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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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muss immer noch geklärt werden, weshalb Barris Arctor mit so abgefeimter Bösartigkeit verfolgt. Woher kommt dieser Hass? Kein Mensch unternimmt über eine so lange Zeit hinweg alle nur erdenklichen Anstrengungen, um jemanden fertig zu machen, wenn er keinen Grund dafür hat. Barris versucht ja nicht, irgendwen sonst fertig zu machen, sagen wir Luckman oder Charles Freck oder Donna Hawthorne; außerdem hat er sich mehr als jeder andere darum gekümmert, dass Jerry Fabin in die Staatliche Nervenklinik kam; und er kümmert sich geradezu rührend um ihre Haustiere.
    Einmal war Arctor kurz davor gewesen, eine der Hündinnen – wie zum Teufel hatte der kleine schwarze Köter doch gleich geheißen, Popo oder so ähnlich – ins Tierheim zu bringen und dort einschläfern zu lassen, weil sie sich nicht abrichten ließ. Worauf Barris Stunden, ja sogar Tage, mit Popo verbrachte und sie abrichtete und mit ihr sprach, bis sie sich beruhigte und dressiert werden konnte und deshalb auch nicht mehr weg musste, um eingeschläfert zu werden. Wenn Barris’ Bösartigkeit sich gegen alles richtete, dann würde er doch wohl keine solchen Nummern abziehen.
    »Taxizentrale«, sagte das Telefon.
    Er gab die Adresse der Tankstelle durch.
    Und wenn Carl, der Schlosser, gemerkt hat, dass Arctor schwer drogensüchtig ist, grübelte er weiter, während er in düsterer Stimmung auf das Taxi wartete, dann ist das auch nicht Barris’ Schuld. Als Carl damals um fünf Uhr morgens in seinem Lieferwagen aufgetaucht war, um einen Schlüssel für Arctors Olds zu machen, war Arctor möglicherweise gerade auf puddingweichen Bürgersteigen entlangspaziert oder die Wände hochgegangen oder hatte mit Fischaugen Schlagball gespielt oder ein paar von den anderen Dingen getan, die man auf einem Dope-Trip so tat. Carl hatte da wohl schon seine Schlussfolgerungen gezogen. Und als er dann den neuen Schlüssel geschliffen hatte, war Arctor womöglich gerade verkehrt herum durch die Luft geschwebt oder auf seinem Kopf hin und her gekegelt, während er zugleich seitwärts gesprochen hatte. Kein Wunder, dass Carl nicht sonderlich begeistert gewesen war.
    Wer weiß, spekulierte er, vielleicht versucht Barris sogar nur, Arctors Peinlichkeiten wieder gutzumachen. Und die werden immer zahlreicher: Arctor hält sein Fahrzeug nicht mehr so gut in Schuss, wie er das früher mal getan hat, und er stellt faule Schecks aus, und das nicht aus böser Absicht, sondern weil sein gottverdammtes Gehirn durch den ganzen Stoff zermatscht ist. Nur macht das die Angelegenheit eher noch schlimmer. Barris tut, was er kann, durchaus möglich, aber auch sein Gehirn ist zermatscht. Alle ihre Gehirne sind…
     
    Dem Wurme gleich’ ich, der den Staub durchwühlt,
    Den, wie er sich im Staube nährend lebt,
    Des Wandrers Tritt vernichtet und begräbt.
     
    … zermatscht und beeinflussen sich gegenseitig auf ihre zermatschte Art und Weise. Die Zermatschten führen die Zermatschten. Und zwar geradewegs ins Verderben.
    Vielleicht hat ja Arctor selbst die ganzen Drähte durchgeknipst und verbogen und damit die Kurzschlüsse in seinem Cephskop verursacht. Mitten in der Nacht. Aber aus welchen Gründen?
    Eben das war die große Frage: Warum? Doch bei zermatschten Gehirnen war alles denkbar, selbst Motive, die so verdreht waren wie die Drähte. Während seiner Tätigkeit als Undercover-Rauschgiftermittler hatte er das selbst gesehen, viele, viele Male. Diese Tragödie war nicht neu für ihn und das alles nur ein Routinefall mehr auf der Festplatte des Polizeicomputers. Sie befanden sich in jenem Stadium, das der Reise in die staatliche Nervenklinik unmittelbar vorausging. Wie bei Jerry Fabin.
    Alle diese Typen bewegten sich auf demselben Spielfeld; sie standen nur auf verschiedenen Feldern in unterschiedlicher Entfernung vom Ziel und würden es zu verschiedenen Zeiten erreichen. Doch am Ende würden sie alle an diesem Ziel ankommen – in der staatlichen Nervenklinik.
    Es war in ihr Nervengewebe einprogrammiert. Oder in das, was davon übrig geblieben war. Nichts konnte es stoppen oder verhindern. Nicht mehr.
    Vor allem nicht im Fall von Bob Arctor. Diese langsam in ihm aufscheinende Erkenntnis gewann er rein intuitiv, sie war nicht von dem abhängig, was Barris getan hatte. Es war eine neue, eine professionelle Erkenntnis.
    Außerdem hatten ja auch seine Vorgesetzten im Sheriff-Büro von Orange County beschlossen, Bob Arctor in den Mittelpunkt ihres Interesses zu rücken, und sie hatten

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