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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sagte: »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    Hank sagte: »Durch einen Eliminationsprozeß. Ich
    weiß, wer Sie nicht sind, und die Zahl der Verdächtigen in dieser Gruppe ist nicht unendlich groß – tatsächlich handelt es sich ja sogar um eine sehr kleine Gruppe. Wir dachten, wir würden auf dem Weg über diesen Personen-kreis weiter nach oben vorstoßen, und vielleicht gelingt uns das ja tatsächlich – durch Barris. Sie und ich haben eine Menge Zeit damit verbracht, miteinander zu plau-dern. Ich hab’s schon vor langer Zeit rausgeknobelt. Daß Sie Arctor sind.«
    »Ich bin wer?« sagte er und starrte auf Hank, den Jedermann-Anzug, der ihm gegenübersaß. »Ich bin Bob
    Arctor?« Er konnte es nicht glauben. Es ergab keinen Sinn für ihn. Es paßte mit nichts von dem zusammen, was er getan oder gedacht hatte; es war grotesk.
    »Machen Sie sich nichts draus«, sagte Hank. »Wie ist Donnas Telefonnummer?«
    »Sie ist vielleicht gerade auf der Arbeit.« Seine Stimme zitterte. »In der Parfumerie. Die Nummer ist –« Er konnte seine Stimme nicht mehr unter Kontrolle halten, und er konnte sich nicht an die Nummer erinnern. Wer, 390
    zum Teufel, soll ich sein? sagte er zu sich selbst. Ich bin nicht Bob Arctor. Aber wer bin ich dann? Vielleicht bin ich –
    »Geben Sie mir die Telefonnummer von Donna
    Hawthornes Arbeitsstelle«, sagte Hank gerade rasch in die Sprechmuschel des Telefons. »Hier«, sagte er und hielt Fred den Hörer hin. »Sprechen Sie selbst mit ihr.
    Nein, vielleicht besser doch nicht. Ich werde ihr sagen, sie soll Sie abholen … wo? Wir werden Sie hinfahren und dort absetzen; Sie können sie schließlich nicht hier treffen. Wüßten Sie einen guten Ort? Wo treffen Sie sich für gewöhnlich?«
    »Bringen Sie mich zu ihrer Wohnung«, sagte er. »Ich weiß, wie man reinkommt. «
    »Ich werde ihr sagen, daß Sie hier neben mir sitzen und auf Entzug sind. Ich werde einfach sagen, ich sei ein Bekannter von Ihnen und daß Sie mich gebeten haben, anzurufen.«
    »Spitze«, sagte Fred. »Find’ ich ja echt dufte. Danke, Mann.«
    Hank nickte und wählte erneut, diesmal eine Nummer
    im öffentlichen Netz. Fred kam es so vor, als wähle er von Ziffer zu Ziffer langsamer, als dauere der Wählvor-gang ewig, und er schloß die Augen, atmete schwer vor sich hin und dachte: Wow. Ich bin echt hinüber.
    Da haste recht mit, stimmte er zu. Ausgeklinkt, ausgeflippt, ausgebrannt und abgenibbelt. Und angeschissen.
    Total im Arsch. Er hatte das unwiderstehliche Bedürfnis, laut zu lachen.
    »Wir werden Sie zu ihr rüberbringen –«, begann
    391
    Hank, unterbrach sich dann aber und wandte seine Aufmerksamkeit dem Telefon zu. Er sagte: »Hey, Donna,
    hier is’ ‘n Kumpel von Bob, hörste? Hey, Mann, ihm
    geht’s unheimlich beschissen, nein, echt, ich will dich nich’ verarschen. Hey, er –«
    So was von dufte, dachten zwei Stimmen unisono in
    seinem Geist, als er hörte, wie sein Kumpel Donna die Sache verklickerte. Und vergiß nicht, ihr zu sagen, daß sie mir was mitbringen soll; ich geh’ echt aufm Zahn-fleisch! Kann sie für mich Nachschub besorgen oder so?
    Mich vielleicht aufladen, wie sie’s sonst immer tut? Er streckte seine Hand aus, um Hank zu berühren, schaffte es aber nicht; seine Hand griff zu kurz.
    »Du, ich mach’ das bestimmt auch mal für dich«, versprach er, als Hank auflegte.
    »Bleiben Sie nur ganz ruhig da sitzen, bis der Wagen draußensteht. Ich werde jetzt einen bestellen.« Wieder telefonierte Hank; dieses Mal sagte er: »Wagenpark? Ich brauche einen nicht als Polizeifahrzeug kenntlichen Wagen und einen Beamten in Zivil. Was ist derzeit verfügbar?«
    Im Innern des Jedermann-Anzugs, des vagen Flecks,
    schlossen sie die Augen, um zu warten.
    »Vielleicht sollte ich doch lieber veranlassen, daß Sie in ein Krankenhaus gebracht werden«, sagte Hank. »Ihnen geht’s ja wirklich unheimlich dreckig; vielleicht hat Jim Barris Sie vergiftet. In Wirklichkeit waren und sind wir an Barris interessiert, nicht an Ihnen; die Installation der Kameras im Haus sollte in erster Linie dazu dienen, Barris unter Überwachung zu halten. Wir hofften, ihn auf 392
    diese Weise hierherlocken zu können … und das haben wir ja auch geschafft.« Hank schwieg. »Eben aus diesem Grunde bin ich mir ziemlich sicher, daß seine Bänder und die anderen Beweisstücke gefälscht sind. Das Labor wird das bestätigen. Aber Barris ist in eine ganz große Sache verwickelt. Eine ganz üble Geschichte. Es hat was mit Waffen zu

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