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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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tun.«
    »Ich war dann also ein Was?« sagte er plötzlich sehr laut.
    »Wir mußten an Barris rankommen und ihn reif schie-
    ßen.«
    »Ihr Arschficker«, sagte er.
    »Auf die Art, wie wir es arrangiert haben, mußte Barris – wenn das überhaupt sein richtiger Name ist – im Laufe der Zeit immer deutlicher gewahr werden, daß Sie ein geheimer Polizeiagent waren, der kurz davorstand, ihn festzunageln oder aber ihn dazu zu benutzen, über ihn an seine Hintermänner heranzukommen. Und darum –«
    Das Telefon klingelte.
    »All right«, sagte Hank später. »Bleiben Sie nur ganz ruhig da sitzen, Bob, Fred, was auch immer. Beruhigen Sie sich – wir haben den Mistkerl ja geschnappt, und er ist wirklich ein – na, was Sie uns jetzt gerade genannt haben. Dafür hat es sich doch gelohnt, meinen Sie nicht auch? Um ihn zu fangen. Ein solches Etwas, egal, in was er nun eigentlich verwickelt ist?«
    »Sicher, gelohnt.« Er konnte kaum noch sprechen;
    seine Stimme war ein mechanisches Knirschen.
    Zusammen saßen sie da.

    393
    *

    Auf der Fahrt zum Neuen Pfad hielt Donna am Straßenrand an, an einer Stelle, wo sie unter sich zu allen Seiten die Lichter sehen konnten. Aber inzwischen hatten die Qualen für ihn begonnen; sie konnte das deutlich erkennen, und es blieb ihnen nicht mehr viel Zeit. Sie hatte sich so sehr gewünscht, noch einmal mit ihm zusammen-zusein. Tja, sie hatte wohl zu lange gewartet. Tränen ran-nen ihr über die Wangen, und er hatte jetzt begonnen zu würgen und sich zu übergeben.
    »Wir bleiben ein paar Minuten hier sitzen«, erklärte sie ihm, während sie ihn durch die Büsche und das Unkraut führte, über den sandigen Boden, zwischen weg-geworfenen Bierdosen und allerlei anderem Müll hin-
    durch. »Ich –«
    »Hast du deine Hasch-Pfeife dabei?« brachte er müh-
    sam heraus.
    »Ja«, sagte sie. Sie mußten sich weit genug von der Straße entfernen, um nicht von der Polizei bemerkt zu werden. Oder wenigstens weit genug, damit sie die
    Hasch-Pfeife verschwinden lassen konnten, wenn ein
    Polizist vorbeikam. Sie würde den Polizeiwagen anhalten sehen, mit ausgeschalteten Scheinwerfern, ein Stück entfernt in sicherer Deckung, und die Beamten, die sich zu Fuß näherten. Es würde genügend Zeit sein.
    Sie dachte: Dafür jedenfalls. Zeit genug, um sicher vor dem Gesetz zu sein. Aber Bob Arctor hatte keine Zeit mehr. Jedenfalls keine Zeit nach menschlichen Maßstä-
    ben mehr – die war abgelaufen. Es war eine andere Art 394
    von Zeit, in die er jetzt eingetreten war. Ähnlich der Zeit, dachte sie, die eine Ratte hat: nämlich Zeit, hin und her zu rennen, nutzlos zu sein. Sich ziellos zu bewegen, hin und her, her und hin. Aber wenigstens kann er noch die Lichter unter uns sehen. Obwohl ihm das vielleicht nichts mehr bedeutet.
    Sie fanden einen geschützten Platz, und sie holte den in Alufolie gewickelten Klumpen Hasch hervor und zündete die Hasch-Pfeife an. Bob Arctor, der neben ihr hockte, schien es nicht einmal zu bemerken. Er hatte sich beschmutzt, aber sie wußte, daß er nichts dafür konnte.
    Tatsächlich war er sich dessen vielleicht nicht einmal bewußt. Während des Entzugs wurden sie alle so.
    »Hier.« Sie beugte sich zu ihm hinüber, um ihn aufzu-laden. Aber er bemerkte auch sie nicht. Er saß einfach nur da, völlig weggetreten, von Magenkrämpfen geschüttelt, kotzte und beschmutzte sich, zitterte und wimmerte wie wahnsinnig vor sich hin. Es klang fast wie eine Art Lied.
    Sie mußte plötzlich an einen Typen denken, den sie
    einmal gekannt hatte – einen Typen, der Gott gesehen hatte. Er hatte sich ganz ähnlich verhalten, gewimmert und geweint, ohne sich allerdings selbst zu beschmutzen.
    Er hatte Gott während eines Flashbacks nach einem
    Acid-Trip gesehen, zu einem Zeitpunkt, als er gerade mit riesigen Dosen wasserlöslicher Vitamine experimentier-te. Ihre orthomolekulare Struktur sollte angeblich die neuralen Impulse im Gehirn anregen, beschleunigen und synchronisieren. Bei diesem Typen jedoch hatten sie anders gewirkt. Er war nicht einfach nur smarter geworden 395
    – er hatte Gott gesehen. Er war völlig überrascht gewesen.
    »Ich nehme an«, sagte sie, »wir wissen nie, was das Schicksal für uns bereithält. «
    Neben ihr stöhnte Bob Arctor und antwortete nicht.
    »Kanntest du einen Macker namens Tony Amster-
    dam?«
    Keine Reaktion.
    Donna nahm einen Zug aus der Hasch-Pfeife und ver-
    senkte sich in die Lichter, die unter ihnen ausgebreitet lagen; sie roch die Luft und

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