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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Prüfgeräte und dazu einen Lötkolben, wie Charles Freck erkannte. »Wofür brauchst du denn das?« erkundigte er sich.
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    »Ich muß einen langwierigen und mühseligen Job er-
    ledigen«, sagte Barris, während er die verschiedenen Ge-rätschaften und das Solarcaine den Weg hinauf zur Ein-gangstür trug. Er gab Charles Freck den Türschlüssel.
    »Und wahrscheinlich werde ich dafür nicht mal bezahlt.
    Wie das so üblich ist.«
    Charles Freck schloß die Tür auf, und sie betraten das Haus. Zwei Katzen und ein Hund stürmten auf sie zu und begrüßten sie mit hoffnungsvollem Miauen und Bellen.
    Freck und Barris schoben sie sorgfältig mit ihren Stiefeln beiseite.
    Im hintersten Winkel der Eßecke hatte Barris sich im Laufe der Zeit ein irres Laboratorium zusammengebaut, das hauptsächlich aus Flaschen und allem möglichen
    Schrott bestand, der ohne jede erkennbare Ordnung herumlag – aus lauter auf den ersten Blick wertlos wirken-den Objekten, die Barris aus den verschiedensten Quellen zusammengeklaubt hatte. Charles Freck wußte (denn er hatte sich das oft genug anhören müssen), daß Barris keinen Wert darauf legte, alles möglichst effektiv durchzuor-ganisieren, sondern vielmehr auf Spontaneität und Kreati-vität vertraute. Du solltest jederzeit in der Lage sein, dein Ziel mit dem ersten Ding zu erreichen, das dir in die Hand kommt, predigte Barris immer. Eine Heftzwecke, eine Büroklammer, ein Stück einer Apparatur, deren andere Teile kaputt oder verlorengegangen waren … Charles
    Freck kam es so vor, als ob sich hier eine Ratte häuslich eingerichtet hätte und nun dabei wäre, mit Materialien, wie Ratten sie eben schätzen, Experimente durchzuführen.
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    Der erste Schritt in Barris’ Arbeitsplan sah vor, einen Plastikbeutel aus der Rolle beim Ausguß zu holen und den Inhalt der Sprühdose in diesen Beutel hineinzusprit-zen, bis die Kanne leer oder zumindestens das Treibgas erschöpft war.
    »Das ist alles so unwirklich«, sagte Charles Freck.
    »Super unwirklich.«
    »Die Hersteller«, sagte Barris fröhlich, während er arbeitete, »haben absichtlich das Kokain mit dem Öl ge-mischt, damit es nicht extrahiert werden kann. Aber meine chemischen Kenntnisse sind so weit vorangeschritten, daß ich exakt weiß, wie man das Coke vom Öl separiert.«
    Jetzt kippte er wie wild Salz in die klebrige, schleimige Masse im Innern des Beutels. Anschließend goß er alles in ein Glasgefäß. »Ich lasse es gefrieren«, kündigte er grinsend an, »und dadurch steigen die Kokain-Kristalle nach oben, weil sie leichter als Luft sind … äh, ich meine, leichter als das Öl. Den abschließenden Arbeitsschritt behalte ich natürlich für mich, aber ich kann dir immerhin verraten, daß es sich dabei um einen methodologisch hochkomplizierten Filtrierungsprozeß handelt.« Er öffnete den Gefrierschrank oberhalb des Eisschranks und stellte das Gefäß vorsichtig hinein.
    »Und wie lange muß es da drin bleiben?« fragte
    Charles Freck.
    »Eine halbe Stunde.« Barris holte eine seiner selbstge-drehten Zigaretten heraus, zündete sie an und schlenderte dann zu der Ansammlung elektronischer Meßgeräte. Ge-dankenversunken blieb er davor stehen und rieb sich sein bärtiges Kinn.
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    »Yeah«, sagte Charles Freck, »aber … hör mal, selbst wenn du ein ganzes Gramm puren Kokains herstellst,
    kann ich es doch nicht dazu benutzen, Donna zu … du weißt schon, sozusagen im Austausch dafür, daß ich ihr das Kokain gebe, zwischen ihre Beine zu kommen. Ich hätte dabei das Gefühl, sie zu kaufen; und darauf läuft’s doch letztlich auch hinaus.«
    »Ein Austausch«, korrigierte Barris. »Du machst ihr ein Geschenk, und sie macht dir auch eins. Das kostbarste Geschenk, das eine Frau überhaupt machen kann.«
    »Sie wird wissen, daß sie gekauft wurde.« Er kannte Donna immerhin gut genug, um das zu schnallen; Donna würde den Schwindel auf der Stelle entdecken.
    »Kokain ist ein Aphrodisiakum«, murmelte Barris
    halb zu sich selbst; er baute gerade die Meßgeräte neben Bob Arctors Cephalochromoskop auf, Bobs teuersten
    Besitz. »Nachdem sie eine gute Prise davon geschnieft hat, wird sie auf Wolke Neun schweben, wenn du so gnä-
    dig bist, ihr einen reinzuschieben.«
    »Scheiße, Mann«, protestierte Charles Freck. »Du
    sprichst über Bob Arctors Mädchen. Er ist schließlich mein Freund, und außerdem wohnen Luckman und du
    mit ihm zusammen.«
    Barris hob für einen Moment seinen zottigen Kopf und ließ seine Augen

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