Der dunkle Ritter (German Edition)
morgen Taggart gegenüberstehen würde.
»Hol aus, als würdest du mich treffen wollen«, befahl Cabal, der seine Enttäuschung nicht verbarg.
»Mylord, bitte! Das kann ich nicht!«
»Und verdammt, Pete, hör auf, mich Mylord zu nennen. Wenn du im Kampf bist, kannst du es dir nicht leisten, auch nur einen Gedanken an den Rang deines Gegners zu verschwenden und an die Frage, wer er sein könnte, wenn er nicht im Feld ist. In der Schlacht heißt es Mann gegen Mann. Komm jetzt, fang noch einmal von vorn an.«
Einige weitere eher schwache Fechtgänge sorgten bei Cabal gründlich für Verärgerung, und er wünschte, er hätte sich um Taggart und die anderen Soldaten der Garnison gekümmert, statt Zeit für dieses sinnlose Unterfangen zu verschwenden. Die Herausforderung dieser Aufgabe wurde allmählich zu einer Belastungsprobe für seine Geduld.
»Herrgott noch mal, Junge!«, fluchte Cabal, als Pete zum wiederholten Mal einen Schlag zurückhielt. Er senkte das Schwert und ging zu seinem Schüler, um mit ihm zu reden. »Gibt es denn nichts, was deine Seele zum Brennen bringt? Nichts, was es wert ist, dafür zu kämpfen?«
Mit niedergeschlagenen Augen betrachtete Pete die staubbedeckte Spitze seines Stiefels. »Fallonmour und Lady Emmalyn?«, fragte er nach einem Moment des Überlegens. »Ich schätze, beide sind es wert, für sie zu kämpfen, Mylord.«
Cabal schüttelte den Kopf. »Das war keine Fangfrage, Pete. Ich will wissen, was dir wichtig ist. Du musst es in dir fühlen – etwas, wofür du töten würdest.« Pete biss sich nachdenklich auf die Lippen. »Hast du nie etwas gewollt, das du nicht haben konntest, Junge?«
»Doch«, murmelte der junge Mann. »Ich denke schon.« Demütig hob er den Kopf und erwiderte Cabals erwartungsvollen Blick. »Lucinda.«
»Lucinda? Ah, eine Frau, natürlich! Der Grund für zahllose Kriege und Blutvergießen.« Cabal hätte sich über die Verliebtheit des jungen Bauern lustig machen können, denn Petes rote Wangen verrieten ihm, wie betört der junge Mann von dem Mädchen war. »Erzähl mir von dieser Lucinda. Wer ist sie?«
»Sie ist aus dem Dorf, Mylord. Martins Tochter.«
»Martin, der Vogt?«
»Ja, genau. Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, was ich für Lucy fühle, obwohl das kaum von Belang ist. Sie weiß nicht einmal, dass es mich gibt.«
Cabal lachte leise, denn jetzt wusste er einen Weg, um Pete zum Handeln anzustacheln. »Nun, ich kenne das Mädchen nicht, aber es wäre ein Jammer, sollte sie irgendwie ihrem Vater ähnlich sehen. Ich denke, sehr ansehnlich kann deine Lucinda nicht sein.«
Petes Kopf fuhr zu Cabal herum, als hätte er eine Gotteslästerung von sich gegeben. »Lucy ist wunderschön, Mylord!«
»So wunderschön, dass sie dir keinen zweiten Blick gönnt – ist eher das dein Problem?«
»Nein.« Pete seufzte, er zog die Stirn kraus und sah verloren und elend aus. »Es ist schlimmer als das. Sie sehnt sich nach einem andern, einen treulosen Hundesohn aus dem Nachbardorf.«
»Ah, unerwiderte Liebe«, bemerkte Cabal müßig. »Wie tragisch.«
Petes Augen schimmerten jetzt hell und spiegelten die Intensität seiner Gefühle wider. »Die Tragödie ist, dass sie sitzen gelassen worden ist. Sie zieht ihr Kind ganz allein groß, nachdem dieser Schweinehund zu seiner Frau zurückgekehrt ist.«
Cabal nutzte seine Chance und trieb die scharfe Klinge der Boshaftigkeit noch ein wenig weiter voran. »Du willst etwas von einer Bauernschlampe, die mit dem Bastard eines anderen Mannes geschlagen ist? Bei allen Heiligen, Pete! Selbst ein so jämmerlicher Welpe wie du müsste mehr Verstand haben!«
Die Antwort des Jungen war beherrscht, aber umso angespannter. »Ihr werdet mir verzeihen, Mylord, wenn ich das sage, aber Ihr urteilt falsch über sie. Lucinda ist süß und freundlich und sanftmütig.«
»Oh, das bezweifle ich ja gar nicht«, entgegnete Cabal grinsend und schickte sich an, Pete den Todesstoß zu versetzen. »Genau genommen würde ich wetten, dass ich mindestens ein Dutzend anderer Männer finde, die mir dasselbe bestätigen, wenn es um deine Lucinda geht. Sie ist süß und freundlich und sanftmütig … und ach so bereit, für jeden ihre weißen Schenkel breit–«
Ohne Vorwarnung riss Pete seine Waffe hoch und ließ sie zu Cabals Linker niedersausen. Das wütende Klirren von Stahl auf Stahl hallte im Hof wider, als Cabal den Schlag parierte, der nur um Haaresbreite davon entfernt gewesen war, ernsthaft Schaden anzurichten. Er zog eine
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