Der dunkle Ritter (German Edition)
Boden.
»Es ist in Ordnung«, versicherte Cabal ihm. »Ich habe es fast geschafft, es zu drehen.«
Weder Emmalyn noch Thomas trauten sich, in den angespannten Minuten, die folgten, einen Ton von sich zu geben. Minerva machte einige Versuche, ihr Fohlen herauszupressen, und dann, mit einer letzten Anstrengung, war es vorbei. Cabal richtete sich auf, und hielt das kleine kastanienbraune Füllen sanft in seinen Armen.
»Dem Himmel sei Dank!«, keuchte Emmalyn erleichtert, als die schlimmste Gefahr überstanden war.
Aber noch konnte sie es sich nicht erlauben, sich wahrhaft zu freuen. Erst mussten Thomas und Cabal sicher sein, dass die kleine Stute atmete und gesund war. Emmalyn beruhigte Minerva und rieb ihr Nacken und Kopf mit einem trockenen Tuch ab, während die beiden Männer das Neugeborene säuberten und trockenrieben. Das kräftige Reiben regte die Lungen des Füllens an, sich zum ersten Mal zu füllen, aber es war schwach und machte keinen Versuch, aufzustehen.
»Sie wird besondere Fürsorge brauchen«, sagte Thomas leise und wandte sich an Emmalyn. »Selbst dann wird sie vielleicht nicht stark genug sein, zu überleben … «
»Sie wird leben«, flüsterte Emmalyn heftig und glaubte es von ganzem Herzen. »Sie brauchte nur eine Chance.«
Cabal lächelte sie an, als er das Fohlen in seinen Armen hielt. Er trug es hinüber in ein Nest aus Decken, das Thomas in einer Ecke der Box hergerichtet hatte, und legte es vorsichtig auf das weiche Lager. Während der Stallmeister begann, sich um Minerva und ihre beiden Kinder zu kümmern, erhob sich Emmalyn, um die schmutzigen Tücher zusammenzusuchen und ihm genug Raum für seine Verrichtungen zu geben. Cabal hatte sich inzwischen gewaschen und zog sich seine Tunika wieder an.
»Hier gibt es jetzt viel zu tun«, sagte er und kam zu ihr. »Vielleicht sollte ich Euch jetzt zum Turm bringen, Mylady.«
Emmalyn wollte protestieren. Am liebsten wäre sie in Minervas Nähe geblieben, bis sie sicher sein konnte, dass die Stute und ihre neue Familie auch wirklich wohlauf waren, aber sie war auch erschöpft. Heute Nacht würde sie Thomas vermutlich keine Hilfe sein, und das Letzte, was sie wollte, war, ihm im Wege zu stehen.
»Wenn Ihr es wünscht, Mylady, werde ich nach Euch schicken lassen, sollte es eine Verschlechterung geben«, bot der Stallmeister an.
Emmalyn nickte. Mit einem letzten ehrfurchtsvollen Blick auf die Pferde wandte sie sich um und ging mit Cabal hinaus in die Sommernacht.
»Wie unglaublich«, sagte sie, als sie den mondhellen Burghof zur Hälfte überquert hatten. »Zwillingsfohlen! Habt Ihr je so etwas gesehen, Cabal?«
»Nein«, entgegnete er. »Es war … außergewöhnlich.«
»Ja, das war es. Außergewöhnlich.«
»Es mit eigenen Augen gesehen zu haben«, fuhr er fort, und seine Stimme klang ruhig und nachdenklich. »Ich kann nur ahnen, dass die Geburt eines Kindes etwas noch Göttlicheres ist – es kommt einem Wunder gleich, denke ich.«
Emmalyn dachte an ihr verlorenes Kind, und sie taumelte; sie schluckte den Kummer hinunter, der sich bei seinen Worten in ihrer Kehle festgesetzt hatte.
»Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»N-nein.« Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, unsicher, wem sie das mehr versichern musste: ihm oder sich selbst. »Ihr habt recht, Mylord. Die Geburt eines Kindes ist in der Tat ein göttliches und wunderbares Ereignis.«
Ob ihr die Trauer anzuhören war, fragte sie sich und fühlte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie sagte nichts mehr und betete stumm darum, dass sie es noch bis in ihr Zimmer schaffte, bevor sie sich zur Närrin machte, indem sie vor ihm weinte. Aber Cabals Schritte wurden langsamer, bis er dann stehen blieb. Seine Hand streifte ihre, es war die sanfte Bitte an sie, ebenfalls stehen zu bleiben.
»Emmalyn, was ist los?«, fragte er leise.
Obwohl der Gedanke, in die Einsamkeit zu fliehen, sehr stark war, spürte sie seltsamerweise auch den Wunsch, bei Cabal zu bleiben. Etwas in ihr schmerzte sie und sehnte sich nach seinem Trost. Hölzern wandte sich Emmalyn um zu ihm und sah ihn an. Er öffnete die Arme, und sie begab sich in seine Umarmung und drückte ihre tränennasse Wange an seine warme feste Brust.
Weil er nichts sagte, sie ihrerseits weder dazu drängte noch wegen ihrer Tränen ungeduldig zu sein schien, war Emmalyn bereit, darüber zu sprechen. Gleichgültig wie sehr es schmerzte, sich zu erinnern und die Worte auszusprechen.
»Es sollte ein Baby
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