehr, das einem anderen gehörte.
Und dem er vor langer Zeit abgeschworen hatte.
Cabal ließ sie los, als stieße er die Versuchung selbst von sich. Emmalyn taumelte einen Schritt zurück und sah ihn überrascht an, während sie sich das Handgelenk dort rieb, wo er sie gepackt hatte. »Geht«, knurrte er, als sie zögerte, das Zimmer zu verlassen.
Er ließ sich tiefer in die Wanne sinken, schloss die Augen und war unendlich dankbar, als er hörte, dass sie eilig zur Tür ging. Er bewegte keinen Muskel, nicht einmal, um Luft zu holen, bis das Echo ihrer Schritte verklungen war.
Ein Zittern der schieren Macht des Verlangens nach ihr durchlief ihn.
»Verdammt«, fluchte er leise. Was hatte er seinem König getan, dass dieser ihn mit einer solchen Qual bestrafte?
4
Von Verwirrung und Panik überwältigt, floh Emmalyn aus dem Zimmer. Noch immer spürte sie Sir Cabals harte Hand dort, wo er sie festgehalten hatte, sah noch immer den hungrigen Ausdruck in seinen unbarmherzigen grauen Augen flackern. Mochte sie den Himmel noch so um Beistand anflehen, aber der Anblick seines harten Körpers wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen, jeder Muskel und jede Narbe schienen ihr ein lebhaftes Zeugnis für die Gewalt zu sein, mit der er sich sein Auskommen erstritt. Sie hatte ihn sich angesehen und alles das gefunden, was sie an einem Mann verabscheute: Brutalität, Dominanz, Unbarmherzigkeit.
Aber warum schlug ihr dann das Herz so heftig in der Brust?
Sie versuchte, sich zu sagen, dass es Angst war, die ihren Puls zum Rasen brachte, dass es die Sorge um ihre Untertanen und ihre Zukunft war, die bewirkten, dass ihr schwindelig war. Und ganz gewiss war es Zorn, der jetzt ihre Wangen rötete, Zorn über diesen dreisten Krieger und seine arroganten Forderungen, der ihr das Blut heiß und wütend durch die Adern strömen ließ.
Du lieber Gott, sie durfte nicht zulassen, dass es zu etwas anderem wurde!
Sie musste Sir Cabal loswerden, entschied sie mit neuer Entschlossenheit. Und zwar so schnell wie möglich. Wenn es doch nur Ihrer Majestät gefallen würde, sich ihren Fall anzuhören. Während Emmalyn im Geist ihr Gesuch an die Königin entwarf, eilte sie zur Treppe, die zu ihren Gemächern oben im Turm führte. Auf halbem Wege hinauf begegnete ihr Arlo.
Er warf einen Blick auf ihr derangiertes Äußeres, bemerkte die Wasserflecken
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