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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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würden sich ständig zwei Signale in die Quere kommen, miteinander interferieren – weil sie einander widersprechende Informationen tragen.«
    »Normalerweise«, übernahm der andere Beamte, »benutzt jeder Mensch die linke Hemisphäre. Das Ego, das Ich-Bewusstsein, hat dort seinen Sitz. Sie ist dominant, weil in ebendieser linken Hemisphäre auch das Sprachzentrum lokalisiert ist, oder, um es präziser auszudrücken: Die Zweigeteiltheit des Gehirns manifestiert sich vor allem darin, dass die Sprachfähigkeit – beziehungsweise das Potenzial für den Spracherwerb – in der linken und die räumlichen Fähigkeiten in der rechten Hälfte verortet sind. Die linke Hemisphäre kann mit einem Digitalcomputer verglichen werden, die rechte mit einem Analogcomputer. Insofern führt die bilaterale Funktionsweise des Gehirns nicht zu einer einfachen Verdopplung, beide Perzeptionssysteme registrieren und verarbeiten die hereinkommenden Daten auf unterschiedliche Weise. Bei Ihnen jedoch ist keine der beiden Hemisphären dominant und sie ergänzen einander auch nicht, kompensieren nicht die funktionalen Defizite der jeweils anderen. Die eine Hälfte gibt Ihnen eine Information, die andere Hälfte eine andere.«
    »Das ist ungefähr so, als hätten Sie in Ihrem Wagen zwei Tankanzeiger«, sagte der erste Beamte, »und einer davon würde anzeigen, dass der Tank voll ist, während der andere auf leer steht. Beide Anzeigen können nicht gleichzeitig zutreffen, die Informationen liegen im Widerstreit miteinander. Nun ist es aber in Ihrem Fall nicht so, dass einer der Tankanzeiger funktioniert und der andere nicht, vielmehr… Also, so sieht die Sache aus: Beide Tankanzeiger überwachen genau die gleiche Menge Benzin – das gleiche Benzin, der gleiche Tank. Sie testen sozusagen das gleiche Ding. Sie als Fahrer haben nur eine indirekte Beziehung zum Benzintank, nämlich über die Benzinanzeige oder, in Ihrem Fall, die Benzinanzeigen. Tatsächlich könnte der Tank völlig leer sein und Sie würden nichts davon wissen, bis es Ihnen eine Anzeige auf dem Armaturenbrett mitteilt oder der Wagen einfach stehen bleibt. Es sollte also nie zwei Benzinanzeigen geben, die einander widersprechende Informationen liefern, denn wenn das der Fall ist, können Sie überhaupt kein Wissen mehr über den Zustand erlangen, auf den sich diese Informationen beziehen.«
    Fred sah die beiden an. »Und was bedeutet das Ganze?«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie das bereits wissen«, sagte der Beamte links von ihm. »Sie erfahren es, ohne zu begreifen, warum und was es genau ist.«
    »Die beiden Hemisphären meines Gehirns konkurrieren miteinander?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Substanz T. In funktionaler Hinsicht bewirkt sie das oft. Das war es, was wir erwartet hatten, das war es, was der Test uns bestätigt hat. Die für gewöhnlich dominante linke Hemisphäre ist geschädigt und die rechte Hemisphäre versucht fortwährend, die durch diese Schädigung bedingten Ausfälle zu kompensieren. Aber die nun paarweise auftretenden Gehirnfunktionen verschmelzen nicht zu einem einheitlichen Ganzen, weil der Körper für diesen Zustand nicht ausgelegt ist. So etwas tritt normalerweise nie ein. Wir nennen das Überkreuz-Überlagerungen. Ein mit der Persönlichkeitsspaltung verwandtes Phänomen. Wir könnten natürlich eine rechtsseitige Hemisphärektomie durchführen, aber…«
    »Wird das wieder weggehen«, unterbrach ihn Fred, »wenn ich von Substanz T runterkomme?«
    »Vermutlich«, erwiderte der Beamte. »Es ist eine funktionale Störung.«
    Der andere sagte: »Es könnte aber auch eine organische Schädigung sein und damit irreversibel. Das wird sich erst dann herausstellen, wenn Sie für einen längeren Zeitraum keine Substanz T mehr konsumieren.«
    »Wie bitte?« Fred verstand die Antwort nicht – lautete sie ja oder nein? War er für immer geschädigt oder nicht? Was hatten sie denn nun eigentlich gesagt?
    »Doch selbst wenn ein Schaden am Gehirngewebe vorliegt«, fuhr einer der beiden fort, »sollten Sie die Hoffnung nicht aufgeben. Derzeit laufen Experimente zur operativen Entfernung kleiner Gewebeabschnitte aus beiden Hemisphären, um konkurrierende Verarbeitungsprozesse im Bereich der Gestaltwahrnehmung nachhaltig abzustellen. Es wird allgemein angenommen, dass dadurch die ursprüngliche Hemisphäre ihre Dominanz wieder zurückerlangt.«
    »Das Problem dabei ist jedoch, dass das jeweilige Individuum für den Rest seines Lebens womöglich nur noch partielle

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