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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wohl schon in Umlauf gesetzt? Vielleicht hat er mich längst um die Hälfte all dessen gebracht, was ich besitze!
    Barris, dachte er, ist ein Genie. Andererseits könnte er die Schrift natürlich durchgepaust oder jedenfalls auf mechanischem Wege kopiert haben, etwa mit einem Pan-tographen. Aber ich habe doch nie einen Scheck für diese Schlosserei Englesohn ausgestellt … wie also könnte es eine auf mechanischem Wege hergestellte Fälschung
    sein? Für diesen Scheck gibt es doch keine Vorlage. Ich werde ihn rüber zur graphologischen Abteilung schicken, entschied er. Sollen die doch herausknobeln, wie es gemacht worden ist. Vielleicht nur Übung, Übung, Übung.
    Und was den Schwindel mit den Pilzen anging –
    Er dachte: Ich werde einfach direkt auf ihn zugehen und ihm sagen, daß mehrere Leute mir erzählt hätten, er habe versucht, ihnen Pilz-Hits zu verkaufen. Und daß er 307
    Schluß mit diesem Scheiß machen sollte. Genau – ich habe eine Rückfrage von jemanden bekommen, der sich wegen der Pilz-Hits Sorgen machte. Was ja auch nur zu verständlich ist.
    Aber diese ganzen Einzelpunkte, dachte er, sind letztlich doch nur zufällige Indikatoren für das, was er eigentlich vorhat. Was ich bei der ersten Durchsicht der Bänder entdeckt habe, stellt nur eine Zufallsauswahl aus der Gesamtheit dessen dar, gegen das ich angehen muß.
    Weiß der Himmel, was er sonst noch alles angestellt hat: Schließlich hat er alle Zeit der Welt zur Verfügung gehabt, um herumzustöbern und Nachschlagewerke zu le-
    sen und Anschläge und Intrigen und Verschwörungen
    und was nicht noch alles sonst auszuhecken … Viel-
    leicht, dachte er übergangslos, sollte ich besser mein Telefon durchchecken lassen, um zu sehen, ob es angezapft ist. Barris hat eine ganze Kiste voller elektronischer Bau-teile, und sogar eine Firma wie Sony hat beispielsweise eine Induktionsspule auf den Markt gebracht, die als An-zapfvorrichtung für ein Telefon verwendet werden kann.
    Wahrscheinlich ist das Telefon tatsächlich angezapft.
    Möglicherweise schon seit geraumer Zeit.
    Ich meine, dachte er, zusätzlich zu der kürzlich mit meinem Einverständnis vorgenommenen – der notwendigen – Anzapfung.
    Erneut studierte er den Scheck, während das Taxi
    durch die Straßen holperte, und ganz plötzlich dachte er: Was, wenn ich ihn selber ausgestellt hätte? Was, wenn Arctor das hier geschrieben hat? Ich glaube, ich hab’s getan, dachte er; ich glaube, dieses spinnerte Arschloch 308
    Arctor hat diesen Scheck höchstpersönlich ausgeschrieben, zwischen Tür und Angel – die Buchstaben kippen alle –, weil er aus irgendeinem Grund in Eile war; wollte den Scheck eben rausknallen und hat dabei das falsche Scheckbuch erwischt, und hinterher hat er das alles vergessen. Hat die ganze Angelegenheit total vergessen.
    Den Tag vergessen, dachte er, an dem Arctor…

    Was grinsest du mir, hohler Schädel, her?
    Als daß dein Hirn, wie meines, einst verwirret
    Den leichten Tag gesucht und in der
    Dämmrung seh wer
    Mit Lust nach Wahrheit, jämmerlich geirret. *

    … wieder aus dem Dunst der gewaltigen Dope-
    Happenings in Santa Ana aufgetaucht war, auf dem er diese kleine, blonde Puppe mit den komischen Zähnen, den langen blonden Haaren und dem dicken Arsch kennengelernt hatte; keine große Schönheit, aber so tatkräftig und freundlich … er hatte den Wagen nicht ans Laufen kriegen können; er war bis zum Stehkragen mit Dope abgefüllt gewesen. Er hatte die Sache mit dem Wagen einfach nicht mehr geregelt gekriegt – an diesem Abend war er so unglaublich viel Dope eingepfiffen und geschossen und geschnieft worden, und das Happening hatte sich beinahe bis zur Morgendämmerung hingezogen. So viel Substanz T, und alles echt primo. Sehr, sehr primo. Sein Stoff.

    * Anm. d. Übers.: Deutsch im Original.

    309
    Indem er sich vorbeugte, sagte er: »Halten Sie bitte an der Shell-Tankstelle da drüben. Ich möchte aussteigen.«
    Er stieg aus, bezahlte den Taxifahrer und betrat die Telefonzelle, schaute die Nummer des Schlossers nach und rief an.
    Die alte Dame war am Apparat. »Schlosserei Engle-
    sohn, guten –«
    »Hier spricht noch einmal Arctor. Tut mir leid, daß ich Sie schon wieder belästigen muß. Von was für einer Adresse ist damals der Anruf gekommen, durch den der
    Auftrag erteilt wurde, für den hinterher der Scheck ausgestellt worden ist?«
    »Nun, da muß ich erst einmal nachsehen. Einen klei-
    nen Moment bitte, Mr. Arctor.« In seinem Ohr dröhnte es, als

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