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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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spielte mit einem Blatt Papier, das er aus dem Stoß vor sich gekramt hatte. »Wir haben hier einen Tip von einem Informanten, dessen Hinweise für gewöhnlich sauber sind, daß Arctor wesentlich mehr Geld zur Verfügung hat, als ihm die Leute vom Blauen Chip bezahlten. Wir haben deshalb dort angerufen und uns nach Arctors Nettoeinkommen
    erkundigt. Hoch ist es nicht. Und als wir dann nachhak-ten, um festzustellen, woran das liegt, da haben wir erfahren, daß er nicht die ganze Woche über dort arbeitet.
    Also muß Arctor einen Nebenverdienst haben, von dem wir bisher nichts wußten.«
    »Ach wirklich?« sagte Fred niedergeschlagen. Er be-
    griff natürlich, daß es sich bei dem »Nebenverdienst«, von dem Hank sprach, um die Einkünfte aus seiner Tä-
    tigkeit als Rauschgiftagent handelte. Jede Woche erhielt er von einer Maschine, die sich als Automat für Dr. Pepper’s Diät-Sprudel in einem mexikanischen Stehimbiss in Placentia tarnte, eine bestimmte Geldsumme in kleinen Scheinen – hauptsächlich Honorare für Informationen, 102
    die er geliefert hatte und die vor Gericht zu einem Schuldspruch geführt hatten. Manchmal war diese Summe außergewöhnlich groß, etwa dann, wenn dank Arc-
    tors Hilfe eine besonders große Lieferung Heroin abgefangen werden konnte.
    Hank las nachdenklich weiter. »Unser Informant sagt weiter, daß Arctor unter geheimnisvollen Umständen
    kommt und geht, besonders gegen Sonnenuntergang.
    Wenn er zu Hause ankommt, ißt er zunächst und geht
    dann bald wieder weg, wobei er oft Gründe angibt, die Vorwände sein könnten. Manchmal verläßt er das Haus sogar in großer Hast. Aber er bleibt nie sehr lange weg.«
    Hank – oder genauer gesagt: der Jedermann-Anzug –
    schaute auf und blickte Fred an. »Haben Sie das schon einmal beobachtet? Können Sie die Angaben unseres
    Informanten bestätigen? Lassen sich irgendwelche
    Schlüsse daraus ziehen?«
    »Höchstwahrscheinlich geht er zu seiner Puppe –
    Donna«, sagte Fred.
    »›Höchstwahrscheinlich‹, hm. Wir erwarten von Ih-
    nen, daß Sie so etwas genau wissen.«
    »Natürlich liegt’s an Donna. Er ist drüben bei ihr und vögelt Tag und Nacht mit ihr rum.« Sein Unbehagen
    wuchs. »Aber ich werd’s mal überprüfen und Sie darüber informieren, was ich herausfinde. Wer ist eigentlich dieser Informant? Vielleicht will da einer Arctor eins reinwürgen.«
    »Wissen wir nicht, zum Teufel. Kam per Telefon. Wir haben nicht mal ‘nen Stimmabdruck – der Bursche benutzte eine elektronische Abschirmung, wahrscheinlich 103
    selbst zusammengefutschelt.« Hank kicherte; ein seltsam fremdartiges Geräusch, dieses Kichern, das da metallisch aus dem Sprechteil des Anzugs schepperte. »Aber es hat funktioniert. Gut genug.«
    »Meine Güte«, begehrte Fred auf, »das war bestimmt
    bloß dieser ausgeflippte Säurekopf Jim Barris, der aus irgend einem Grund sauer auf Arctor ist und ihn jetzt reinreiten will. Barris hat während seiner Zeit beim Militär pausenlos Elektronikkurse belegt und dazu noch einen Kurs für die Wartung von schwerem Gerät. Ich an Ihrer Stelle würde ihm nicht mal glauben, wenn er Ihnen die Uhrzeit sagt. «
    Hank schüttelte ablehnend den Kopf. »Wir wissen
    nicht, ob es überhaupt Barris war. Und außerdem ist Barris vielleicht doch nicht nur ein ›ausgeflippter Säurekopf‹. Wir haben mehrere Leute auf die Sache angesetzt.
    Allerdings haben wir keine Erkenntnisse gewonnen, die für Sie von Nutzen sein könnten – jedenfalls bisher nicht.«
    »Auf jeden Fall war es einer von Arctors Freunden«, sagte Fred.
    »Ja, der Tip ist zweifellos ein Racheakt. Diese ver-rückten Doper – rufen uns jedesmal an, wenn sie Wut aufeinander haben. Mir schien es übrigens tatsächlich so, als würde er Arctor sehr gut kennen. Also gehört er zu seinem engsten Bekanntenkreis.«
    »Netter Junge«, sagte Fred verbittert.
    »Tja, auf diese Weise kommen wir nun mal an unsere
    Informationen«, sagte Hank. »Wo liegt da der Unter-
    schied zu dem, was Sie machen?«
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    »Ich tu’s nicht, weil ich einen persönlichen Groll gegen jemanden hege«, sagte Fred.
    »Und warum tun Sie’s eigentlich dann?«
    Nach einer langen Pause sagte Fred: »Sie können mich totschlagen, aber ich weiß es nicht, verdammt noch mal.«
    »Sie haben doch im Moment nichts mehr mit Weels
    am Hut. Ich glaube, ich werde Sie vorläufig dazu einteilen, in erster Linie Bob Arctor zu observieren. Hat er einen zweiten Vornamen? Er verwendet die Initialen –«
    Fred gab ein

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