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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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lehnte sich zurück und atmete tief durch. »Also ist es wahr. Wer war eingeweiht? Wer hat ihnen geholfen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Der Erzbischof zog die markanten Brauen zusammen. »Jetzt habt Ihr mich zum ersten Mal angelogen. Das solltet Ihr Euch lieber sofort wieder abgewöhnen. Sonst lasse ich Euren Bruder ausgraben und in Tyburn vierteilen.«
    »Dafür müsstet Ihr erst einmal wissen, wo er liegt. Droht mir nicht, Exzellenz, sonst könnte ich auf die Idee kommen, publik zu machen, dass Ihr Eure Gemahlin heimlich zurück nach England geholt habt.«
    Cranmer erstarrte für einen winzigen Moment, aber er überwand seinen Schrecken schnell. »Ah ja? Nun, wenigstens bin ich zu keiner Nonne ins Bett gestiegen, Mylord.«
    Jetzt war es an Nick, schockiert zu sein. »Wie kommt Ihr …«
    »Oh, spart Euch die geheuchelte Entrüstung. Euer Freund Eustache Chapuys ist nicht der einzige, der weiß, wie man brisante Geheimnisse in Erfahrung bringt.«
    Nick dachte nach. Schnell. Es war erst eine Woche her, dass er und Janis die erste Nacht miteinander verbracht hatten, und sie waren äußerst vorsichtig und diskret. Er hielt es für ausgeschlossen, dass irgendwer Verdacht geschöpft hatte. Und wenn Cranmer wirklich etwas davon wüsste, hätte er auch wissen müssen, wo Nick sich versteckte. Warum hatte er ihn dann nicht holen lassen?
    Nick entspannte sich. »Ihr blufft.«
    Der ehrwürdige Erzbischof grinste schelmisch. »Aber nur ein bisschen. In einem Hurenhaus in The Stews gab es ein junges Geschöpf, das einen gewaltigen Groll gegen Euch hegt. Sie war anscheinend einmal Eure Dienstmagd, und Ihr habt sie fortgejagt, weil sie Euch für den armen Cromwell bespitzelt hat.«
    »Helen«, knurrte Nick.
    Cranmer nickte. »Sie ist eine so begabte Spionin, dass ich sie in meine Dienste genommen habe, und sie hat … Freundschaft mit Eurem Master Gerard geschlossen, der so zutraulich und arglos ist, dass er ihr all seine Sorgen und Gedanken anvertraut. Und er ist in größter Sorge um die Tugend der besagten Nonne.«
    Nick schnaubte verächtlich. »Mir scheint, ich werde ein ernstes Wort mit Master Gerard reden müssen … Was habt Ihr für ein Interesse an unserem unbedeutenden kleinen Waisenhaus, dass Ihr ihn ausspionieren lasst?«
    »Ich habe Interesse an Euch, an Nathaniel Durham und an Doktor John Harrison. Drei kluge Männer höchst unterschiedlicher religiöser Ansichten, jeder einflussreich auf seine Weise, die zusammen eine karitative Einrichtung gründen? Das ist sehr verdächtig, wie Ihr zugeben müsst.«
    »Die Politik hat Euch gar zu argwöhnisch gemacht, scheint mir. Die Krippe ist keine Front für irgendwelche finsteren Verschwörungen.«
    Cranmer nickte – offenbar nicht überzeugt. »Na schön, lassen wir Eure wohltätigen Werke und die Damen unseres Herzens fürs Erste aus dem Spiel. Zurück zur Sache. Wer hat für Katherine Howard und Euren Bruder den Hurenwirt gespielt?«
    Nick stand auf und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Exzellenz. Ich habe Euch gesagt, was Ihr wissen musstet. Mehr habe ich nicht zu bieten.«
    »Lady Rochford?«, fragte Cranmer unbeirrt.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie ist ein unglückliches, scheues Geschöpf. Sie hätte niemals den erforderlichen Mut.«
    »Oh, sagt das nicht. Sie war mutig genug, ihren eigenen Gemahl mit einer Lüge aufs Schafott zu bringen. Und wie verhält es sich mit Eurer Stiefschwester?«
    »Louise?« Nick tat, als ließe er sich die Frage einen Moment durch den Kopf gehen. In Wahrheit musste er eine blitzschnelle Entscheidung fällen. Und was immer er sagte, es musste überzeugend sein. Schließlich winkte er ab. »Ich würde ihr beinah jede Niedertracht zutrauen, aber dass sie ihrem eigenen Bruder und ihrer Cousine hilft, sich in tödliche Gefahr zu bringen? Nein.«
    Und er dachte: So, Dudley. Jetzt sind wir quitt. Ich habe getan, was ich konnte, um Brechnuss den Hals zu retten, weil du an ihr hängst. Und nun schulde ich dir nichts mehr.

Waringham, Dezember 1541
    Es hatte fast eine ganze Woche lang geregnet und gestürmt, aber am Sonnabend vor dem dritten Advent schlug das Wetter um. Es wurde klirrend kalt, und der Himmel über Kent war weit und blau.
    »Gott sei gepriesen«, bemerkte der Stallmeister. »Noch ein paar Tage Training in diesem Sauwetter, und die Stallburschen wären uns davongelaufen.«
    »Hör sich das einer an«, kommentierte Greg kopfschüttelnd, der mit einem Wassereimer in jeder Hand vorbeikam. »Als ob so ein bisschen

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