Der dunkle Ritter (German Edition)
alten Amme Kräuter für die Abendmahlzeit. Sie tat das alles, um nicht daran denken zu müssen, zu welch einer Närrin sie sich bei Cabal gemacht hatte.
Sie hatte Wert darauf gelegt, den größten Teil des Tages ein Auge auf Jane zu haben. Sie hatte diese mit verschiedenen Aufgaben betraut und versucht, nicht zu viel Genugtuung über ihre Entscheidung zu empfinden, die junge Frau mit den Urineimern nach draußen zu schicken, um den Frauen der Schäfer beim Waschen der Wolle für den Markt zu helfen.
»Es ist kaum christlich zu nennen, eine solch gemeine Rache an ihr nehmen, ganz zu schweigen davon, sich daran zu ergötzen«, sagte sie zu Bertie, nachdem die Amme angefangen hatte, sich über ihr Verhalten Gedanken zu machen. Doch christliches Handeln hin oder her, nach kürzester Zeit lachten beide Frauen herzhaft darüber.
Emmalyn war die Erste, die sich zusammenriss. »Ich denke, wir haben jetzt genug Fenchel und Rosmarin in diesem Korb, um drei Schinken zu würzen«, sagte sie zu Bertie. »Bringst du ihn für mich zum Koch? Ich denke, ich bleibe noch eine Weile und sehe nach den Rosen. Ich will schon seit Tagen ein paar mit hineinnehmen; es wäre schade, sie am Strauch verblühen zu lassen.«
Bertie unterließ es, Emmalyn daran zu erinnern, wie lange es her war, seit sie sich das letzte Mal für den Blumengarten interessiert hatte. Aber das tiefe Wissen der Älteren spiegelte sich in ihren Augen wider. Ein milder Blick und ein sanftes Nicken gaben zu erkennen, dass sie sie verstand. Emmalyn brauchte ein wenig Zeit für sich. Erst als sie das schwere Stapfen von Berties Schritten den Pfad entlang nicht mehr hören konnte, erhob sich Emmalyn und machte sich auf den kurzen Weg zu dem abgeschiedenen blütenreichen Ort, der ihr einst eine so große Freude gewesen war.
Jetzt, und schon viel zu lange, war dieser Teil des Gartens eine Stätte schmerzvollen Gedenkens, der traurigen Erinnerungen an die Hoffnungen einer jungen Braut auf ein kleines bisschen Glück … und das kostbare Geschenk, das sie verloren hatte. Es war Emmalyn wichtig, dass sie mit dem Wissen um Garretts Tod – mehr als ein Vermächtnis für ihre Hoffnung für ihre Zukunft – jetzt den Gang machte, um dieses eine Stück ihres gebrochenen Herzens für sich zurückzuholen.
Emmalyn betrat den sorgsam angelegten Teil des Gartens und ging tief in Gedanken an den ordentlichen Beeten mit den verschiedensten bunten Blumen vorbei. Sie achtete weder auf den kleinen Fischteich noch auf die Bank in der Nähe, die aus gestampftem Lehm geformt und mit üppigen, dicken Polstern aus Gras bedeckt war. Nicht einmal die Obstbäume, in denen die Vögel zwitscherten, konnten sie ablenken, als sie auf den stillsten Winkel des Gartens zuging.
Und dann stand er wie ein grimmiger Wächter vor ihr: ein hoher Strauch herrlicher blutroter Rosen, der gepflanzt worden war, um die bevorstehende Geburt eines Kindes zu feiern, das doch niemals seinen ersten Atemzug hatte tun können. Jetzt war der Strauch kaum mehr als ein schöner Grabschmuck, ein Tribut an die Erinnerung, der umso mehr schmerzte, da er mit seiner Kraft der langen Zeit der Vernachlässigung getrotzt hatte. Schuldgefühle machten Emmalyn zu schaffen, als sie nähertrat. Sie weinte, als sie sich auf das weiche Moosbett kniete, das den Boden bedeckte.
»Es tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte«, flüsterte sie, »es tut mir so leid.«
Emmalyn ließ ihren Tränen freien Lauf, während sie die toten Blätter einsammelte, die zwischen den verschlungenen Zweigen hingen, und das Unkraut zupfte, das zu Füßen des Rosenstrauches wuchs. Während sie weinte, strich eine leichte Brise durch den Garten, ging durch die schattigen Bäume und den kletternden Wein und trug den Duft üppigen Grüns und blühender Sommerblumen heran. Für Emmalyn in ihrer Einsamkeit war der sanfte Wind wohltuend wie Balsam. Er war wie ein zartes Streicheln, das ihr versicherte, dass es richtig war, etwas zu fühlen, und keine Schande, Kummer zu empfinden.
Mit den Tränen schien der Schmerz gleichsam aus Emmalyn hinauszufließen. Als sie hinter sich ein Rascheln hörte, biss sie sich auf die Lippen und lauschte, hörte nichts. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie nicht allein im Garten war. Die feinen Härchen in ihrem Nacken prickelten warnend und bestärkten sie in diesem Gefühl.
»Ist da jemand?« Emmalyn wischte sich die Tränen von den Wangen und wandte den Kopf. »Bertie, bist du es? Jane?«
Als auch
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