Der dunkle Schirm
Donna Irgendwas.«
»Ach, Bobs Mädchen.«
»Ja, sein Mädchen.« Freck nickte.
»Wobei er’s noch nicht geschafft hat, ihr zwischen die Beine zu kommen. Er versucht’s nur immer wieder…«
»Ist sie zuverlässig?«
»In welcher Hinsicht? Beim Ficken oder…« Barris führte die Hand zum Mund und schluckte.
»Was für 'ne Art von Sex is’n das?« Dann dämmerte es Freck. »O yeah.«
»Ziemlich zuverlässig. Vielleicht ein bisschen flatterhaft. Wie man das halt bei einer Braut erwarten kann, besonders bei denen, die nicht so helle sind. Die hat ihr Gehirn zwischen den Beinen. Vielleicht bewahrt sie da auch ihren privaten Stoff auf.« Barris kicherte. »Und womöglich auch noch den ganzen Stoff, mit dem sie dealt, wer weiß?«
Freck beugte sich zu ihm hinüber. »Arctor hat Donna nie gebumst? Er redet aber über sie, als hätt er’s getan.«
»Das ist typisch Bob Arctor. Der redet viel, wenn der Tag lang ist. Aber da stimmt nichts von, überhaupt nichts.«
»Woran liegt’s, dass er sie nie flachgelegt hat? Kriegt er keinen hoch?«
Barris dachte angestrengt nach, wobei er immer noch mit seinem Patty Melt herumspielte; er hatte ihn mittlerweile in kleine Stücke gerissen. »Donna hat Probleme. Vielleicht schießt sie Junk. Sie hat eine Aversion gegen jede Art von körperlichem Kontakt – du weißt doch, dass Junkies das Interesse am Sex verlieren, weil ihre Sexualorgane durch Gefäßverengung anschwellen. Bei Donna zeigt sich, wie ich beobachten konnte, ein widernatürlicher Mangel an sexueller Erregbarkeit. Und das nicht nur, wenn sie mit Arctor zusammen ist, sondern auch…« Er machte einen verdrießlichen Gesichtsausdruck. »Auch mit anderen Männern.«
»Scheiße, du meinst einfach, dass es bei ihr nicht richtig losgeht?«
»Oh, sie würde schon auf Touren kommen, wenn man sie richtig anheizen würde. Zum Beispiel…« Barris blickte Freck geheimnisvoll an. »Ich kann dir zeigen, wie man sie für 98 Cent dazu kriegen kann, die Beine breit zu machen.«
»Ich will sie ja gar nicht flachlegen. Ich will nur bei ihr kaufen.« Freck fühlte sich unbehaglich – Barris hatte so eine Art an sich, die ihm ein flaues Gefühl bereitete. »Wieso gerade für 98 Cent? Sie würde kein Geld dafür nehmen – so eine ist sie nicht. Und überhaupt, schließlich ist sie Bobs Puppe.«
»Nun, es wäre keine finanzielle Transaktion im eigentlichen Sinne«, sagte Barris in seinem präzisen, gelehrten Stil und beugte sich zu Freck hinüber. Seine haarigen Nasenlöcher schienen vor diebischer Freude zu zucken. Und nicht nur das – auch seine Sonnenbrille schien plötzlich in einem intensiveren Grün zu leuchten. »Donna ist auf Coke. Sie würde die Beine für jeden breitmachen, der ihr ein Gramm gibt – besonders, wenn diesem Coke durch streng wissenschaftliche Prozeduren ganz bestimmte, äußerst seltene chemische Substanzen beigemengt wären. Und meine gewissenhafte Grundlagenforschung hat mich zu einem Spezialisten für eben diese raren Stoffe werden lassen.«
»Ich wär froh, wenn du nicht so reden würdest. Über Donna, meine ich. Und überhaupt wird ein Gramm Coke derzeit für über hundert Dollar gehandelt. Wer hat schon so viele Mäuse?«
Barris unterdrückte ein Niesen und verkündete dann triumphierend: »Ich kann ein Gramm reines Kokain derivieren, ohne dass die Gesamtkosten für die Ingredienzien, die ich dazu benötige – die Apparaturen in meinem Labor nicht eingerechnet – mehr als einen Dollar betragen.«
»Du tickst wohl nicht mehr richtig.«
»Ich kann es dir auf der Stelle vorführen.«
»Und woher kommen diese Zutaten?«
»Aus dem Supermarkt.« Barris kam stolpernd auf die Füße; in seiner Erregung wischte er ein Stück Patty Melt vom Tisch. »Bezahl die Rechnung und ich werd’s dir zeigen. Ich hab mir zu Hause ein provisorisches Labor eingerichtet, wo ich arbeite, bis ich mir ein besseres leisten kann. Du kannst mir dabei zusehen, wie ich ein Gramm Kokain aus gesetzlich erlaubten Stoffen extrahiere, die im Supermarkt für weniger als einen Dollar öffentlich angeboten werden.« Er ging in Richtung Ausgang. »Los, komm.« Seine Stimme klang drängend.
»Okay.« Freck nahm die Rechnung und folgte Barris. Der Typ hat ja ’n Schlag, dachte er. Oder etwa doch nicht? Schließlich macht er dauernd chemische Experimente – und was er so alles in der Bibliothek liest… Vielleicht ist ja doch etwas an der Sache dran. Stell dir mal den Profit vor – stell dir vor, wie wir absahnen
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