Der dunkle Ritter (German Edition)
unsanften, fast groben Berührungen. Ihre Fingernägel strichen über seinen Nacken, und Cabal rechnete halbwegs damit, dass ihre kleinen Hände gleich höher gleiten und sich um seinen Hals schließen würden.
»Ihr sollt wissen, Mylady, dass es nicht meine Wahl war, hierhergeschickt zu werden, um Fallonmour als Wächter zu dienen. Ich wünschte, Euer Gemahl wäre am Leben, und ich hätte bei meinem König bleiben können. Dann wäre Euer Leben unverändert weitergegangen und König Richard würde jetzt nicht von seinen Feinden gefangen gehalten.«
Es war ein Gedanke, der Cabal seit dem Tag plagte, an dem er von Richards Gefangennahme erfahren hatte. Er hätte beim König bleiben müssen. Er hätte die Gefahr rechtzeitig genug erkannt, um ihr zu entgehen. Ganz gewiss hätte er den König nicht ohne blutigen Kampf in die Hände seiner Gegner fallen lassen. Stattdessen war er hier, hergeschickt, um über ein friedvolles Lehen und eine willensstarke junge Witwe zu wachen, die das Gesicht eines Engels hatte und einen Körper, der auch einen wahren Heiligen in Versuchung geführt hätte.
Und Cabal war weit davon entfernt, ein Heiliger zu sein.
Er räusperte sich, zügelte seine Fantasien und vermied es, weiter über Lady Emmalyns unheilige Anziehungskraft nachzugrübeln. »Um die Wahrheit zu sagen, Mylady, will ich ebenso wenig hier sein, wie Ihr mich hier haben wollt. Noch weniger, würde ich behaupten.«
»Ich bezweifle, dass das möglich ist, Mylord«, entgegnete sie spöttisch.
Cabal sah sie an, als sie an die Seite der Wanne trat und ihm nun den Arm wusch. Plötzlich wünschte er sich, sie wäre die sanftmütige junge Frau, als die Richard sie beschrieben hatte. Das wäre weitaus angenehmer als diese fauchende Löwin, die die Absicht zu haben schien, ihm in ihrer Verärgerung die halbe Haut wegzuschrubben.
»Ich versichere Euch, Madam, dass mich Euer kleiner Flecken Land und jene, die sich darum zanken könnten, nicht im Mindesten interessieren«, erklärte er ärgerlich. »Ich bin Soldat, kein Bauer. Ich bin hier, um Fallonmour zu beschützen, weil ich der beste Mann des Königs bin. Es ist meine Pflicht, mich um die Garnison und die Verteidigungsmöglichkeiten der Burg zu kümmern, bis der neue Lord bestimmt ist und herkommt. Bis dahin erwarte ich von Euch und Euren Leuten volle Unterstützung. Arlo hat mich bereits seines Beistands als Seneschall versichert. Jetzt muss ich euch ebenso um Eure Unterstützung bitten, Mylady.«
Sie ließ seinen Arm ins Wasser fallen und achtete nicht auf das hochspritzende Nass. »Ihr bittet mich um meine Unterstützung, und der König um mein Heim und meine Freiheit. Doch ich darf nichts als Ausgleich für all das erwarten?«
»Ihr könnt mit Sicherheit erwarten, dass mit oder ohne Euch Fallonmour nicht in die Hände von Hugh de Wardeaux oder eines anderen Unterstützers von Prinz John fallen wird. Ich denke, das bedeutet Euch etwas.«
Er konnte sehen, dass es so war, aber sie schwieg dickköpfig. Vielleicht machte sie sich mehr Sorgen um ihr eigenes Schicksal – wenn Richard erst wieder frei wäre und einen Ehemann für sie wählte. Cabal konnte das gut verstehen; eine so junge und schöne Lady wie sie würde problemlos Bewerber um ihre Hand finden, selbst während der Trauerzeit. Sie würde rasch wieder verheiratet sein, und höchstwahrscheinlich mit dem Meistbietenden – eine düstere Zukunft für eine Lady, die offensichtlich Gefallen an ihrer gerade erst entdeckten Unabhängigkeit gefunden hatte.
Aber das mögliche Schicksal einer eigensinnigen Adligen war nicht seine Angelegenheit. Er hatte eine Mission zu erfüllen, ungeachtet dessen, was später mit dieser Lady geschehen würde.
»Nun, was sagt Ihr, Madam?«, drängte er ungeduldig. »Kann ich in dieser Hinsicht mit eurer Unterstützung rechnen?«
Sie runzelte die Stirn und sah stumm vor sich hin. Ihre fest zusammengepressten Lippen ließen auf eine Ablehnung schließen. »Es scheint, dass ich kaum eine andere Wahl habe.«
Das konnte man wohl kaum eine überzeugende Erklärung für gute Absichten nennen. »Ich will Euren feierlichen Schwur, Mylady.«
»Also gut.« Lady Emmalyns Stimme klang ruhig, aber in jeder Silbe schwang Verachtung mit, und in dem Blick, den sie ihm aus ihren grünen Augen zuwarf, lag Trotz. »Ich schwöre, Mylord, dass Ihr meine volle Unterstützung habt … für die Zeit, die Ihr auf Fallonmour seid.«
Er traute ihrem sorgfältig formulierten Schwur nicht; ihr eigensinnig
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