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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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mit eigenen Augen sehen, wie Bertie mit Wat um das Feuer tanzte. Sie wollte mit eigenen Ohren Cabal von seinen Abenteuern mit exotischen Tieren in exotischen Ländern erzählen hören. Aber er würde sich anders verhalten, wenn er wusste, dass sie dort war. Er würde auf der Hut sein, sie vielleicht sogar von sich stoßen, wie er es im Obstgarten getan hatte. Sie glaubte nicht, seine Zurückweisung noch einmal ertragen zu können. Wenn es doch nur eine Möglichkeit für sie gäbe, unsichtbar zu werden – wie der Zauberlöwe, von dem Cabal behauptet hatte, er habe ihn gesehen.
    Und dann fiel ihr ein, dass es einen Weg gab.
    Aufgeregt verließ Emmalyn die Kemenate und lief die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Sie wühlte in ihrer Kleidertruhe, bis sie fand, wonach sie gesucht hatte. Es war ein langer leichter Mantel, den sie über ihr Gewand zog. Der Mantel war dunkel wie die Nacht selbst, und seine üppigen Falten verhüllten sie vom Hals abwärts. Gesicht und Haar würden unter der großen Kapuze gut versteckt sein. Eingehüllt in ihre eigene Art des Mittsommernachtzaubers wartete Emmalyn die Dunkelheit ab, bevor sie die Treppe hinabstieg. Dann verließ sie die Burg und ging hinunter ins Dorf.

17
    Das Treiben und Lärmen des Festes ließen Emmalyns Herz höher schlagen, als sie dem Pfad folgte, der von der Burg hinunter zum Dorf führte. Die Wachposten am Burgtor hatten ihr angeboten, sie zu begleiten, aber sie hatte das Angebot mit dem Hinweis abgelehnt, dass der Weg nicht sehr lang war und die Feuer ihr leuchten würden. Falls Emmalyn sich Sorgen gemacht hatte, dass ein bewaffneter Begleiter die Aufmerksamkeit aller auf ihre Ankunft gelenkt hätte, so erkannte sie schon sehr bald, dass sie sich diese Sorge nicht hätte machen müssen. Im Dorf und auf den Wiesen war viel zu viel los, als dass jemand auf eine Gestalt in einem Mantel geachtet hätte, die gekommen war, um sich den zahllosen anderen Menschen beim Feiern anzuschließen.
    Freudenfeuer brannten in der Mitte des Dorfes und auf fast jedem der nahen Hügel. Die Flammen knisterten und schlugen hoch in die Schwärze des Nachthimmels. Musik und Gesang erfüllten die Luft, vermischten sich mit dem Lachen der Tänzer, die um die vielen Feuer herumwirbelten. Eine Gruppe kleiner Jungen holte sich Äste aus der Glut und rannte mit ihnen davon, jeder der Jungen schwenkte eine brennende Fackel in der Hand. Sie rannten an Emmalyn vorbei, als wäre sie gar nicht da, und schrien aus voller Lunge, als sie sich zu ihrer großen Mission aufmachten, die bösen Drachen zu vertreiben, die sonst während der Feier die Dorfbrunnen vergiften würden.
    Während die Jungen mit ihren Fackeln hin und her liefen, war es Emmalyn möglich, die dunklen Silhouetten der Paare zu erkennen, die auf den Wald zugingen. Einige bemühten sich nicht einmal, sich ins Unterholz zurückzuziehen; ihre Leidenschaft verschlang sie so sehr, dass sie sich umarmten und küssten, wo sie gerade standen – auf den Äckern und Wegen und an die Mauer eines der Gebäude des Dorfes gelehnt.
    In der Dunkelheit fast unsichtbar, schlenderte Emmalyn am Rand des Treibens dahin, angezogen von den Düften von geröstetem Wildbret und frisch gebackenem Brot. Sie bekam eine Portion davon von den beiden Männern, die sich um die Kochfeuer kümmerten, und setzte sich dann auf einen dicken Holzklotz, der als provisorische Bank diente. Zu ihrer Linken spielten zwei kleine Mädchen mit ihrem Essen und kicherten über die Possen der Dorfjungen und anderen herrlichen Unsinn. Emmalyn kaute müßig und war so versunken in das köstliche Mahl, dass sie den großen breitschultrigen Mann, der zu ihrer rechten Seite stand, fast nicht bemerkt hätte.
    »Wie oft hat die alte Amme Euch heute Nacht zum Tanzen gedrängt, Sir Cabal?«, fragte jemand aus einem Kreis von Leuten, die sich am Essen labten.
    »Zu oft, um es noch zählen zu können. Ich schwöre Euch, sie hat vor, mich zu einem alten Mann zu machen, bevor die Nacht vorüber ist.«
    Die samtene Stimme, die direkt neben ihr ertönte, sandte ein Zittern des Erkennens über Emmalyns Rücken. Sie hüllte sich tiefer in ihren Mantel und aß schweigend weiter, während Cabal sich an einer Hammelkeule gütlich tat und sich unbeschwert mit den Leuten unterhielt.
    Als Emmalyn all die entzückten Gesichter sah, die um seine Aufmerksamkeit wetteiferten, wurde ihr bewusst, wie leicht die Menschen hier begonnen hatten, Cabal zu verehren – und wie abhängig sie von ihm geworden waren in der

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