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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Zwiespalt, als er antwortete: »Wie es aussieht, seid Ihr der Erste, der die zweifelhafte Ehre hat, für die kleine Marionettenkönigin Eures Vaters zu sterben, mein Junge.«
    Robin sah ihm in die Augen, und Nick kam nicht umhin, seinen Mut zu bewundern. Der Junge wusste genau, dass sein Leben am seidenen Faden hing, aber weder sein Blick noch seine Züge verrieten die Todesangst, die er zweifellos empfand.
    »Wenn das Gottes Wille ist, wird es zweifellos so sein, Mylord«, gab er zurück. »Aber lasst mich Euch noch eine persönliche Botschaft meines Vaters ausrichten, ehe Ihr zustoßt. Ich war mir bis gerade eben nicht schlüssig, ob ich sie Euch vorenthalten soll oder nicht, aber jetzt habe ich keine Wahl, denn Ihr müsst wissen, welche Folgen es hat, wenn Ihr mich tötet. Mein Vater hält Euren Sohn als Geisel im Tower. Wenn ich als Erster sterbe, dann stirbt Francis als Nächster.«
    Nick rührte sich nicht und ließ die Waffe keinen Zoll sinken, aber er spürte Grauen in Form von Schwäche seine Beine hinaufkriechen, und bittere Verzweiflung kam ihn an. Jesus Christus, was tun wir hier nur? Ich will diesen Jungen nicht töten. Und ihm graut davor, dass sein Vater Francis tötet. Und doch wird all das passieren, weil keiner von uns auch nur einen Schritt zurück kann … »Wie Ihr schon sagtet, Dudley. Es ist auf jeden Fall Gottes Wille, der geschieht. Alsdann. Wenn Ihr beten wollt, dann tut es jetzt.«
    »Nein.« Plötzlich lag Marys Hand auf Nicks Arm.
    Er fuhr leicht zusammen, denn er hatte nicht einmal gemerkt, dass sie abgesessen war. Den Blick weiter unverwandt auf sein Opfer gerichtet, sagte er: »Es hat sich nichts geändert, Hoheit. Wenn Ihr Euch in seine Hände begebt, seid Ihr tot.« Er unterbrach sich kurz, um Dudley Gelegenheit zu geben, ihm entrüstet zu widersprechen, aber der junge Mann war zu anständig für falsche Beteuerungen und hielt den Mund.
    »Mylord, lasst die Waffe sinken, ich befehle es«, sagte Mary streng. »Ganz sicher ist es nicht Gottes Wille, dass ich meine Krone mit dem Leben Eures Sohnes erkaufe.«
    Mit einem Mal knackte es im Dickicht hinter ihnen. »Das müsst Ihr auch gar nicht, Hoheit«, sagte eine fremde Stimme, und im nächsten Moment zwängte sich ein großer, hagerer Mann in einem angerosteten Brustpanzer durchs Unterholz. Ihm folgten rund zwei Dutzend Bauern mit gespannten Bögen, Äxten und Knüppeln, und die gleiche Anzahl kam auf der anderen Seite der Straße zwischen den Bäumen hervor. Robin Dudleys Männer zogen die Schwerter, aber es war zu spät. Jetzt waren sie diejenigen, die sich eingekreist und in Unterzahl fanden.
    Der Anführer der sonderbaren Neuankömmlinge trat vor Mary und sank auf ein Knie nieder. »Jonathan Helmsby, Hoheit. Wir hörten, der König sei gestorben?«
    Mary gestattete ihm mit einer Geste, sich zu erheben, und nickte. »Ich fürchte, es ist wahr, Sir Jonathan.«
    Der stand auf und bekreuzigte sich. »Möge er den ewigen Frieden finden.« Dann wandte er sich zu seinen Männern um. »Der König ist tot. Lang lebe Königin Mary!«
    »Lang lebe Königin Mary!«, wiederholten sie donnernd.
    »Habt Dank, Sir«, sagte Mary, und Nick erkannte, dass dieser bedingungslose Treuebeweis sie zutiefst berührte und sie alles daransetzte, das nicht zu zeigen.
    Helmsby verneigte sich vor seiner Königin. »Seid versichert, meine Männer werden alle nur zu bereitwillig das Knie vor Euch beugen, sobald wir dieses Ketzergesindel zurück nach London gejagt haben.«
    Robin Dudley drohte der Kragen zu platzen. Wütend schob er Nicks Schwertspitze beiseite und machte einen Schritt nach vorn. »Wenn Ihr gestattet, Sir«, hob er entrüstet an. »Ihr habt überhaupt kein Recht, Lady Mary zur Königin auszurufen! Lady Jane Grey wird König Edward auf den Thron folgen und …«
    »Jane wer?«, fragte Helmsby, winkte aber gleichzeitig desinteressiert ab. »Wir mögen für einen ausstaffierten Londoner Fatzke wie dich nur Bauern aus der Provinz sein, Bübchen, aber wir hier in Norfolk kennen das Gesetz.«
    Ausstaffierter Fatzke , wiederholten Robin Dudleys Lippen ebenso tonlos wie empört, und mit einem Mal hatte Nick Mühe, nicht zu lachen. Er tauschte einen Blick mit Rochester, dann trat er zu Helmsby und streckte ihm die Hand entgegen. »Nicholas of Waringham. Ihr kamt gerade recht, Sir Jonathan.«
    »Ihr werdet feststellen, dass wir nicht die Einzigen sind, Mylord. Ganz Norfolk steht bereit. Vermutlich ganz East Anglia.« Die Pranke, die Nicks Rechte ergriff,

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