Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Laura. Frag die Leute, die du auf der Straße triffst. Sie werden dir etwas anderes sagen. Vielleicht sind sie nicht versessen auf den Papst. Aber sie wollen Mary, glaub mir. So sehr, dass sie Seine Heiligkeit dafür billigend in Kauf nehmen werden, du wirst sehen.«
    »Was denkst du denn, das du tun kannst?«, fragte Laura. »Deinen Kopf und deine Wunschkandidatin gegen den Willen des Kronrats durchsetzen?«
    »Keine Ahnung. Aber jetzt ist wirklich nicht der richtige Moment, ihr den Rücken zu kehren. Außerdem scheint dies eine Debatte zu sein, die du und ich alle paar Jahre wieder führen, ohne dass einer von uns je seinen Standpunkt ändert. Also sollten wir unseren Atem sparen.«
    Er holte seine Waffen, und Janis begleitete ihn in den Hof hinunter. Oben in der Halle hatte sie kein Wort gesagt, und davon war ihm ein wenig mulmig geworden. »So untypisch zurückhaltend, Lady Waringham?«, fragte er, als sie den Stall betraten.
    »Was soll ich vorbringen?«, erwiderte sie und hob die schmalen Schultern. »Es ist, wie du gesagt hast: Du musst es tun. Weil vermutlich niemand sonst sich die Mühe machen wird, und weil du der einzige bist, auf den Mary eventuell hört.«
    Nick schnallte sein Schwertgehenk um und legte einen Moment die Linke auf das Heft, um welches schon so viele seiner Vorfahren die Faust geschlossen hatten. Die vertraute Form flößte ihm immer Selbstvertrauen ein. Dann nahm er den Sattel vom Pflock und legte ihn Esteban auf den Rücken. Während er sich nach dem Gurt bückte, antwortete er: »Mach dir keine Sorgen, Janis. Northumberlands Plan kann nicht gelingen. Es ist Irrsinn. Niemand in England kennt Jane Grey. Sie werden sich keine Königin vor die Nase setzen lassen, von der sie noch nie im Leben gehört haben, solange es eine Prinzessin gibt, die einen Thronanspruch hat und die sie schätzen.«
    »›Vergöttern‹ wäre wohl eher der treffende Ausdruck«, gab sie zurück und reichte ihm das Zaumzeug an.
    »Das klingt, als mache dir das Angst.«
    »Ja, es macht mir Angst. Henry hat Catalina vernichtet, weil die Engländer auf ihrer Seite standen und sie mehr liebten als ihn. Northumberland wird mit Mary das gleiche tun.«
    »Wenn wir ihn lassen, todsicher«, stimmte er zu, führte sein Pferd aus der Box und ließ die Zügel los, um seine Frau in die Arme zu schließen. Er sah ihr in die Augen, legte beide Hände auf ihr Gesicht und küsste sie. »Danke, dass du verstehst, was ich tue.«
    Janis lächelte, und um die Augen malten sich ein paar Falten ab, die er hinreißend fand. Dann trat seine Frau einen Schritt zurück. »Reite los, Nick. Vermutlich drängt die Zeit.«
    Er nickte, führte Esteban in den Hof und saß auf. »Bleibst du in der Stadt?«
    Janis schüttelte den Kopf. »Morgen bei Tagesanbruch kehre ich nach Hause zurück.«
    Er verbarg seine Erleichterung und bemerkte grinsend: »Isabella wird außer Rand und Band sein, dass sie ihr Pony eine Woche eher als erwartet bekommt …«
    Janis lachte und öffnete ihm das Tor zur Straße. »Gott schütze dich. Komm in einem Stück nach Hause, hörst du.«
    »Ich werde mich bemühen.« Und damit ritt er auf die Straße hinaus und galoppierte Richtung Osten davon.
    Es waren fünfundzwanzig Meilen von London bis nach Hunsdon, und Nick kam gegen neun Uhr am nächsten Morgen an.
    Als er vor dem hübschen ländlichen Gutshaus absaß, sprang die Erinnerung ihn mit unerwarteter Heftigkeit an. Er musste einen Moment innehalten. Hier, wo Esteban jetzt stand und müde den Kopf hängen ließ, hatte der Leiterwagen gehalten, auf dem sie Nick hergeschafft hatten. Dort war die Tür, an die er verzweifelt gehämmert hatte, und die streitbare Lady Margaret hätte ihn um ein Haar nicht eingelassen. Dieses Haus war es gewesen, wo er und Mary ihre finsterste Stunde verbracht hatten. Niemals zuvor oder seither waren sie einander so nahe gewesen. Buchstäblich hatten sie ihr Schicksal in die Hände des anderen gelegt und hatten einander auf die Art ermöglicht, trotz ihrer bitteren Niederlage weiterzuleben. Ohne Scham. In Wahrheit, wusste er, war es der Moment gewesen, da sie über König Henry triumphiert hatten.
    »Wir haben einem Tudor getrotzt«, murmelte er vor sich hin. »Also werden wir jetzt nicht vor einem hergelaufenen Dudley einknicken.«
    Mit diesen Worten trat er an die Tür und klopfte. Dieses Mal wurde ihm anstandslos aufgetan.
    »Lord Waringham!« Der junge Gentleman in Marys Livree strahlte. »Ich glaube, Ihr seid mehr als

Weitere Kostenlose Bücher