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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Tafelfreuden gern zusprach.
    Nick verneigte sich förmlich. »Es ist sehr freundlich von Euch, dass Ihr so kurzfristig Zeit für mich findet.«
    »Wie ich höre, hatte ich keine Wahl«, entgegnete Bonner mit einem flüchtigen Lächeln. Die Wangen waren feist, aber die Augen wach und scharf und schwarz wie Kohle. »Nehmt Platz, Mylord, und teilt mein bescheidenes Mahl. Der Aal ist heute besonders zu empfehlen.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich will Euch nicht lange aufhalten.«
    »Oh, das tut Ihr nicht«, versicherte der Bischof, lehnte sich zurück, verschränkte die Hände über dem runden Bauch und betrachtete seinen Besucher. »Ein Mann, der unter so hohem Einsatz dafür gekämpft hat, den wahren Glauben in diesem Land zu schützen, ist mir immer willkommen.«
    Der Kaplan kam auf leisen Sohlen zurück, murmelte eine Entschuldigung, legte eine lederne Mappe mit Dokumenten auf dem Tisch ab und verschwand wieder.
    Nick wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, ehe er entgegnete: »Was ich damals getan habe, hatte keine religiösen Beweggründe. Und ich kann nicht feststellen, dass ich besonders viel damit erreicht hätte.«
    »Sagt das nicht«, widersprach Bonner. »Ihr und die Prinzessin habt all jenen Mut gemacht, die sich Cromwells gottloser Reform nicht unterwerfen wollten. Und Prinzessin Mary ist und bleibt die Person von königlichem Geblüt in England, hinter der all jene, die rechten Glaubens sind, sich versammeln würden.«
    Nick schwieg. Er verstand nicht so recht, welches Spiel der Bischof von London hier spielte. Warum er Mary beispielsweise Prinzessin nannte, was man als Verrat auslegen konnte.
    »Vergebt mir«, seufzend griff Bonner nach der Dokumentenmappe. »Es dauert nur einen Augenblick, aber ich nehme an, es ist wichtig.«
    Nick vollführte eine einladende Geste.
    Bonner schlug den Deckel auf, blätterte und überflog die wenigen Schriftstücke mit routinierter Schnelligkeit. Schließlich legte er sie beiseite und schenkte seinem Besucher wieder seine volle Aufmerksamkeit. »Nun, Mylord? Was ist es, das ich für Euch tun kann?«
    Nick ärgerte sich plötzlich, dass er den angebotenen Platz nicht eingenommen hatte, denn jetzt stand er hier wie ein Bettler. »Es geht um Richard Mekins, Exzellenz.«
    Für einen Moment wurde Bonners Körper seltsam still. Die Hand, die nach dem Schinkenteller hatte greifen wollen, verharrte auf halber Strecke, selbst die Gesichtszüge erstarrten. Aber nur für einen Herzschlag. Dann nahm Bonner eine Schinkenscheibe, brach sich ein Stück Brot ab und biss herzhaft hinein. »Was in aller Welt könnte dieser erbärmliche kleine Ketzer Euch kümmern?«, fragte er kauend. Sein Mund war so voll, dass Nick Mühe hatte, ihn zu verstehen. Er verstand indes sehr wohl, dass der Tonfall deutlich distanzierter geworden war.
    »Er hat eine Weile in einem Waisenhaus gelebt, das ich mit einigen Freunden zusammen unterstütze«, erklärte er. »Und ich bin hier, um Euch zu bitten, ihn dorthin zurückbringen zu dürfen.«
    Bonner fiel aus allen Wolken. Er spülte den großen Bissen mit einem Schluck Wein herunter und fragte: »Wie stellt Ihr Euch das vor? Er ist verurteilt. Ich kann den Schuldspruch nicht einfach ignorieren und Euch den Ketzer überlassen.«
    »Aber Ihr könntet ihn begnadigen, denn er hat seine Ketzerei widerrufen.«
    »Und morgen widerruft er seinen Widerruf.« Bonner schüttelte den Kopf. »Nein, Waringham. Richard Mekins ist von den Lehren Satans bis ins tiefste Innere durchdrungen, und nur das Feuer kann seine arme Seele reinigen.«
    Nick machte einen Schritt auf den Tisch zu. »Er ist ein Kind , Bonner! Ihr könnt ihn nicht auf den Scheiterhaufen stellen, das verstößt gegen geltendes Recht.«
    »Ihr irrt Euch«, widersprach der Bischof mit einem kleinen Lächeln. »Das Parlament hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet, welches die Verbrennung jugendlicher Ketzer ausdrücklich gestattet, wenn die Schwere ihres Irrglaubens keine andere Möglichkeit offenlässt. Wäret Ihr gelegentlich im Parlament, wüsstet Ihr das. Dort hättet Ihr Eure Bedenken vorbringen können. Jetzt nicht mehr.« Er trank einen langen Schluck.
    Nick konnte nicht fassen, wie zufrieden dieser feiste Bischof mit sich war. Es kostete ihn Mühe, die Fassung zu bewahren. »Aber er ist doch nur ein verirrter Junge. Ich weiß, dass er einen in Rage bringen kann, aber mit seinen lutherischen Reden versucht er doch lediglich, das Andenken der Eltern zu ehren, die er verloren

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