Der dunkle Ritter (German Edition)
Stehlerei für immer ein Ende zu machen.«
Der große Mann grinste. »Vierzig bewaffnete Männer, sagst du, und nicht einer bewacht die Wolle. Ich schätze, sie sind alle zu betrunken oder zu sehr damit beschäftigt, sich den Verstand rauszuvögeln, um herzukommen – selbst wenn sie bei dem Lärm da draußen deine Schreie hören könnten.«
Emmalyn sank das Herz, als ihr klar wurde, dass der Mann recht hatte. Wer würde sie bei all der Musik und dem Lachen hören? Wer würde einen Schrei um Hilfe von fröhlichem Lärmen und lauten Jubelrufen unterscheiden können?
»Schrei, soviel du willst«, sagte Clive, auf dessen Gesicht ein bösartiger Ausdruck lag. »Ich hab’s gern, wenn meine Lämmer beim Decken ein bisschen blöken. Macht das Ganze interessanter.«
Emmalyn schrie aus voller Kraft um Hilfe, nur um einen Augenblick später von dem erdrückenden Gewicht des schmutzigen Körpers ihres Angreifers zum Schweigen gebracht zu werden, als er auf sie zusprang und sie mit den Armen hart und unbarmherzig umklammerte. Sie trat wild um sich, wand sich so, dass sie ihm den Rücken zudrehte, und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie biss ihm in die Hand, die er ihr auf den Mund pressen wollte. Entsetzt und verzweifelt bemüht zu entkommen, schrie sie weiter unter dem eisernen Griff seiner Hand auf ihrem Gesicht, selbst als die Schreie in ihrem Kopf lauter widerhallten, als sie in Wirklichkeit zu hören waren.
Sie stampfte auf und bockte, nutzte alles zu ihrer Verteidigung, was ihr zur Verfügung stand. Sie trat mit dem Fuß nach hinten, rammte ihn ihrem Angreifer gegen das ungeschützte Schienbein. Er bellte einen Fluch und stieß sie nach vorn, genau in die wartenden Krallen eines anderen Diebes, der bereitstand. Lachend über den Spaß stießen die Grobiane sie von einem Mann zum nächsten, bis ihr Anführer wieder nach vorn trat. Er schäumte vor Wut. Keuchend und im stahlharten Griff eines der Diebe konnte Emmalyn Clive nur anstarren, als er vor ihr stehen blieb. Aus schmalen, kalten, hasserfüllten Augen sah er sie an
»Bringt die Schlampe dort rüber und fesselt sie«, befahl er den anderen mit einem kurzen Kopfnicken. »Erst mal gehört sie mir. Ihr könnt haben, was noch von ihr übrig ist, wenn ich fertig bin.« Er lachte bösartig. »Wenn noch etwas übrig ist, heißt das.«
Als sie in die Ecke der Scheune gezerrt und auf eines der großen Bündel Wolle geworfen wurde, fühlte sich Emmalyn, als würde sie neben sich stehen und die Szene beobachten. Als widerfahre dieser Schrecken jemand anderem, als läge er irgendwo außerhalb ihres bewussten Begreifens. Ein Mann hielt sie fest, während ein anderer mit einem rauen Stück Seil ihre Arme fesselte. Sie war sich nur vage bewusst, dass ihr Hauptangreifer hinter den anderen stand, wo er mit den Bändern seiner Hose kämpfte.
Sie fühlte kalte Luft auf ihren Beinen und trat wild um sich, als einer der Männer versuchte, ihr mit zupackenden ungeduldigen Händen den Rock hochzuzerren. Der faulige Gestank aus dem Mund des Mannes streifte ihr Gesicht, als er seine Lippen an ihr Ohr presste und ihr den Rat gab, mitzumachen, denn sonst würde sie die Folgen zu tragen haben. Seine Stimme klang verzerrt und so gedämpft, als käme sie aus weiter Ferne. Das ist der Schock, dachte Emmalyn benommen. Sie war zu schockiert und zu angstvoll, um ihre Umgebung klar zu erkennen, ganz zu schweigen davon, der verabscheuungswürdigen Schandtat entgehen zu können. Bevor die Gegenwehr sie ganz verlassen konnte, nahm Emmalyn alle Kraft zusammen und machte einen letzten Versuch, die Männer von sich wegzustoßen.
Ihr laut geschrienes »Nein!« schien von den Dachbalken der Scheune widerzuhallen, sammelte sich für einen kurzen sinnlosen Moment, ehe Emmalyn mit einem harten Schlag quer über ihre Wange zum Schweigen gebracht wurde. Der Schlag verwirrte sie so sehr, dass sie fast nicht hörte, dass der Mann wütend den Befehl gab, jemand solle die Tür der Scheune verriegeln. Emmalyns Blick verschwamm, sie beobachtete, wie die verschwommene Silhouette eines der drei Männer, die über ihr standen, plötzlich verschwand. Kaum einen Augenblick später gab es ein krachendes Splittern, das zu laut war, um nur das Schließen einer Tür zu sein.
Und das animalische, schreckliche Brüllen, das im nächsten Augenblick folgte, wusste Emmalyn gar nicht einzuordnen.
In der Scheune erhob sich Aufruhr, eine rasche und verwirrende Abfolge aus seltsamen Geräuschen, die für Emmalyns
Weitere Kostenlose Bücher