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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hörte. Er wußte nichts, er erinnerte sich an nichts, er fühlte kaum noch etwas, er fühlte sich schlecht, er wollte weg.
    Die Leere in ihm breitete sich immer weiter aus. Und er war sogar ein bißchen froh darüber.

    427
    *

    Später am Tag.
    »Schau mal hier hinein«, sagte eine Frau. »Hier bringen wir die Freaks unter. «
    Er spürte eine unbestimmte Angst, als er die Tür öffnete. Die Tür schwang beiseite, und aus dem Raum ergoß sich ein Lärm, dessen Ausmaß ihn überraschte; aber er sah viele kleine Kinder, die spielten.
    An jenem Abend beobachtete er zwei ältere Männer,
    die in einer abgeteilten kleinen Nische nahe der Küche saßen und die Kinder mit Milch und Babynahrung fütterten. Rick, der Koch, gab zuerst den beiden ältlichen Männern das Essen für die Kinder, während alle anderen im Speisesaal warteten.
    Ein chinesisches Mädchen, das Teller in den Speise-
    saal trug, lächelte ihn an und sagte: »Du magst Kinder?«
    »Ja«, sagte er.
    »Du kannst dich zu den Kindern setzen und da mit ihnen essen.«
    »Oh«, sagte er.
    »Du kannst sie später auch mal füttern, so in ein oder zwei Monaten.« Sie zögerte. »Wenn wir sicher sein können, daß du sie nicht schlägst. Wir haben hier eine Regel: Die Kinder dürfen nie für etwas, das sie tun, geschlagen werden.«
    »Okay«, sagte er. Ihm wurde warm ums Herz, und er
    fühlte sich plötzlich wieder lebendig, als er die Kinder essen sah; er setzte sich, und eines der ganz kleinen Kinder krabbelte ihm auf den Schoß. Er begann, das Kind 428
    mit einem Löffel zu füttern. Das Kind und er selbst, dachte er, fühlten sich nun gleichermaßen geborgen. Das chinesische Mädchen lächelte ihm zu und ging dann mit den Tellern weiter in den Speisesaal.
    Eine lange Zeit über saß er mitten zwischen den Kindern und hielt erst eines, dann ein anderes. Die beiden ältlichen Männer stritten mit den Kindern und kritisierten gegenseitig ihre Füttermethoden. Der Tisch und der Fuß-
    boden waren über und über mit größeren und kleineren Essensbrocken und Schmierflecken bedeckt; erschrocken stellte er fest, daß schon alle Kinder gefüttert worden waren und nun in das große Spielzimmer strömten, um sich Zeichentrickfilme im Fernsehen anzuschauen. Lin-kisch beugte er sich vor, um das verschüttete Essen auf-zuwischen.
    »Nein, das ist nicht deine Aufgabe!« sagte einer der ältlichen Männer scharf. »Das soll ich machen.«
    »Okay«, stimmte er zu. Als er sich wieder erhob, stieß er sich den Kopf an der Tischkante. Seine Hände waren von Essen verschmiert, und er starrte sie nachdenklich an.
    »Geh und hilf dabei, den Speisesaal sauberzuma-
    chen!« sagte der andere Mann zu ihm. Er hatte einen leichten Sprachfehler.
    Einer von den Küchenhelfern sagte im Vorübergehen
    zu ihm: »Du brauchst eine Erlaubnis, um bei den Kindern sitzen zu dürfen.«
    Verwirrt stand er da und nickte.
    »Das ist was für die Alten«, sagte der Küchenhelfer.
    »Babysitten.« Er lachte. »Für die, die nichts anderes mehr können.« Er ging weiter.
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    Ein Kind – ein kleines Mädchen – war in der Nische
    zurückgeblieben. Es musterte ihn mit großen Augen und sagte zu ihm: »Wie heißt’n du?«
    Er antwortete nicht.
    »Ich hab’ dich gefragt, wie du’n heißt?«
    Zögernd berührte er ein Stück Rindfleisch, das auf
    dem Tisch lag. Es war jetzt kalt. Aber er selbst fühlte sich immer noch warm, weil er sich der Gegenwart des Kindes an seiner Seite bewußt war; er berührte ihren Kopf, aber nur kurz.
    »Mein Name ist Thelma«, sagte das Kind. »Hast du
    deinen Namen vergessen?« Sie tätschelte ihn. »Wenn du deinen Namen öfters vergißt, kannst du ihn dir doch auf die Hand schreiben. Soll ich dir zeigen, wie?« Sie tätschelte ihn wieder.
    »Wird er denn nicht abgegeben?« fragte er sie. »Wenn ich ihn mir auf die Hand schreibe und dann irgendwas tue oder ein Bad nehme, wird er doch sofort wieder ab-gewaschen.«
    »Oh, verstehe.« Sie nickte. »Tja, du könntest ihn auch an die Wand schreiben, über deinen Kopf. In dem Zimmer, wo du drin schläfst. Am besten ganz weit oben, damit er nicht weggewischt werden kann. Und wenn du
    dann wissen willst, wie du heißt, mußt du nur –«
    »Thelma«, murmelte er.
    »Nein, das ist doch mein Name. Du heißt bestimmt anders. Und außerdem ist’s ein Mädchenname.«
    »Hm, mal überlegen«, sagte er und dachte angestrengt nach.
    »Das nächste Mal, wenn wir uns treffen, werde ich dir 430
    einen Namen geben«, sagte Thelma. »Ich

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