Der dunkle Ritter (German Edition)
kosten könnte – was er Pete kosten könnte, genau genommen – , und verfluchte seinen Wunsch, dem feisten Ritter eine Niederlage zu bereiten.
Pete stand neben Cabal und ließ den Kopf hängen, sein abgewandtes Gesicht half ihm nicht, seine Erniedrigung zu verbergen. Die Zuschauer – Martin, seine Frau, Lucinda und viele andere mehr – schauten besorgt drein. Nicht nur besorgt, es war mehr, denn auf ihren Gesichtern spiegelte sich ihre Demütigung wider. Indem Taggart Pete wegen seines niedrigen Ranges im Leben verhöhnte, entwürdigte er sie alle. Selbst Cabal fühlte, wie seine Eingeweide sich vor Wut zusammenzogen. Es war eine tiefgehende Reaktion auf die Unterdrückung von Menschen, von der er gedacht hatte, er hätte sie vor langer Zeit gelernt zu beherrschen.
Taggarts bellendes Lachen verlangte nach voller Aufmerksamkeit. »Mir gleichgestellt, also wirklich! Nun, hier ist heute Morgen jedenfalls niemand, der zustimmen würde, dass dieser Wurm von einem Bauernlümmel gut genug ist, mir den Arsch abzuwischen.« Aus schmalen Augen ließ er den Blick über die Menge schweifen, forderte auf arrogante Art zum Widerspruch auf. »Oder ist hier doch jemand?«
»Nein«, sagte Cabal und setzte dem wütenden Bellen des Mannes eine Ruhe entgegen, die jedoch nichts von seiner Abneigung verbarg. »Und Euer Standpunkt ist klar, Taggart. Ich habe mich geirrt, als ich euch beide miteinander verglichen habe. Pete ist Euch nicht gleichgestellt … «
»Verdammt richtig, das ist er nicht«, fiel ihm der Ritter ins Wort.
»… er ist Euch überlegen.«
Der Burghof hallte von vielen Stimmen wider, erst von einer Welle überraschten Murmelns, als Cabals herausfordernde Worte über die Menge strichen, dann folgte eine Ebbe aus endlos langem, ahnungsvollem Schweigen. Petes Knie begannen zu wanken, aber er hielt sich aufrecht und verriet mit keinem Mucks die Furcht, die sich in seiner Miene widerspiegelte. Cabal vermutete, dass dem Jungen gar nicht bewusst war, dass er in der instinktiven Erwartung des drohenden Konflikts die Hand um den Griff seiner Sarazenenwaffe geschlossen hatte. Ob er sich dessen bewusst war oder nicht – dieser einfache Bauer zeigte in der Tat den Mut eines Kriegers.
Was Taggart anging, so schien er blind für Petes Haltung zu sein, denn sein gekränkter Stolz lenkte ihn viel zu sehr davon ab. Während er Cabal anstarrte, färbte sich sein Gesicht um drei Rottöne tiefer und an seinem Kinn zuckte ein Muskel. Seine dicken Lippen bebten, als er versuchte, eine Reihe übler Drohungen und Flüche auszustoßen, doch es gelang ihm nicht, denn seine Wut raubte ihm die Stimme.
»Pete ist der bessere Mann«, sagte Cabal, der sich entschieden hatte, noch ein wenig mehr Öl ins Feuer zu gießen. »Aber wichtiger noch ist, dass er auch der bessere Kämpfer ist.«
»Das werden wir morgen früh ja sehen«, knurrte Taggart.
»Und warum sehen wir das nicht jetzt gleich?«
Taggarts Kopf war nicht der einzige, der herumfuhr, um Cabal ungläubig anzustarren. Pete, die anderen Ritter und ebenso Sir Miles, der sich in der ersten Reihe seiner Männer befand, sie alle standen mit offenem Mund da, als sie die Herausforderung hörten, die soeben in aller Öffentlichkeit ausgesprochen worden war. Der alte Captain warf Cabal einen nüchternen Blick des Zweifels zu, dann schüttelte er langsam den Kopf, als wollte er von dieser Idee abraten.
»Sehr gut«, stimmte Taggart zu. »So sei es.«
Mit einem anmaßenden Lachen wandte er sich ab und zog sein Breitschwert, machte eine große Show daraus, es durch die Luft zu schwingen, während die Schar der Ritter sich zurückzog und den Kreis bildete, in dem die beiden Männer kämpfen würden. Pete packte Cabal am Ärmel, seine Stimme war ein gepresstes, verzweifeltes Flüstern. »Aber, Mylord, ich bin dazu noch nicht bereit!«
»Du bist jetzt so bereit, wie du es morgen früh sein würdest. Ich sehe keinen Grund, es noch länger aufzuschieben.«
»Aber wenn ich verliere –«
Cabal gewährte ihm keine Gelegenheit, diesen schlimmen Gedanken zu Ende zu denken. »Dort steht eine wunderschöne junge Lady ganz vorn in der Menge, die darauf hofft, dass das nicht geschehen wird.«
Pete runzelte die Stirn. Er schaute in die Richtung, in die Cabals Finger zeigte. Lucinda hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und schaute ihrem Vater über die Schulter. Ihre Augen waren auf Pete gerichtet und funkelten hell vor zuversichtlicher Erwartung. Als sie sah, dass Pete zu ihr hinschaute,
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