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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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kurzen Zeit, die er hier war. Dieser harte Krieger, der so vehement erklärt hatte, kein Interesse an diesem Land und seinen Menschen zu haben, war jetzt ein Teil von Fallonmour, ob es ihm gefiel oder nicht. Alle würden ihn vermissen. Sie auch.
    Emmalyn empfand plötzlich ein Gefühl von Schuld, weil sie bald nach Lincolnshire reisen und sich mit der Königin treffen würde, um über ihr Recht an Fallonmour und Cabals Abzug zu sprechen. Seltsam, aber das, was sie einst am meisten für sich und für Fallonmour gewollt hatte, hatte angefangen, sich wie ein großer Verrat anzufühlen: heimtückisch und hinterlistig. Aber dieses Gefühl war eigentlich lächerlich, schien Cabal doch so eifrig darauf bedacht, nichts mehr mit ihr zu tun haben zu wollen. Emmalyn schüttelte den Kopf, als wollte sie diesen Gedanken körperlich abwehren und ihm nicht erlauben, noch einen Moment länger in ihrem Kopf zu bleiben.
    »Ah, seht ihr?« Cabal erschreckte sie, als er ihr seine Hand auf den Rücken legte und sich an sein wachsendes Publikum wandte. Offensichtlich war er sich nicht bewusst, dass sie es war, die neben ihm saß. »Hier ist ein Mädchen, das heute Nacht nicht die langweilige Geschichte eines Soldaten hören will.«
    »Aber, Sir Cabal, Ihr habt es versprochen!«, klagte Wat, der zu ihm ging und sich zu Füßen des Ritters niederließ. »Wir wollen die Geschichte von dem Löwen hören!«
    Ein Rufen der Bestätigung ging durch die Menge und brachte noch mehr Volk an das Feuer. Es geschah nicht oft, dass das Landvolk aus erster Hand Berichte über die wilden gefährlichen Tiere zu hören bekam, die außerhalb ihrer Heimatinsel lebten. Binnen kürzester Zeit war Cabal von einem Meer erwartungsvoller Gesichter umgeben, darunter gemeines Volk und Ritter, Sir Miles, Bertie und sogar Father Bryce. Kinder schienen wie aus dem Nichts aufzutauchen und bahnten sich ihren Weg zwischen den Erwachsenen hindurch, die Schulter an Schulter standen, um einen Platz ganz vorn zu ergattern. So nah bei Cabal, wie es nur möglich war.
    Er lachte leise, als die Reihen um die Feuerstelle sich enger schlossen. »Kann ein Mann denn nicht einmal sein Abendbrot in Ruhe essen?«, murrte er.
    »Musste ich für mein Essen singen, dann, Herr Ritter, könnt Ihr für Eures mit einer Geschichte über Eure Heldentaten bezahlen«, sagte die Frau des Vogts mit einem Lachen, während sie ihre Laute aus der Hand legte.
    Zustimmende Rufe wurden laut von allen, die sich eingefunden hatten. Wat strahlte Cabal an, als wäre der Ritter ein Schatz, der ihm allein gehörte. »Erzählt uns von dem Löwen, Mylord«, bettelte er und hielt ihm die Schnitzerei hin, die Cabal für ihn angefertigt hatte.
    »Ein anderes Mal, Junge.«
    Cabal versuchte weiterzuessen, aber das Interesse der Menge war geweckt und ein Entkommen nicht mehr möglich. »Habt Ihr die Bestie auf dem Kreuzzug getötet, Sir Cabal? Ihr müsst uns die Geschichte erzählen, Mylord!«
    »Es war ein Zauberlöwe, und Sir Cabal hat ihn mit seinen bloßen Händen berührt!«, erklärte Wat. Seine eifrige Erklärung veranlasste die Kinder, aber auch viele Erwachsene, vor Staunen den Mund aufzusperren.
    Cabal räusperte sich. »Nun«, sagte er und stellte sein Essen zur Seite, »ich kann nicht beschwören, dass der Löwe verzaubert war, aber ich glaube, es lag Magie in der Luft. Denn es war genau heute Abend vor einem Jahr, als die riesige Katze ganz ruhig in unser Lager spaziert kam.«
    Wie alle anderen hörte auch Emmalyn atemlos und fasziniert zu, als Cabal schilderte, wie die Kompanie englischer Soldaten den Löwen mit einem Netz eingefangen und ihn in einen der Käfigkarren gesperrt hatte, die für den Transport von Gefangenen und Geiseln des Kreuzes benutzt wurden.
    »Der König sollte am nächsten Morgen ins Lager zurückkehren, und die Männer hielten den Löwen für einen passenden Tribut, Richard Löwenherz mit einem königlichen Gefangenen zu beschenken. Der König der Tiere für den König von England, sagten sie.«
    Emmalyn erkannte eine Spur von Sarkasmus in Cabals Stimme, aber was die Zuhörer betraf, so schienen sie dafür taub zu sein. Die meisten von ihnen flüsterten Lobpreisungen über König Richards berühmten Mut und murmelten Beifall für dieses Geschenk. Sie waren alle zu sehr im Bann der Geschichte, um das leichte Anspannen von Cabals Kinn zu bemerken oder den abwesenden Blick, der jetzt in seinen Augen lag.
    »War es ein bösartiges Tier, Sir Cabal?«, fragte einer der Ritter eifrig. »Ein

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