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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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er.
    »Schau auf die Speisekarte«, sagte Charles Freck. »Da steht’s.«
    »Wenn du reingehst«, sagte Barris, »werden sich bei dir eine Reihe von Symptomen einstellen, die aus Ab-wehrreaktionen bestimmter basischer Körperflüssigkeiten – besonders jener, die im Gehirn lokalisiert sind –
    herrühren. Damit meine ich natürlich die Katecholamine wie etwa Noradrenalin und Seratonin. Sieh mal, das
    funktioniert so: Substanz T – eigentlich alle suchtbilden-66
    den Rauschgifte, aber Substanz T steht da an erster Stelle
    – interagiert mit den Katecholaminen, und zwar auf sub-zellularer Ebene, so daß es zu einer biostrukturellen An-passung der Katecholamine an Substanz T und damit
    schlußendlich zu einer Abhängigkeit kommt, die sich im Prinzip nie mehr rückgängig machen läßt.« Er nahm einen großen Bissen von der rechten Hälfte seines Patty Melt. »Früher glaubten die Wissenschaftler, daß so etwas nur bei den Alkaloid-Narkotika wie etwa Heroin eintreten könne.«
    »Ich hab’ mir nie Smack geschossen. Das bringt dich echt runter.«
    Die Kellnerin, aufregend und hübsch anzuschauen in
    ihrer Uniform, kam herüber zu ihrem Tisch. Ihre Titten wippten keck bei jedem Schritt. »Hi«, sagte sie. »Alles in Ordnung?«
    Charles Freck blickte erschrocken auf.
    »Heißt du Patty?« fragte Barris sie und gab gleichzeitig Freck ein Zeichen, daß alles cool sei.
    »Nein.« Sie wies auf das Namensschild auf ihrer rechten Titte. »Beth.«
    Ich möchte zu gerne wissen, wie die linke heißt, dachte Charles Freck.
    »Die Kellnerin, die uns beim letzten Mal bedient hat, hieß Patty«, sagte Barris und musterte die Kellnerin mit einem unanständigen Blick. »Genauso wie das Sandwich.«
    »Die kann wohl kaum was mit dem Sandwich zu tun
    gehabt haben. Ich glaube, sie schreibt sich mit einem i.«
    »Mensch, ich finde heute alles super dufte«, sagte Bar-67
    ris. Über seinem Kopf konnte Charles Freck eine Denkblase sehen, in der Beth zuerst einen aufreizenden Strip-tease aufs Parkett legte und dann lüstern ihr Becken kreisen ließ. Ihr Bär schien ihnen geradezu zuzuwinken.
    »Hat sich was mit super dufte«, sagte Charles Freck.
    »Ich hab’ ‘ne Menge Probleme, die außer mir niemand hat.« Mit schwermütiger Stimme sagte Barris: »Du würdest gar nicht glauben, wie viele Leute die gleichen Probleme haben wie du. Und es werden mit jedem Tag
    mehr. Unsere Welt ist krank, und es wird immer schlimmer mit ihr.« Die Bilder in der Denkblase über seinem Kopf wurden ebenfalls immer schlimmer.
    »Möchten Sie nicht vielleicht ein Dessert bestellen?«
    fragte Beth und lächelte auf die beiden hinab.
    »Was gibt’s denn?« erkundigte sich Charles Freck
    mißtrauisch.
    »Wir haben frischen Pflaumenkuchen und frische Pfirsichtörtchen«, sagte Beth lächelnd. »Die machen wir hier selbst.«
    »Nein, wir möchten keinen Nachtisch«, sagte Charles Freck. Die Kellnerin ging wieder. »Das ist was für alte Omas«, sagte er zu Barris, »diese Obstkuchen.«
    »Der Gedanke, dich freiwillig zur Entziehung zu melden«, sagte Barris, »macht dich sicher kribbelig. Du hast eine panische Angst davor, daß dich dort nur endlose negative Symptome erwarten. Das ist die Einflüsterung der Droge, die sich meldet, um dich vom Neuen Pfad fernzuhalten, und dich daran hindern will, dich von ihr zu lösen. Du siehst, alle Symptome haben eine Bedeutung, ganz gleich, ob sie nun positiv oder negativ sind.«
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    »Echt?« murmelte Charles Freck.
    »Die negativen Symptome manifestieren sich als
    blanke Gier, die gezielt vom gesamten Körper erzeugt wird, um den Besitzer dieses Körpers – in diesem Falle also dich – dazu zu zwingen, verzweifelt –«
    »Wenn du zum Neuen Pfad kommst«, sagte Charles Freck, »schneiden sie dir als erstes den Pimmel ab. Eine pädagogische Maßnahme zur Einstimmung auf dein zu-künftiges Leben. Und dann machen sie in dem Stil weiter.«
    »Als nächstes kommt die Galle dran«, sagte Barris.
    »Wieso denn das? Was macht so eine Galle eigent-
    lich?«
    »Hilft dir dabei, dein Essen zu verdauen.«
    »Und wie?«
    »Indem sie die Zellulose daraus entfernt.«
    »Und danach kriegt man vermutlich –«
    »Genau. Nur noch Nahrungsmittel ohne Zellulosege-
    halt. Keine Blätter und kein Häcksel mehr.«
    »Und wie lange kann man auf die Art am Leben blei-
    ben?«
    Barris sagte: »Das kommt auf deine körperliche Kon-
    stitution an.«
    »Wie viele Gallen hat der Durchschnittsmensch?«
    Freck wußte, daß jeder Mensch für gewöhnlich

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