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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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genommen, und darum hab’ ich nie
    was gesehen. Ich bin einfach nur mit Vollgas durch die Gegend gedüst, um’s hinter mich zu bringen. Ich fahr’
    jetzt übrigens einen Wagen von der Anstalt. Wenn du dich danach fühlst, ich meine, wenn du dich richtig mies fühlst, dann fahr’ ich dich rum. Ich werde fahren, und wir können dabei reden. Mir macht das nichts aus. Eddie und ein paar andere, die jetzt nicht mehr hier sind, haben das auch für mich getan. Mir macht’s echt nichts aus. «
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    »Danke.«
    »Jetzt sollten wir uns aber alle beide in die Falle hauen. Haben sie dich schon für den Küchendienst am Morgen eingeteilt? Tische decken und auftragen?«
    »Nein.«
    »Dann kannst du ja genauso lange pennen wie ich.
    Wir sehen uns dann also beim Frühstück, okay? Du setzt dich zu mir an den Tisch, und ich mach’ dich mit Laura bekannt.«
    »Wann wollt ihr heiraten?«
    »In sechs Wochen. Wir würden uns freuen, wenn du
    kommen würdest. Natürlich wird die Trauung hier im
    Gebäude sein, und darum werden sowieso alle dran teil-nehmen.«
    »Danke«, sagte er.

    *

    Er saß im Spiel, und sie schrien auf ihn ein. Gesichter überall, schreiende Gesichter; er senkte den Blick und starrte zu Boden.
    »Wißt ihr, was er ist? Ein Kußmäulchen!« Der Klang
    dieser Stimme, die noch schriller war als die anderen, ließ ihn aufblicken. Inmitten der entsetzlich schreienden Fratzen ein chinesisches Mädchen, das wie ein Dämon kreischte. »Du bist ein Kußmäulchen, genau das bist du!«
    »Kannst du dir einen runterholen? Kannst du dir einen runterholen?« sangen die anderen in endloser Wiederholung auf ihn ein; der Kreis, den sie auf dem Fußboden bildeten, schloß sich immer enger um ihn.
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    Der Direktor des Zentrums, jetzt in roten Pluderhosen und rosa Pantoffeln, lächelte. Winzige, gesplitterte Glit-zeraugen, wie die eines Gespenstes. Sich vor und zurück wiegend, die Beine unter sich zusammengelegt, ohne
    Sitzkissen.
    »Los, wir wollen endlich sehen, wie du dir einen run-terholst!«
    Der Direktor schien es zu genießen, wenn seine Augen sahen, wie etwas zerbrach; seine Augen glänzten vor freudiger Erregung. Wie ein tuntiger alter Schmierenko-mödiant, der im Kreise seiner Verehrer hofhält, eingehüllt in den Mantel seines Charismas, paradiesvogelbunt, spähte er umher und genoß. Und dann, von Zeit zu Zeit, trillerte seine Stimme heraus, schabend und monoton, wie Metall auf Metall. Eine knarrende Türangel.
    »Das Kußmäulchen!« heulte ihm das chinesische
    Mädchen entgegen; neben ihr flatterte ein Mädchen wie ein Vogel mit den Armen und blies ihre Backen auf,
    plop-plop. »Hier!« heulte das chinesische Mädchen und drehte sich herum, um ihm ihr Hinterteil entgegenzu-strecken, auf das sie dann mit dem Finger zeigte, während sie ihn zugleich anheulte: »Dann küß mir doch den Arsch, Kußmäulchen! Er möchte andere Leute küssen!
    Küß doch das hier, Kußmäulchen!«
    »Wir wollen endlich sehen, wie du dir einen runter-
    holst!« psalmodierte die Familie. »Hol dir einen runter, Kußmäulchen!«
    Er schloß die Augen, aber seine Ohren hörten immer
    noch.
    »Du Tunte«, sagte der Direktor langsam zu ihm. Mo-
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    noton. »Du dämliches Stück Scheiße. Du Pimmel. Du
    Dreck. Du Arschwichser. Du –« Weiter und weiter.
    Seine Ohren nahmen immer noch Geräusche auf, aber
    die Töne vermischten sich jetzt alle miteinander. Er schaute nur einmal kurz auf, als er Mikes Stimme erkannte, die sich über die anderen Stimmen erhob, als der Lärm für einen Moment ein wenig abebbte. Mike saß da und starrte ihn teilnahmslos an; sein Gesicht war ein biß-
    chen gerötet und die Haut seines Nackens wund und ge-schwollen von dem zu engen Kragen seines Hemdes.
    »Bruce«, sagte Mike. »Was ist mit dir los? Was hat
    dich hierhergebracht? Was möchtest du uns erzählen?
    Kannst du uns überhaupt irgendwas über dich erzählen?«
    »Tunte!« kreischte George, auf und ab hüpfend wie
    ein Gummiball. »Was warst du, du Tunte?«
    Das chinesische Mädchen sprang auf, schrill krei-
    schend: »Erzähl’s uns, du Schwanzlutscher! Wichsjunge!
    Arschficker! Scheißhaufen! Pisser!«
    Er sagte: »Ich bin wie ein Auge.«
    »Du Arschwichser«, sagte der Direktor. »Du
    Schwächling. Du Gewichs. Du Wichselecker. Du Fotze.«
    Er hörte jetzt nichts mehr. Und vergaß die Bedeutung der Worte und schließlich auch die Worte selbst.
    Das einzige, was er noch spürte, war Mike; Mike, der ihn ansah, ihn ansah und lauschte, aber nichts

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