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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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abgewürgtes, roboterartiges Geräusch
    von sich. »Warum ausgerechnet Arctor?«
    »Arctor bezieht Geld aus einer unbekannten Quelle,
    also geht er auch einer unbekannten Nebentätigkeit nach.
    Außerdem macht er sich durch seine Aktivitäten offenbar Feinde. Wie lautet Arctors zweiter Vorname?« Hanks
    Stift schwebte geduldig über dem Papier. Hank erwartete eine klare Antwort.
    »Postlethwaite. «
    »Wie wird das buchstabiert?«
    »Weiß ich nicht. Scheiße noch mal, weiß ich nicht«, sagte Fred.
    »Postlethwaite«, sagte Hank und schrieb ein paar Buchstaben hin. »Aus welchem Sprachraum kommt denn das?«
    »Walisisch«, sagte Fred kurz. Er konnte kaum noch
    verstehen, was Hank sagte; in seinen Ohren verschmolz alles zu einem großen Rauschen, und auch seine übrigen Sinne versagten jetzt einer nach dem anderen.
    »Sind das nicht die Leute, die immer dieses Lied über die Männer von Harlech singen? Was ist ›Harlech‹? Eine Stadt irgendwo?«
    105
    »Harlech ist der Ort, wo im Jahre 1468 der heldenhaf-te Widerstand gegen die Yorkisten –« Fred verstummte.
    Scheiße, dachte er. Das ist alles so fürchterlich.
    »Moment, ich möchte das zu den Akten nehmen.«
    Hanks Stift flog über das Papier.
    Fred sagte: »Bedeutet das, daß sie Arctors Haus und seinen Wagen verwanzen lassen werden?«
    »Ja, mit dem neuen Holografie-System; das ist we-
    sentlich leistungsstärker, und außerdem haben wir im Augenblick sowieso mehr Geräte zur Verfügung, als an-gefordert werden. Sie wollen doch sicher die kompletten Speicheraufzeichnungen und die Ausdrucke aller Aus-wertungen haben?« Hank notierte sich auch das.
    »Ich nehme alles, was ich kriegen kann«, sagte Fred.
    Er fühlte sich vollständig von allen Vorgängen um sich herum isoliert; er wünschte sich nichts sehnlicher, als daß diese Besprechung endlich vorbei sein möge. Und er
    dachte: Wenn ich bloß ein paar Tabletten einpfeifen könnte –
    Jenseits des Tisches schrieb der andere formlose Fleck immer weiter, übertrug Kennziffern aus einer Inventarli-ste in die dafür vorgesehenen Formblätter – die Kennziffern jener elektronischen Spielereien, über die Fred wür-de verfügen können, sobald Hanks Vorhaben von oben
    abgesegnet worden war, und mit denen sich ein lückenloses, dem modernsten Stand der Technik entsprechendes Überwachungssystem installieren ließ, das auf sein eigenes Haus gerichtet war.
    Und auf ihn selbst.

    106
    *

    Seit über einer Stunde arbeitete Barris nun schon daran, einen Schalldämpfer zu fabrizieren, der nur aus Haus-haltsmaterialien bestehen sollte, die nicht mehr als elf Cent kosteten. Und jetzt hatte er es fast geschafft – mit Alufolie und einem Stückchen Schaumgummi. In der
    nächtlichen Dunkelheit von Bob Arctors Hinterhof, zwischen all den Stapeln Unkraut und Abfall, machte er sich nun bereit, seine Pistole mit dem hausgemachten Schalldämpfer abzufeuern.
    »Die Nachbarn werden’s hören«, sagte Charles Freck
    unbehaglich. Er konnte überall erleuchtete Fenster sehen, Fenster, hinter denen vielleicht Leute in die Glotze starrten oder sich Joints drehten.
    Luckman, der im Schatten herumlungerte und alles
    beobachtete, ohne selbst sichtbar zu sein, sagte: »In diesem Viertel rufen die nur die Bullen wenn ein Mord passiert.«
    »Wozu brauchst du überhaupt einen Schalldämpfer?«
    fragte Charles Freck Barris. »Ich meine … äh … die sind doch illegal, oder?«
    Barris sagte düster: »In einer Zeit wie dieser, da die Gesellschaft degeneriert ist und die Gottlosigkeit unter den Menschen um sich greift, braucht jeder aufrechte Mann, der etwas auf sich hält, eine Pistole, um sich zu schützen. Und er sollte sie ständig bei sich tragen.« Er kniff die Augen zusammen und feuerte seine Pistole mit dem selbstgebastelten Schalldämpfer ab. Ein gewaltiger Knall ertönte, der vorübergehend alle drei taub machte.
    107
    In weit entfernten Höfen begannen Hunde zu bellen.
    Lächelnd machte sich Barris daran, die Alufolie von dem Schaumgummi abzuwickeln. Er schien amüsiert zu
    sein.
    »Mann, das is’ ja ‘n toller Schalldämpfer«, sagte
    Charles Freck und fragte sich, wann die Polizei wohl kommen würde. Mit einer ganzen Armada von Polizeiwagen.
    »Wirklich faszinierend«, erklärte Barris und zeigte Freck und Luckman die schwarz versengten Brennkanäle im Schaumgummi. »Er hat den Sound verstärkt, statt ihn zu dämpfen. Aber ich hab’ den Dreh beinahe raus. Im Prinzip jedenfalls.«
    »Wie teuer ist so eine Pistole eigentlich?«

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