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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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als er sie ein wenig reuevoll anlächelte. »Alles, was ich bei meiner Rückkehr aus Palästina hatte, waren die Kleider, die ich am Leibe trug, Mylady. Hättet Ihr es vorgezogen, wenn ich mein Panzerhemd und mein Gambeson während der ganzen Zeit meines Aufenthalts getragen hätte?«
    »Mir könnte wirklich nicht gleichgültiger sein, was Ihr tragt«, entgegnete sie knapp und wünschte, es wäre wahr. Ihn sauber und so fein gekleidet wie einen edlen Lord zu sehen, brachte Emmalyn zu der Erkenntnis, dass es ihr lieber wäre, er trüge noch sein Kettenhemd, denn das würde sie immer daran erinnern, wer er wirklich war: ein grausamer Krieger. Der beste Soldat des Königs, wie er ihr kundgetan hatte. Ein Mann, der im Töten erfahren und jetzt ihr Bewacher war.
    »Arlo hat mich unterrichtet, dass für die Freilassung des Königs ein Anteil des Lösegelds aufgebracht wird«, sagte er schließlich, wobei er Emmalyn so prüfend ansah, als könnte er das ungeordnete Durcheinander sehen, zu dem ihre Gedanken in seiner Gegenwart wurden. »Ich nehme an, dass damit bislang alles glattgegangen ist.«
    Emmalyn kämpfte darum, seinem bohrenden Blick standzuhalten, als ihr Gewissen sie wegen des Briefes, der jetzt auf dem Weg nach London war, leicht stach. »Der Kutscher hat sich vor Kurzem auf den Weg gemacht, Mylord. Genau genommen habe ich ihn selbst davonfahren sehen.«
    »Tatsächlich?« Es war eine milde Frage, in der deutlich Überraschung mitschwang. »Nun, ich muss Euer Ehrgefühl loben, Mylady. Eine andere an Eurer Stelle hätte versucht, die Lieferung eines Lösegeldes zu verzögern, das letzten Endes die Ausführung eines für sie nachteiligen Edikts bedeutet.«
    »England braucht seinen König«, entgegnete Emmalyn zurückhaltend, »und Ihr könnt mir glauben, wenn ich Euch sagte, dass ich nicht mehr bestrebt als jeder andere bin, zu wissen, dass die Königin bekommt, was ich ihr geschickt habe.«
    »Tatsächlich?«
    Emmalyn nickte knapp und spürte die Herausforderung im Ton seiner Frage. Sie war sicher, dass er wusste, dass sie einen Teil der Wahrheit vor ihm verbarg. Aber er bedrängte sie nicht mit Fragen nach weiteren Einzelheiten. Mit einem Blick, der sie fast ebenso streichelte, wie er sie beleidigte, wandte er sich um zum offenen Fenster. »Ich bin beeindruckt von dem, was ich von Fallonmours Verwaltung gesehen habe, Mylady. Es ist ein gut geführtes Lehen; zweifellos wird der König erfreut darüber sein.«
    »Nicht mehr als der Mann, den er zu gegebener Zeit auswählen wird, um es ihm zu übergeben, nehme ich an.«
    Der Ritter lachte leise über ihren Sarkasmus. »Euer Seneschall hat mir berichtet, dass die Jahre ohne Euren Mann Euch eigensinnig gemacht haben, Lady Emmalyn. Was das angeht, denke ich, bin ich geneigt, ihm zuzustimmen.«
    Er sagte es mit Humor in der Stimme, aber Emmalyn fand es keineswegs erheiternd, dass er offensichtlich alles glaubte, was Arlo sagte. »Wäret Ihr klug, Mylord, würdet Ihr in keiner Angelegenheit von Wichtigkeit Arlo um Rat fragen. Und ihm noch weniger vertrauen.«
    Sir Cabal durchbohrte sie mit einem fragenden Blick. »Das Gleiche hat er von Euch gesagt, Mylady. Er warnte mich und sagte, Ihr würdet versuchen mich zu überzeugen, dass er uninformiert und als Seneschall ungeeignet sei, dass Ihr darauf beharren würdet, dass Ihr diejenige wärt, die die ganze Zeit für die Verwaltung Fallonmours verantwortlich gewesen sei.«
    »Haltet Ihr das für so schwer zu glauben, Mylord?«
    »Ich finde es interessant, dass Arlo seine alleinige Verantwortung für Fallonmours Wohlstand bekundet, doch dass es Eure Hände sind, die von harter Arbeit Zeugnis ablegen.«
    Emmalyn wandte unvermittelt den Blick ab. Sie war nicht bereit, den schmeichelhaften Unterton in der scharfsinnigen Beobachtung des Ritters zu akzeptieren. Es überraschte sie, dass er Arlos Falschheit bereits ahnte, aber noch erstaunlicher war die Tatsache, dass er ihre Anstrengungen würdigte.
    »Arlo hat vor, Euch an Hugh zu verraten.«
    Sie brachte diese Warnung so leise vor, dass sie nicht einmal sicher war, sie überhaupt ausgesprochen zu haben. Aber Sir Cabal hatte ihre Worte gehört. »Eine Warnung, Mylady? Bisher habt Ihr mich denken lassen, dass Ihr mich als Euren Feind betrachtet, nicht als Verbündeten.«
    »Ich tue es nicht für Euch oder den König, sondern für Fallonmour«, stellte Emmalyn richtig und verbot sich, in Erwägung zu ziehen, dass dieser Mann je etwas anderes sein könnte als ihr Widersacher.

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