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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Haufen Geld gekostet. Ihr bringt mich an den Bettelstab, Sir, ich schwör’s bei Gott.«
    Es war der rothaarige Halunke aus den Midlands, den Nick schon bei seinem allerersten Besuch auf dem Pferdemarkt von Smithfield beobachtet hatte. Die anderen Händler nannten ihn wegen seines flammenden Schopfes den »Roten Humphrey«, und er stand in dem Ruf, der schlimmste Lügner und Betrüger von ganz Smithfield zu sein, dessen Ware nicht immer ehrlich erworben sei.
    Doch Nick hatte gelernt, dass der Rote Humphrey hin und wieder ein hervorragendes Pferd auf den Markt brachte. »Was du ihm an Bier gegeben hast, hast du an Hafer eingespart, scheint mir. Er ist fett, aber seine Muskeln sind schwach. Ich muss ihn mindestens ein halbes Jahr ins Training nehmen, eh ich ihn weiterverkaufen kann.«
    »Aber …«
    »Wo hast du ihn her?«
    »Fernbrook«, antwortete Humphrey grantig.
    »Nie gehört.«
    »Kleines Gestüt in Lancashire. Gute Zucht.«
    Ja, das sehe ich, dachte Nick. Der Wallach hatte starke Knochen und wache Augen, und mit ein bisschen guter Pflege würde auch sein braunes Fell wieder Glanz bekommen. Nick streckte die Hand aus. »Komm schon, Humphrey, schlag ein. Du weißt, dass er mindestens acht Jahre alt ist, da hilft auch dein Bier nichts. Also?«
    Mit einem gepeinigten Seufzer ergriff der schlitzohrige Händler Nicks Hand, schüttelte sie kurz, beinah verstohlen, und ließ sie sogleich wieder los. »Ihr seid noch mein Untergang, Sir«, jammerte er. »Nicht nur, dass Ihr die Preise drückt. Seit Ihr herkommt, findet man kaum mehr einen Gimpel auf diesem Markt, dem man eine Schindmähre als edles Ross verhökern kann. Alle, die nichts von Gäulen verstehen, gehen zu Euch!«
    Nick lächelte unverbindlich. »Du wirst am Galgen enden, Humphrey«, prophezeite er, öffnete seine Börse und zählte den vereinbarten Preis in Humphreys schwielige Hand. Dann knotete er einen Strick an das Halfter des Wallachs und führte ihn zurück Richtung Straße. Als an einem der Bierstände eine Schlägerei ausbrach und einer der Kontrahenten gegen eine Kohlenpfanne stolperte, sodass glühende Kohlen auf den Weg kullerten, schnaubte Nicks Neuerwerbung, scheute aber nicht.
    Nick legte ihm die Hand auf die Nüstern. »Wer immer dich ausgebildet hat, wusste, was er tat«, murmelte er zufrieden.
    Orsino hatte er nahe der Pferdetränke angebunden und einem der Bettlerjungen, die dort immer herumlungerten, einen Penny versprochen, wenn der ihn hütete. Er zahlte den Jungen aus. »Danke, Jimmy.«
    »Keine Ursache, Mylord.«
    Nick saß auf und blickte mit einem Kopfschütteln auf ihn hinab. »Wie oft musst du hören, dass du mich nicht so nennen sollst? Du ruinierst meine Geschäfte, wenn sich das herumspricht.«
    Jimmy grinste frech. »Tut mir leid, Mylord. Für einen halben Schilling werd ich es für immer vergessen, ich schwör’s.«
    Nick warf ihm noch einen Penny zu. »Mehr gibt es nicht. Und halt bloß die Klappe.«
    Seit er bei Hofe eingeführt und offiziell der Earl of Waringham geworden war, hatten nicht mehr viele Leute gewagt, seine Dienste als Agent in Anspruch zu nehmen. Sie glaubten wohl, dergleichen sei jetzt unter seiner Würde. Nick hatte seinen Schwager Philipp gebeten, bei den Londoner Kaufleuten zu verbreiten, dass auch ein Earl in Geldnöten stecken und auf gute Geschäfte angewiesen sein konnte, aber kaum jemand schien das so recht zu glauben. Also hatte Nick verstärkt begonnen, Pferde zu kaufen, um sie seinen Kunden nicht als Agent, sondern als Verkäufer anbieten zu können. Das erforderte mehr Kapital, als er sich leisten konnte, aber wenigstens funktionierte es. Londoner Kaufleute und Juristen waren es vornehmlich, die einen Ausflug nach Waringham machten, wenn sie ein neues Pferd brauchten, denn sowohl sein Schwager als auch Sir Thomas More und dessen Schwiegersohn, der ebenfalls Rechtsgelehrter war, hatten Nick in ihren jeweiligen Kreisen empfohlen. Doch auf dem Pferdemarkt von Smithfield verheimlichte Nick lieber, wer er war, damit die Preise nicht gleich in die Höhe schnellten, sobald er kam.
    Gemächlich ritt er zurück Richtung London, den Strick in der Linken, und seine Neuerwerbung folgte ihm willig. Es war ein sonniger Herbsttag, der Wind aber so bitterkalt, dass Pferde und Reiter gleichermaßen dankbar waren, als sie das Haus an der Shoe Lane erreichten.
    Nick brachte Orsino und den Wallach in den Stall, sattelte ab und band jedem eine Decke um. Er holte Wasser und Futter, klopfte Orsino abwesend die Flanke

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