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Der dunkle Schirm

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Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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unter dem Strich ein anderer Betrag stehen.
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    Der Unterschied wird beträchtlich sein, allerdings nur dieses eine Mal.«
    Fred sagte: »Bekomme ich einen Bonus dafür – für
    das, was mir passiert ist?«
    »Nein. Lesen Sie Ihre Dienstvorschrift. Ein Beamter, der willentlich süchtig wird und das nicht auf der Stelle meldet, macht sich eines Dienstvergehens schuldig und muß mit einer Geldbuße von dreitausend Dollar und/oder sechs Monaten Haft rechnen. Sie werden möglicherweise nur mit einer Geldbuße davonkommen. «
    »Willentlich?« sagte er in ungläubigem Staunen.
    »Es hat Ihnen ja niemand eine Pistole an den Kopf
    gehalten und Sie mit dem Zeug vollgepumpt. Niemand
    hat Ihnen etwas in den Kaffee getan. Sie haben wissentlich und willentlich eine suchtbildende Droge eingenommen, eine Droge, die zu Gehirnschäden und Desori-entierungserscheinungen führt.«
    »Aber ich mußte doch!«
    Hank sagte: »Sie hätten es auch vortäuschen können.
    Die meisten Beamten schaffen es, damit klarzukommen.
    Und wenn man die Menge in Betracht zieht, die Sie laut diesem Bericht schlucken –«
    »Sie behandeln mich wie einen Gauner. Ich bin kein
    Gauner.«*

    * Anm. des Übers.: Im Original: »I am not a crook » – ein wörtliches Zitat eines Ausspruchs des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon anläßlich seiner vom Fernsehen übertragenen Verteidigungsrede gegen die im Zu-
    sammenhang mit der Watergate-Affäre gegen ihn erho-
    benen Vorwürfe. Außer Dick haben auch andere ameri-
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    Hank griff nach einem Notizblock und einem Stift und begann zu rechnen. »Wie hoch sind Sie jetzt eigentlich, gehaltsmäßig, meine ich? Ich kann das Ganze ja mal
    durchrechnen, wenn –«
    »Könnte ich die Geldbuße nicht später bezahlen? Vielleicht in einer Reihe von monatlichen Raten, verteilt über zwei Jahre?«
    Hank sagte: »Na, hören Sie mal, Fred.«
    »Okay«, sagte er.
    »Wieviel kriegen Sie pro Stunde?«
    Er konnte sich nicht daran erinnern.
    »Wissen Sie wenigstens, wie viele eingetragene Stunden Sie haben?«
    Daran auch nicht.
    Hank warf den Schreibblock wieder hin. »Möchten
    Sie eine Zigarette?« Er bot Fred seine Schachtel an.
    »Ich werde mir auch das abgewöhnen«, sagte Fred.
    »Alles. Eingeschlossen Erdnüsse und …« Er konnte nicht mehr denken. Sie saßen beide einfach nur da, beide in ihren Jedermann-Anzügen, beide schweigend.
    »Wie ich meinen Kindern immer sage«, begann Hank.
    »Ich habe zwei Kinder«, sagte Fred. »Zwei Mädchen.«

    kanische Künstier dieses Zitat als Anspielung auf Richard »Tricky Dicky« Nixon ironisch verarbeitet, u. a.
    der Rockmusiker Frank Zappa in seinem Song »Son of
    Orange County«. Der »Sohn von Orange County« ist
    natürlich Richard Nixon, dessen Geburtsort im kaliforni-schen Orange County liegt – wo ja auch Philip K. Dick ganz bewußt die Handlung des vorliegenden Romans
    angesiedelt hat.
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    »Ich glaube nicht; von Rechts wegen dürften Sie keine haben.«
    »Vielleicht nicht.« Er hatte den Versuch unternom-
    men, darüber nachzudenken, wann wohl die Entzugs-
    symptome einsetzen würden, und jetzt unternahm er den Versuch, darüber nachzudenken, wie viele Tabletten
    Substanz T er an allen möglichen Stellen versteckt hatte.
    Und ob das Geld, das er in Zukunft am Zahltag kriegte, wohl reichen würde, genügend Nachschub ranzuschaffen.
    »Soll ich denn nun für Sie ausrechnen, wie hoch Ihr Ruhestandsgehalt sein wird, oder was?« sagte Hank.
    »Okay«, sagte er und nickte heftig. »Tun Sie das.« Er saß da und wartete angespannt, trommelte auf dem Tisch.
    Wie Barris.
    »Wieviel kriegen Sie also jetzt pro Stunde?« wiederholte Hank und griff dann resigniert zum Telefon. »Ich werde mal die Gehaltsstelle anrufen.«
    Fred sagte nichts, sondern starrte nur auf den Boden und wartete. Er dachte: Vielleicht kann Donna mir helfen. Donna, dachte er, bitte hilf mir jetzt.
    »Ich glaube nicht, daß Sie es bis in die Berge schaffen werden«, sagte Hank. »Selbst, wenn jemand Sie hinfährt.«
    »Nein.«
    »Wohin wollen Sie dann?«
    »Lassen Sie mich noch ein bißchen hier sitzen und
    nachdenken.«
    »Staatliche Nervenklinik?«
    »Nein.«
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    Sie saßen da.
    Er fragte sich, was von Rechts wegen wohl bedeuten mochte.
    »Wollen Sie vielleicht rüber zu Donna Hawthorne?«
    sagte Hank. »Aufgrund der ganzen Informationen, die ich von Ihnen und allen anderen Agenten erhalten habe, weiß ich, daß Sie sich nahestehen.«
    »Ja.« Er nickte. »Tun wir.« Und dann blickte er auf und

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