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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aufgeführt sind.
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    Irgendwo, dachte er, sollte man ein Denkmal mit den Namen all jener errichten, die in diesem Krieg gestorben sind. Und auch derer sollte gedacht werden, denen das noch schlimmere Schicksal zuteil geworden ist, nicht zu sterben. Die weiterleben mußten, über ihren Tod hinaus.
    Wie Bob Arctor. Der tragischste Fall überhaupt.
    Ich habe das Gefühl, daß Donna ein Söldner ist. Je-
    mand, der nicht auf der gewöhnlichen Gehaltsliste steht.
    Und solche Söldner sind noch mehr als die anderen wie flüchtige Gespenster. Sie verschwinden für immer. Man fragt sich, wo sie jetzt ist, und die Antwort darauf lautet –
    Nirgendwo. Weil sie nämlich sowieso nie dagewesen ist.
    Mike Westaway nahm wieder an dem Holztisch Platz,
    um seinen Hamburger aufzuessen und seine Coke auszu-trinken. Denn das war immerhin noch besser als alles, was man ihnen im Neuen Pfad vorsetzte – selbst wenn der Hamburger aus Kuhfladen bestehen sollte.
    Der Gedanke, Donna zurückzurufen, den Versuch zu
    unternehmen, sie zu finden oder sie zu besitzen … Ich suche das, was auch Bob Arctor gesucht hat, und darum ist er jetzt vielleicht sogar besser dran als vorher, trotz allem. Auch vorher war seine Existenz schon tragisch.
    Einen Luftgeist zu lieben – das war die eigentliche Tragödie. Die Hoffnungslosigkeit an sich. Ihr Name würde in keinem Buch erscheinen. Nirgendwo in den Annalen der Menschheit: kein Wohnort, kein Name. Es gibt solche Mädchen, dachte er, und genau die liebst du am meisten: die, bei denen es keine Hoffnung gibt, weil sie sich dir gerade in dem Moment, da du deine Hände um sie
    schließt, auch schon entzogen haben.
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    Also haben wir ihn vielleicht vor einem noch schlimmeren Geschick gerettet, schloß Westaway. Und zugleich das, was von ihm übriggeblieben ist, sinnvoll eingesetzt.
    Für einen guten und nützlichen Zweck.
    Wenn wir Glück haben.

    *

    »Kennst du irgendwelche Geschichten?« fragte Thelma eines Tages.
    »Ich kenne die Geschichte vom Wolf«, sagte Bruce.
    »Vom Wolf und der Großmutter?«
    »Nein«, sagte er. »Vom schwarzweißen Wolf. Er lebte oben in einem Baum und sprang von dort aus wieder und wieder hinunter auf die Tiere des Bauern. Eines Tages schließlich rief der Bauer alle seine Söhne und die Freunde seiner Söhne zusammen, und sie stellten sich rund um den Baum auf und warteten darauf, daß der schwarzwei-
    ße Wolf heruntersprang. Am Ende stürzte sich der Wolf tatsächlich auf ein räudiges braunes Tier, und da wurde er in seinem schwarzweißen Mantel von ihnen allen gemeinsam erschossen. «
    »Oh«, sagte Thelma, »das ist aber schlimm.«
    »Aber sie retteten den Pelz«, fuhr er fort. »Sie enthäuteten den großen schwarzweißen Wolf, der sich aus dem Baum schnellte, und bewahrten seinen wunderschönen
    Pelz auf, damit jene, die auf ihn folgten, jene, die nach ihm kamen, sehen konnten, wie er ausgeschaut hatte, und ihn in all seiner Kraft und Herrlichkeit bewundern konnten. Und zukünftige Generationen erzählten sich voller 441
    Ehrfurcht die vielen Geschichten, die sich um seine Tap-ferkeit und seine Würde rankten, und sie beweinten seinen Tod.«
    »Warum haben sie ihn erschossen?«
    »Es mußte sein«, sagte er. »Wölfe wie den muß man
    erschießen.«
    »Kennst du sonst noch irgendwelche Geschichten?
    Bessere?«
    »Nein«, sagte er, »das ist die einzige Geschichte, die ich kenne.« Und er saß da und erinnerte sich daran, wie sehr der Wolf seine überlegenen Fähigkeiten genossen hatte und was für ein gutes Gefühl es gewesen war, sich wieder und wieder mit diesem geschmeidigen Körper
    vom Baum hinunterzuschnellen. Aber jetzt gab es diesen Körper nicht mehr; sie hatten den Wolf niedergeschos-sen. Und das wegen ein paar magerer Tiere, die sowieso nur abgeschlachtet und gegessen wurden. Kraftlose Tiere, die nie sprangen und die auf ihren Körper nicht stolz sein konnten. Aber andererseits – und das mochte auf seine Weise auch etwas Gutes sein – schleppten sich diese Tiere immer irgendwie vorwärts. Und der schwarz-
    weiße Wolf hatte sich nie beklagt; er hatte nichts gesagt, nicht einmal dann, als sie ihn erschossen. Seine Klauen waren immer noch tief in seine Beute vergraben gewesen. Aus keinem besonderen Grund. Nur, weil das eben so seine Art war und er es gerne tat. Er konnte sich nicht anders verhalten, kannte keinen anderen Lebensstil. Und schließlich erwischten sie ihn eben.
    »Ich bin der Wolf«, rief Thelma und sprang unge-
    schickt durch den Raum.

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