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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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du konntest. Mit Anstand und Großzügigkeit.«
    Er winkte ab. »Bitte keine schönen Lügen, Hoheit. Es ist noch ein wenig zu früh für meinen Nachruf …«
    Mary biss sich auf die Lippen, ergriff seine Hand und senkte den Blick. »Nick … Was soll nur aus mir werden, wenn du fort bist? Ich werde endgültig mutterseelenallein sein.«
    »Ich kann dir nur sagen, was ich dir zu diesem Thema immer gesagt habe: Du musst endlich heiraten. Versprich es mir, Mary. Versprich mir, dass du dich nicht länger sträubst. Es würde mich beruhigen.«
    »Dann verspreche ich es dir«, sagte sie ernst. »Obwohl ich nicht will und nicht glaube, dass es mich glücklich machen wird, werde ich es tun. Für dich.«
    »Danke.«
    »Weil du der beste Freund warst, den ich je hatte. Und der treueste. Du und meine Lady Margaret. Erst hat der König mir sie weggenommen, jetzt dich. Ohne Grund. Ohne jede Rechtfertigung.«
    »Ich bin nicht sicher«, entgegnete Nick langsam. »Ich habe viel darüber nachgedacht, weißt du. Welchen Weg ich gegangen bin und wohin er geführt hat und warum. Ich habe keins der Vergehen begangen, die der Kronrat mir vorwirft, aber wenn es wirklich stimmt, dass die oberste Pflicht eines Kronvasallen die Liebe und Ergebenheit für seinen König ist, dann bin ich ein Verräter, Mary. Denn von dem Tag an, als ich die Wahrheit über deinen Vater erfahren habe und mein Vater gestorben ist, habe ich den König bestenfalls gehasst, aber meistens verachtet. Darum handelt der Kronrat nur folgerichtig, mich aufs Schafott zu schicken. Ich bin ein Kronvasall ohne Loyalität zu meinem König. Eine Abscheulichkeit. Vielleicht hätte ich es bei deinem Bruder besser gemacht. Aber das wird nun Francis’ Aufgabe sein.«
    Mary stand auf und zog ihn mit sich auf die Füße. »Doch was für ein Kronvasall wärst du gewesen, hätte der König Gottes Willen erfüllt, meine Mutter nicht verstoßen und mir die Krone hinterlassen?«
    Wenn das Gottes Wille war, warum ist es dann nicht so gekommen?, fragte er sich. Aber das sagte er nicht.
    Ein Yeoman Warder hämmerte an die Tür und rief: »Zeit ist um, Mylady.«
    Nick schloss sie in die Arme. »Ich habe ein Testament gemacht und werde es Simon Neville anvertrauen. Viel habe ich nicht zu vererben, weil Waringham an die Krone fällt, aber ich habe dich als Vormund meiner Kinder eingesetzt. Und du wirst dich um Janis kümmern, nicht wahr? Für sie wird es am schwersten, ganz allein mit dem Bastard eines Verräters.«
    »Sei unbesorgt. Sie wird nicht allein sein.«
    Nick ließ sie los und führte ihre Hand an die Lippen. »Leb wohl, Hoheit. Und vergiss nicht zu heiraten, hörst du. Du hast es versprochen.«
    Sie schüttelte den Kopf, küsste ihn scheu auf den Mund und wandte sich dann hastig ab. »Geh mit Gott, Nick.«
    Neun Tage später wurden die Bills of Attainder gegen den Duke of Norfolk und den Earl of Waringham verabschiedet und die Hinrichtung der beiden Verräter für den nächsten Morgen angesetzt.
    Jenkins brachte Nick seine Henkersmahlzeit: ein gut gefüllter Teller mit Kalbsbraten und Weißbrot, dazu ein großzügiger Krug Wein. Nick musste an George Boleyn denken und hatte heute mehr Verständnis als damals für dessen Bedürfnis, die letzten Stunden seines Lebens im Weinrausch zu verbringen. Eine Nacht konnte verdammt lang werden, eine Winternacht zumal. Doch er hob abwehrend die Hand. »Nimm es wieder mit, sei so gut.«
    »Was?«, fragte der alte Yeoman Warder entgeistert. »Warum das denn, Mylord?«
    »Weil die Henkersmahlzeit ein Symbol ist. Ich dachte, ein Mann in deiner Position wüsste das.«
    »Ein Symbol?«, wiederholte Jenkins verständnislos.
    »Hm. Sie zu essen bedeutet, dass man Frieden mit denjenigen schließt, die einem das Leben nehmen. Das zu tun ist nicht meine Absicht. Also trag alles wieder hinaus, bevor der Duft mich schwach macht, und lass es dir schmecken.«
    Jenkins machte folgsam kehrt. »Euer Pfaffe und Eure Familie sind hier.«
    Gott, mach mich stark , betete Nick.
    »Dann schick sie rein. Meinen Jungen zuerst.«
    Jenkins hielt die Tür mit dem Ellbogen auf, sagte ein paar Worte, und Francis kam förmlich hereingeflogen. Er schlang die Arme um Nicks Hals und schluchzte.
    Nick hielt ihn fest, spürte die knochigen Schultern und Arme und war erschüttert. Nicht zuletzt darüber, wie groß der Junge geworden war. Bald zwölf, dachte er fassungslos. Und ich hätte so gerne erlebt, wie ein Mann aus dir wird, mein Sohn …
    »Entschuldige«, murmelte Francis

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