Der dunkle Ritter (German Edition)
beendet habt, Mylord, mich rufen andere Pflichten. Ich werde Euch in einer Stunde zur Verfügung stehen, sobald Ihr -«
»Und ich würde es vorziehen, jetzt mit Euch zu sprechen, Madam.«
»Sir Cabal«, mischte sich die Dienerin ein und stellte sich wie eine beschützende Glucke zwischen beide. »Ich möchte daran erinnern, dass Mylady bisher einen sehr anstrengenden Tag hatte. Sie aufzufordern, sich um Euer Bad zu kümmern, hieße, ihrer Gastfreundschaft zu viel abzuverlangen, ganz zu schweigen von ihrem Zartgefühl. Um Himmels willen, Mylord, sie hat doch gerade erst erfahren, dass sie Witwe ist!«
»Eine Witwe, die bislang keine einzige Träne vergossen hat«, entgegnete Cabal, dem nicht entgangen war, auf welch arrogante Weise die Lady das Kinn vorgereckt hatte und dass ihre Augen klar und keinesfalls tränenumflort waren. Um einem weiteren Wortwechsel entgegenzuwirken, wandte er sich von den Frauen ab und begann, seinen Schwertgürtel abzulegen. Er legte sein Wehrgehänge und seine Waffen neben die Wanne, alles jedoch in unmittelbarer Reichweite. Es war eine Angewohnheit, die er sich während seiner ersten Kampfübungen und im Krieg zugelegt hatte. Ein Faltstuhl nahe der Wanne diente ihm als Sitzgelegenheit, als er seine Stiefel auszog, wobei er sich der Rebellion, die sich nahe der Tür zusammenbraute, sehr wohl bewusst war.
»Wenn Ihr nichts dagegen habt, Mylady«, drängte er, als sie nicht sofort Anstalten machte, sich seiner Aufforderung zu fügen, »würde ich gern baden, solange das Wasser noch warm ist.«
Mit einigen geflüsterten Worten gelang es Lady Emmalyn, die alte Dienerin zu beruhigen und aus dem Zimmer zu schicken; dann sah sie ihn an. »Ich bin sicher, Ihr werdet verstehen, dass ich es vorziehe, die Tür offen zu lassen.«
Cabal zuckte die Schultern. »Wie Ihr wünscht. Ich habe kein besonders ausgeprägtes Schamgefühl. Kommt, helft mir aus meinen Kleidern.«
Sie konnte nicht ganz den unwilligen Ausdruck verbergen, der sich in ihren Zügen widerspiegelte, wie Cabal mit einem gewissen Maß an Interesse bemerkte. Lady Emmalyn schien eine Frau zu sein, der man jede Gefühlsregung vom Gesicht und von ihren leuchtend grünen Augen ablesen konnte. Eine Tatsache, die ihm bei seinem künftigen Umgang mit ihr von Nutzen sein würde.
Sie sagte nichts, als sie sich ihm näherte und vor dem Stuhl niederkniete, auf dem er saß. Sie rümpfte beleidigt die Nase, und Cabal vermutete, dass es ebenso sehr mit seinem schlechten Körpergeruch vom tagelangen Reiten zu tun hatte wie auch mit ihrer offensichtlichen Abneigung gegen seine Anwesenheit in diesem Haus. Ohne ihn anzusehen, begann Lady Emmalyn, die Bänder an den Armen seines zerschlissenen Waffenrockes zu lösen, dann stand sie auf und zog ihm das Kleidungsstück über den Kopf. Ihr Blick verweilte auf dem blutbefleckten ausgeblichenen Rock, als zählte sie die Leben, die ihr Zeichen auf der blassroten Seide hinterlassen hatten. Selbst für Cabal waren es zu viele, um eine Schätzung zu wagen – das letzte war das des hochgeborenen Gemahls dieser Schönheit gewesen.
»Ich glaube, der Rock taugt nur noch für das Feuer«, sagte er und fühlte sich vage erleichtert, als sie das Ding endlich aus der Hand legte.
Lady Emmalyn neigte den blonden Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit den Lederzungen zu, die seinen Schuppenpanzer an den Seiten zusammenhielten. Mit geschickten, feingliedrigen Fingern öffnete sie die Verschlüsse und half ihm, sich aus der schweren Panzerung zu schälen. Sein gepolstertes Wams folgte als Nächstes, dann seine Tunika. Er war jetzt bis zur Taille nackt.
Nachdem die Last der Kriegskleidung von ihm genommen war, fuhr Cabal sich mit der Hand in den Nacken, schloss die Augen und versuchte, die schmerzhaften Verspannungen seiner Schultern zu lösen. Er war froh, sich endlich wieder strecken zu können. Als er die Augen einen Moment später wieder öffnete, stand Lady Emmalyn vor ihm und beobachtete ihn. Sie starrte auf seine Brust, den Blick neugierig auf den kleinen Gegenstand gerichtet, den er an einer Schnur um den Hals trug. Das kalte Gefühl des Amuletts auf seiner Haut grub sich mit jedem Herzschlag, den ihr Blick auf ihm verweilte, tiefer in ihn hinein.
»Den Rest schaffe ich allein«, sagte er zu ihr. Sein Ton war so ruppig, dass sie einen Schritt zurückwich.
Sie wandte ihm den Rücken zu und ging zum Kamin, um im niedrig brennenden Feuer herumzustochern. Cabal legte die metallenen Beinschützer ab, streifte seine
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