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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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menschenleeren Wiese mit ihren vereinzelten Bäumen deplatziert wirkte. »Es war verdammt knapp«, murmelte er.
    Norfolk wandte langsam den Kopf und sah zu ihm hoch. »Ich wünsche mir oft, Dudley wäre zehn Minuten später gekommen.«
    Ich nicht, dachte Nick, aber er nickte. »Gott zum Gruße, Euer Gnaden.« Er hielt ihm den Weinschlauch hin. »Ein Schluck Malvasier aus dem Friaul. Er wird Euch gefallen, denke ich.«
    Der alte Herzog ließ den Blick einen Moment auf dem ledernen Behältnis ruhen. »Schenkt mir ein«, befahl er, seine Umgangsformen so ungehobelt wie seit jeher. Sechs Jahre Einzelhaft bewogen einen Mann nicht gerade, an seinen Manieren zu feilen, nahm Nick an.
    Er schenkte Malvasier in einen Zinnbecher, den er auf dem Tisch fand, und brachte ihn Norfolk. Der griff danach, ohne richtig hinzuschauen, setzte an und nahm einen gewaltigen Zug. Dann brummte er: »Zu sauer.«
    Oh, natürlich, dachte Nick halb amüsiert, halb verstimmt. Er hatte mit nichts anderem gerechnet.
    »Sagt dem Lümmel vor der Tür, er soll mir Honig bringen«, knarzte Norfolk.
    Nick verzog schmerzlich das Gesicht bei der Vorstellung, wie der arme Malvasier verschandelt werden sollte. »Gewiss, Mylord.«
    Norfolk leerte den Becher. »Was wollt Ihr?«, fragte er dann brüsk. »Nachschauen, ob ich schon verfaule? Oder wollt Ihr einfach nur den Toren begaffen, der sein Leben in den Dienst seines Königs gestellt hat, nur um schließlich von ihm verraten und verkauft zu werden?«
    »Ich komme mit einer Bitte, Mylord.«
    »Die Antwort ist Nein«, konterte der alte Grantler prompt.
    »Das habe ich mir gedacht. Darum verknüpfe ich meine Bitte mit einem Angebot.«
    »Ich bin nicht interessiert.«
    Nick rang um Geduld, trat vor Norfolk und lehnte sich an die Fensterbank, um den Blick auf den Tower Hill zu versperren. »Ich bitte Euch um die Hand Eurer Enkelin für meinen Sohn.«
    »Enkelin?«, wiederholte der Herzog. Es klang ebenso desinteressiert wie verwirrt.
    »Eure Enkelin Millicent, ganz recht«, erwiderte Nick.
    »Millicent …« Norfolk sah versonnen ins Leere, und dann fiel es ihm ein. »Surreys Jüngste. Sieht aufs Haar aus wie ihre Cousine Katherine, dieses läufige Miststück, das mich hierher gebracht hat.«
    »Millicent hat sich verändert, seit Ihr sie zuletzt gesehen habt. Die Ähnlichkeit mit Königin Katherine ist nicht mehr so ausgeprägt wie in ihrer Kindheit. Sie ist eine sehr schöne, kluge und vollendete junge Dame geworden, Mylord. Ihr hättet Grund, stolz auf sie zu sein.«
    Der Herzog hob eine magere, altersgefleckte Hand, auf der die Adern dick wie Regenwürmer hervorgetreten waren, und winkte ab. »Kratzt an der feinen Politur, und darunter findet Ihr ein Luder. Alle Frauen sind sündig und wertlos. Sie sind Dreck . Und die Weiber in meiner Familie sind die schlimmsten …«
    »Dennoch bitte ich Euch um Millicents Hand für meinen Sohn. Sie ist einverstanden, und er ist es auch.«
    Norfolk grunzte abschätzig. »Warum wollt Ihr Euren Bengel mit einer Howard verheiraten? Das ist politisch unklug.«
    »Das ist mir gleich«, eröffnete Nick ihm. »Es wäre gut für meinen Sohn und gut für Waringham. Nur das interessiert mich.«
    »Aber wie ich schon sagte: Ich habe keinen Anlass, Euch eine Gunst zu erweisen. Darum …«
    »Ich weiß«, fiel Nick ihm ins Wort. »Doch wenn Ihr einwilligt, schwöre ich Euch, dass ich alles tun werde, um Euch hier herauszuholen, Norfolk.«
    Die alten Augen waren trüb geworden, aber das boshafte Funkeln hatten sie nicht verloren. » Ihr? Ihr habt nicht einmal genug Macht, um eine Ratte aus dem Tower zu holen.«
    Nick verschränkte die Arme und ließ ihn nicht aus den Augen. »Derzeit nicht. Aber der König stirbt. Mein Cousin Doktor Harrison hat mit dem Leibarzt gesprochen. Edward ist zu schwach, um das Bett zu verlassen. Er hustet Blut, und er hat ungefähr die Hälfte seines Gewichts verloren. Höchstens noch einen Monat geben sie ihm.«
    »Ihr seid recht gelassen ob des grausamen Schicksals unseres jungen Königs, scheint mir«, höhnte Norfolk.
    Nick hob vielsagend die Schultern. Er hatte die letzten Jahre fern der Politik verbracht. Der junge König Edward war immer ein Fremder für ihn geblieben; Nick kannte ihn nicht gut genug, um persönlichen Anteil an seinem Schicksal zu nehmen. Und aus der Distanz hatte er beobachtet, wie sich aus dem Knaben ein launischer, selbstsüchtiger und obendrein bigotter Jüngling entwickelte, der jeden Fehler zu wiederholen versprach, den sein

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