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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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vergessen. Hat die ganze Sache total vergessen.
    Den Tag vergessen, an dem Arctor…
     
    Was grinsest du mir, hohler Schädel, her?
    Als dass dein Hirn, wie meines, einst verwirret
    Den leichten Tag gesucht und in der Dämmrung schwer,
    Mit Lust nach Wahrheit, jämmerlich geirret.
     
    … aus dem Dunst einer gewaltigen Dope-Party in Santa Ana aufgetaucht war, auf der er diese kleine, blonde Braut mit den komischen Zähnen, den langen blonden Haaren und dem dicken Arsch kennen gelernt hatte, keine Schönheit, aber so energisch und freundlich… Er hatte den Wagen einfach nicht zum Laufen gekriegt, er war zu bis oben hin – an diesem Abend war so unglaublich viel Dope geschluckt und gespritzt und geschnieft worden, und die Party hatte sich bis zur Dämmerung hingezogen. So viel Substanz T – und alles echt primo. Sehr, sehr primo. Sein Stoff.
    Er beugte sich vor und sagte: »Halten Sie bitte an der Tankstelle da drüben.«
    Er stieg aus, bezahlte den Taxifahrer, betrat die Telefonzelle, schlug die Nummer des Schlossers nach und rief an.
    Die alte Dame war am Apparat. »Schlosserei Englesohn, guten…«
    »Hier spricht noch einmal Arctor. Tut mir Leid, dass ich Sie noch einmal belästigen muss. Haben Sie vielleicht die Adresse des Auftraggebers, Sie wissen schon, der Auftrag, für den hinterher der Scheck ausgestellt wurde?«
    »Nun, da muss ich erst einmal nachsehen. Einen Moment bitte, Mr. Arctor.« In seinem Ohr dröhnte es, als sie den Telefonhörer auf die Theke legte.
    Dann vernahm er die ferne, gedämpfte Stimme eines Mannes. »Wer ist dran? Dieser Arctor?«
    »Ja, Carl, aber sag bitte nichts, bitte. Er ist vorhin hereingekommen und…«
    »Lass mich mit ihm sprechen.«
    Pause. Dann wieder die alte Dame. »Ja, ich habe die Adresse, Mr. Arctor.« Sie las ihm seine Adresse vor.
    »Dorthin ist Ihr Bruder bestellt worden? Um den Schlüssel zu machen?«
    »Warten Sie. Carl? Erinnerst du dich noch, wo du mit dem Lieferwagen hingefahren bist, um den Schlüssel für Mr. Arctor zu machen?«
    Das weit entfernte Brummen einer Männerstimme: »Zum Katella Boulevard.«
    »Nicht zu ihm nach Hause?«
    »Nein, zum Katella Boulevard.«
    »Zum Katella Boulevard, Mr. Arctor. In Anaheim. Nein, warten Sie – Carl sagt gerade, es war in Santa Ana, an der Main Street. Hilft Ihnen das…«
    »Ja, danke«, sagte er, legte auf und dachte: Santa Ana. Main Street. Dort hat die Scheiß Dopeparty stattgefunden. Ich muss in dieser Nacht mindestens dreißig Namen und ebenso viele Nummernschilder notiert haben, das war keine dieser gewöhnlichen Partys. Eine große Lieferung war gerade aus Mexiko eingetroffen – die Dealer teilten die Ware unter sich auf und testeten sie an, wie es eben üblich ist. Die Hälfte von ihnen wurde inzwischen wohl von als Käufern getarnten Agenten hopsgenommen… Wow, ich erinnere mich immer noch an diese Nacht – oder besser gesagt: Ich werde mich wohl nie ganz genau daran erinnern können.
    Doch das alles entschuldigte Barris immer noch nicht dafür, dass er vorgetäuscht hatte, Arctor zu sein, als dieser Telefonanruf kam. Wie es also jetzt aussah, hatte er sich das nur spontan ausgedacht, hatte improvisiert. Scheiße, vielleicht war Barris an jenem Abend einfach nur abgefüllt gewesen und hatte getan, was man eben so tut, wenn man weggetreten ist – nämlich auf alles abfahren, was sich gerade ergibt. Arctor hatte den Scheck ausgestellt, daran konnte es keinen Zweifel mehr geben, und Barris hatte nur zufällig den Hörer abgehoben. Und in seinem verschrobenen Kopf gedacht, dass es ein absolut cooler Gag war. Er hatte nur unverantwortlich gehandelt, sonst nichts.
    Auch Arctor, überlegte er, während er die Taxizentrale anrief, hat nicht sehr verantwortungsbewusst gehandelt, als er den Scheck während dieser ganzen Zeit nicht ersetzte. Wessen Fehler war das? Er holte den Scheck noch einmal heraus, um das Datum zu checken. Anderthalb Monate. Verdammt – und er hatte Barris mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorgeworfen! Beinahe wäre Arctor dafür in den Knast gewandert – nur dank Gottes unergründlicher Gnade war dieser Schwachkopf Carl nicht längst zum Bezirksstaatsanwalt gerannt. Oder vielleicht hatte ihn auch nur seine putzige alte Schwester davon abgehalten.
    Arctor sollte besser auf seinen Arsch aufpassen, er hat ein paar wirklich bescheuerte Sachen gemacht, von denen ich bisher noch nichts wusste. Barris ist da also nicht der Einzige und vielleicht nicht einmal der Hauptübeltäter. Allerdings

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